Tag 26. Besançon – Chaussin

Ach, Hotelzimmer. Sobald ich die Möglichkeit habe, nutze ich alles was geht. Alle Steckdosen werden sofort belegt (eine Sache, die ich auch schätzen gelernt habe: Strom), die Toilette wird so häufig es geht frequentiert, auch bei nicht unbedingtem Bedürfnis. Großzügig natürlich auch das Klopapier abgerollt und automatisch in die Taschen gesteckt. Ich frage mich, wo ich überall Klopapier wiederfinde, wenn ich wieder zu Hause bin. Auch eine Möglichkeit, eine Art Tagebuch zu führen. „Ach, guck mal, das hier hab ich aus Besançon“. Und dies hier, das ist richtig gutes, das kommt von dem Campingplatz in Nancy. Das war ein Fest, da hab ich richtig zugelangt“ usw.
Vielleicht sollte man eine Bewertung der Plätze nach Klopapier einführen. Für uns Camper ist das wichtig. Wenn man nicht gerade, so wie ich, 6-8 Rollen Klopapier mitführt, weil man ja sonst nicht weiß wohin mit dem ganzen Platz in den Fahrradtaschen.
Zurück zum Hotelzimmer. Ich nutze natürlich auch ausgiebig den Fernseher. Zuerst Iron man, danach Fluch der Karibik 2. Auf einmal kann ich viel länger wach bleiben, erstaunlich. Ich wollte schon langst was essen, aber komme weder gedanklich, noch motorisch von dem Gerät los.
In der Nacht ist es schrecklich heiß. Ich weiß gar nicht warum, bis mir morgens auffällt, dass ich die kleine elektrische Heizung auf Volldampf laufen lasse. Morgens muss ich das Fenster aufmachen, um zu prüfen, wie kalt es draußen ist – verrückt. Ich freue mich über den Spiegel im Bad, in dem ich sehen kann, wo genau meine Fahrradshirts an den Armen aufhören. Ebenso an den Beinen. Das wird lustig, wenn ich mal den Badeanzug anziehe…. Ich dusche ausgiebig und creme mich ein. Kann es etwa sein, dass meine gigantische 50ml Flasche creme schon leer ist? Ich pule den Deckel ab und schlage mir die Öffnung auf die Handfläche. Mit einem satten Geräusch saugt sie sich an der Hand fest. Das finde ich lustig. Als sie sich schmatzend wieder löst spritzt vornehmlich an den Spiegel der restliche Inhalt der Flasche. Hm. Bin ich etwa nach vier Wochen schon nicht mehr zivilisationsfähig? Artig wische ich die Creme von Spiegel ab, brauche ich schließlich noch.
Ja dann, los gehts. Ich bin froh, Besançon hinter mir zu lassen, einerseits weil ich große Städte nicht mehr mag und andererseits, weil die Stadt einfach potthässlich ist. Ich fahre an einem Kanal entlang, zweifelsohne ein „Canal du irgendwas“. Ab und zu kommt mir ein Radfahrer entgegen und wir sagen gegenseitig bonjour. Die Franzosen sagen ja nicht „bonngjur“, so wie ich, sondern eher ein „bongschuuchrrr“. Daran kann man sie von den Zugereisten unterscheiden. Auch das handelsübliche „Oui“, wo ich quasi „ui“ nuschele, kommt bei den Franzosen eher dahin gehaucht her, als „Uuiihh“ mit einem leichten Stoßseufzer am Ende. Also eigentlich ein einfaches Ausatmen des Wortes. Ich habe aber auch schon eine abgewandelte Form gehört, bei der das Ausatmen nach dem „uu“ schon abgebrochen wird. Salopper wird auch gerne ein „Uähh“ verwendet, wo das Seufzen oder Atmen gänzlich fehlt.
Ich komme auch hier, wie in Deutschland auch, an Menschen vorbei, die mich nur anstarren und sich geradezu erschrecken, wenn ich ihnen mein deutsches „bonngjur“ hinwerfe. Nur die eine Katze, die starrt stur an mir vorbei … Auch deutsche Fahrradfahrer kommen mir entgegen, einfach zu erkennen durch deutsche Flaggen oder wenn sie einfach „hallo“ rufen. Na, denke ich, seid ihr auch die ganze Strecke mit dem Rad von zu Hause losgefahren? Hochnäsig nehme ich an, dass nicht, denn ihr gepackt ist viel zu klein und überhaupt sehen die gar nicht so aus. Basta. Oder sie sind einfach gepäckmäßig schlauer als ich. Das tue ich aber großzügig ab.
Bald mache ich Pause, weil ich an der Bank einfach nicht vorbei fahren kann.

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Es ist schön warm, die Sonne scheint. Vögel zwitschern, Falter flattern, Fliegen summen. Ich beobachte sie. Die Fliegen lieben meine neonfarbene Regenhülle. Sie setzen sich darauf und es sieht so aus, als ob sie sich ständig über ein super Geschäft freuen, denn sie reiben sich permanent die Hände. Oder die Füße. Ein Zitronenfalter (ja das Zitronenfalterimperium scheint alt-römische Ausmaße zu haben) setzt sich auf mein Knie, breitet seine Flügel aus und sonnt sich. Ich beschließe Frieden und Freundschaft mit den Zitronenfaltern und zufrieden fliegt der Falter wieder davon. Ich starre gedankenverloren auf den Boden und merke nach kurzer zeit, dass mein Puls so kräftig klopft, dass mein Kopf mit ihm mitnickt. Alle kleinen Tiere, die sich verhängnisvollerweise unter mein Shirt verirren bleiben entweder am Rücken kleben oder ertrinken gleich, denn ich brate und schwitze in der Sonne. Mir haben zwar mal Leute gesagt dass es sinnvoll ist, etwas heißes zu trinken, wenn einem heiß ist, aber der quasi noch kochende Tee, den ich trinke, kühlt mich tatsächlich eher gar nicht ab. Überaus träge beschließe ich, weiterzufahren. Als ich aufstehe hinterlasse ich, eigentlich wie gestern, eine „Menina“-Form auf der Bank. Ich denke, ich werde wohl noch so 6 oder 7 Pausen machen, bis ich nach 30km am Ziel bin 🙂

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Tag 25. Vesoul – Besançon

Heute keine Übersicht über die Tour. Mein Navi hat mich zwischendurch rausgeschmissen und ich musste die Tour neu planen.

In der Nacht hat es angefangen zu regnen und erst vor einer Stunde wieder aufgehört. Ich sitze im Zelt, habe aber abends schon einiges vorbereitet. Nur leider nicht, ob der Platz, zu dem ich wollte, offen ist. Ich rufe an, aber der Anruf kann nicht durchgestellt werden. Ich plane um. Es geht statt nach Émagny nach Besançon. Hier buche ich mir ein Zimmer im Ibis Budget Hotel. Es gibt laut Google keine Campingplätze in der Gegend und direkt zum nächsten Etappenziel zu fahren ist mir zu weit. Ich versuche so schnell wie möglich alles einzupacken, aber es wird natürlich trotzdem alles nass. Ist aber nicht so schlimm, ich freue mich auf das Hotel. Los geht’s im strömenden Regen. Heute mal wieder nicht so lustig, aber solche Tage gibt es eben auch. Irgendwann bin ich reichlich erledigt und brauche unbedingt eine Pause. Endlich finde ich eine Art Sitzgruppe in einem kleinen Dorf.

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Es ist zwar kalt, aber dafür trocken. Das ändere ich schnell, als ich mich hinsetze.

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Keine Ahnung, ob das jetzt Schweiss oder Regenwasser ist. Ich esse mein „Pausenbrot“ und greife danach zu meinem momentanen Suchmittel:

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Schon wird die Welt bunt und klebrig und ich bin glücklich.

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Durch die Regentropfen auf meiner Brille starre ich in den Himmel und denke darüber nach, was ich in diesen fast vier Wochen alles schätzen gelernt habe. Heiß duschen, Klopapier, Asphalt, heißen Tee, meine Mütze, Menschen die freundlich zu mir sind, Küchenrolle, Lebewesen aller Art (außer Spinnen und Vögel, die erst Nachts anfangen zu zwitschern) – kurz, allerhand erstmal recht einfache Dinge. Ich bin begeistert von meinen Handtüchern – spezielle dünne supersaugfähige Dinger. Und natürlich von meiner Regenkleidung. Ich finde, ich sehe auch extrem cool darin aus.

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Irgendwann beginne ich meinen Po nicht mehr zu fühlen und nehme das als Anlass weiterzufahren. Nur noch schlappe 13km von den 66, die ich fahren muss. Nach so einer Pause kommen die Beine nur reichlich widerwillig wieder in die Gänge. Endlich komme ich im Hotel an und breite mich aus. Alles muss trocknen und ich nutze jeden Platz.

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Resümierend würde ich sagen, alle Kühe am Wegesrand haben mich genau beäugt, so wie ich sie auch. Mindestens vier Katzen sind in Todesangst vor mir geflohen. Eine andere hat sich so platt auf den Boden gelegt, dass sie den überfahrenen Fellhaufen auf der Straße alle Ehre gemacht hat, und noch eine ist mit einem Hechtsprung ins Feld gehüpft, wo ich ihre schwarzen Ohren noch gut sehen konnte. Ich habe sie aber in der Illusion gelassen, ich wüsste nun überhaupt nicht mehr, wo sie abgeblieben ist. Ich glaube ich habe einen Fuchs gesehen. Natürlich nur von hinten. Viele Pferde, die wohl auch nichts anderes machen, als sich zu bewegen, fressen und schlafen (mir werden hier Parallelen bewusst …). Menschen so gut wie gar nicht. Und zuletzt eine Welt, die durch die „Regentropfen auf Brille“-Perspektive manchmal ganz anders aussah. Sehr philosophisch. Und jetzt gucke ich Ironman 2 en francais.

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Tag 24. nach Vesoul

Mein Ostersonntag
Ach, schlafen bis acht. Das ging sogar mal, weil ich in der Nacht auf Klo war, statt bis zum Morgen zu warten. Ich lasse mir zeit, es ist kalt und wolkig. Ich habe ja nur eine Strecke von 35km. Während das Teewasser kocht, fange ich an, das Zelt aufzuräumen. Huch, eine kleine Spinne. Macht ja nichs, denke ich äußerst großzügig. Als ich zum Fahrrad gehe, ist auch hier eine kleine Spinne. Etwas größer, als die davor, aber ich bleibe cool. So ist das eben beim campen. Eine weitere Spinne krabbelt auf meinen Klopapierrollen lang. Kann ich verstehen, auf rosa farbenem Klopapier würde ich auch krabbeln wollen. Weiter machen mit Schlafsack einpacken. Nichtsahnend und vor allem noch ganz entspannt (obwohl mir die Spinnenfrequenz nicht ganz so gut gefällt) stopfe ich das Ding in seinen Beutel. Da sehe ich aus dem Augenwinkel das hier:

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Urgh.
Ich erstarre in Panik. Tarantula bewegt sich überaus schnell auf dem Innenzelt entlang Richtung Zelteingang. Lustig, dass einem zu so einem Zeitpunkt die dümmsten Visionen plagen. Tarantula wird für mich schnell zu Gigantula und bringt noch eine Menge Geschwister mit. Ich verlasse fluchtartig das Zelt und weiß nun erstmal nicht, was ich als nächstes machen soll. Teewasser kocht schon lange und so setzte ich mich erstmal hin. Auf einmal ist mein kleiner supertoller Hocker gar nicht mehr so toll, hebt er mich doch nur lächerliche 26cm vom Boden und damit von dem Monster. Ich fange mit den üblichen verfolgungswahnartigen Routinen an. Jede Plastiktüte wird genau beäugt. Jede Bewegung auf dem Boden wird lokalisiert. Jedes Kribbeln auf der Haut genauestens untersucht. Irgendwann fange ich an, das Außenzelt abzunehmen. Muss ich ja. Ich will es gerade ausschütteln, als es mir der Wind mitten ins Gesicht weht. Prima. Alles loslassen, drei Schritte zurückspringen und übers Gesicht wischen. Hoffentlich sieht mich keiner. Wieder angepirscht, Ecken hochheben. Das Vieh ist längst weg. Mann mann mann. Als ich das Innenzelt einpacken will, sehe ich sie mit einer Beute, die mindestens so groß ist wie sie. Netterweise zieht sie sich zurück. Uff.
So, die Sonne kommt raus und ich fahre endlich los. Ich fahre durch kleine Dörfer mit hübschen Kirchen:

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Werde beäugt und bin sicher danach das Weide- und Stadtgespräch:

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Und freue mich im allgemeinen über den Tag und die Landschaft:

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Ich freue mich über die Sonne und über ein Kölner Wohnmobil, dass mir entgegen kommt. „Köln!“ rufe ich sinnigerweise und lache. Keine Ahnung, was die von mir gedacht haben. Verrückte Franzosen, vermutlich.
Als ich nach Vesoul komme, sehe ich ein McDonald’s Schild und kann natürlich nicht widerstehen, zumal ich sowieso viel zu früh bin. Ich bleibe stehen und dödel mit meinem Handy rum, um rauszufinden ob es da wohl ein Mccafé gibt, als ich hinter mir eine Stimme höre. Keine Ahnung, was der nette junge Mann sagt, aber instinktiv verstehe ich dass er mir helfen will. Nett, aber unnötig. Macht nichts, ich sage „ich suche McDonald’s“. Unverständliches highspeed französisch folgt. Er gestikuliert wild hinter sich. Da ist wohl das Ziel meiner Träume, seiner Begeisterung nach zu urteilen. Ich frage nach einem McCafé und er bietet mir sofort an, dass er mir einen Kaffee machen kann. Süß. Irgendwie nett, aber auch unheimlich. Zumal ich gar keinen Kaffee mag. Ich lehne dankend ab und er deutet wieder hinter sich. Da runter und a droite blablabla. Er leitet mich noch sicher über die vierspurige Straße und freut sich ganz allgemein des Lebens, würde ich sagen. Also echt, ich bin baff. Ich komme sicher bei McDonalds an und bestellen einen grünen Tee und einen müffin au chocolat. Also echt, bei solchen Wörtern weiss ich einfach nicht, was ich machen
soll. Ich sage aber stur „müffin“ und versuche nicht zu grinsen.

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Tag 23. Épinal – keine Ahnung wie das hier heißt

Ich habe die Etappe nach Vesoul zweigeteilt und bin reichlich froh darüber. Als ich heute hier ankam hätte ich nicht noch 35km fahren wollen. Heute morgen waren -2 Grad. Ich habe kurzerhand mein Frühstück in die Sanitäranlagen verlegt:

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Wow, glücklicherweise hatte ich keine Ahnung, wieviel Höhenmeter zwischen mir und meinem Ziel lagen. Mit 60km/h den Berg runter und den nächsten mit 4 wieder hoch. Abwechselnd eiskalt und brüllend heiß. Irgendwann habe ich meinen Puls in der Nase gefühlt. Äußerst merkwürdiges Gefühl. Die Pause war kurz, weil kalt und windig.

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Nach dem Zelt aufbauen gehe ich einkaufen. Schlechte Idee, denn ich habe nicht wenig Hunger. Ich gehe in einen gigantischen „Auchan“ Supermarkt und vergesse beim Betreten desselben sofort alles was ich kaufen wollte. Das Tier in mir möchte in alle Schinken, Würste und Brote beißen die ich sehe. Ich finde mich in der Technikabteilung wieder und habe tatsächlich das Gefühl, dass ich hier irgendwas bestimmtes kaufen wollte. Mein Kopf ist aber leer und ich starre den Gang entlang. Die Leute starren mich an, wahrscheinlich weil ich meinen Helm noch aufhabe. Würde ich ihn aber abnehmen, würden sie noch mehr starren. Bilde ich mir ein. Unversehens stehe ich vor den ca. 50m Klopapier. Ja, das brauche ich. Gibt’s hier selten auf Campingplätzen. Ich kaufe 8 Rollen und frage mich hier tatsächlich noch, wo ich die lassen soll. Dieser Gedanke verlässt mich jedoch eilig, als ich in die Süßigkeiten-Abteilung komme … Mein Gehirn hat sich längst hauptsächlich abgeschaltet und versucht nur noch hektisch die Vernunft wiederzufinden. Unbeeindruckt von dem Kampf in meinem Inneren, packe ich viel zu viele Dinge in meinen Korb. Ich gehe vorbei an Fertigpizzen, geräucherten Würsten, Fisch und Fleisch. Ich glaube ich muss mal wieder was richtiges Essen. Und viel. Ein Typ spricht mich in gewohnt französischer Supermarkt-Konversation an. Ich sage ihm, dass ich Deutsche bin kein französisch spreche (alles ist runtergefahren, ich bin dazu wirklich nicht mehr in der Lage) und er wiederholt einfach nochmal das gleiche, was er zuvor gesagt hat. „Oui“, sage ich und er ist zufrieden. Als ich auf dem Parkplatz quasi wieder zu mir komme, habe ich schon das halbe Brioche mit Schokostückchen aufgegessen. Meine Hände und vermutlich auch mein Gesicht, sind voll mit Schokolade und ich stopfe mir gerade noch den letzten Bissen in den Mund. Ich liebe stopfen. Ich glaube ich gehe nicht wieder hungrig einkaufen.

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Tag 22. Nancy – Épinal

Heute wirklich Quälerei. Nach 20km kaputte Speiche mitten im nirgendwo. Aufkommende Verzweiflung runtergeschluckt, ist ja nicht das erste Mal, also kein Grund auszuflippen. Fragt sich nur wohin jetzt … In meiner Zielstadt gibt es einen Fahrradladen, was ich Dank Internet rausfinde. Dann mal frisch ans Werk und da anrufen …
Ich radebreche (auch ein schönes Wort mit „Rad“. Und mit „brechen“. Wie passend …) mein Problem am Telefon einem netten Franzosen. Natürlich ohne die Worte für „Speiche“, „Hinterrad“ und „auswechseln“ zu kennen. Mein Satz muss für den Franzosen ungefähr so klingen: „Guten Tag. Ich tue eine Tour von deutsche nach Madrid. Ich habe eine Problem mit meine letzten Rad. Es ist kaputt ein Stab. Es gibt dort viele Stäbe, ich kenne das Wort nicht. Es ist vorbei (hier sage ich Versehen passé für passiert) das zweite mal. Sie sind offen und können reparieren? Ja, ich gehe gut, rollen funktioniert. Oh, vielen Dank! Es gibt noch, glaube ich, 500km bis Épinal. Ja, danke, auf wiedersehen“. Er hat aber alles verstanden und die 500km schaffe ich. Es sind auch nur etwas mehr als 50, aber ich habe keine Pause gemacht und meine Energie ist bald dahin. Es geht hoch und runter und regnet sie meiste Zeit. Das ist aber ok, ich habe meine Regenkleidung an. Die letzen neun Kilometer sind endlos und gehen nochmal schön nach oben. Endlich bin ich am Campingplatz und baue schnell das Zelt auf. Mein Knie tut weh und ich bin klitschnass geschwitzt. Der fahrradladen ist zum Glück in der Nähe. Es kostet 7 Euro und ich bekomme noch 5 Speichen mit auf den Weg. Ich vermute, nach 300km oder so kommt die nächste Speiche. Ich koche nicht mehr, ich hab einfach keine Lust. Die Sonne kommt noch etwas raus, aber als Ausgleich werden heute Nacht Null Grad. Ja, solche Tage gibt es auch. Bis morgen!

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Tag 21. Nancy

Kalt kalt kalt. Aber, die Sonne kommt raus und dann wird es richtig warm.
Nancy ist eine Stadt mit viel Gold und viel Jugendstil. Ich beschließe eine Stadtrundfahrt zu machen. In so einer kleinen Bummelbahn, die offen ist. Langsam füllt sich das Teil, alle Deutschen freuen sich über Kopfhörer mit einer Führung in Deutsch über Kanal Nr. 4. Dachten wir jedenfalls. Es geht los und auf allen Kanälen wird fröhlich losgeplappert, nur Kanal 4: Grabesstille. Vor mir ein deutsches Paar. Ich schalte um auf Englisch. Vor mir werden hektisch alle Kopfhörer ausprobiert. Langsam wird der letzte Wagen, unser Wagen, unruhig. Die Franzosen hinter mir erklären dem Deutschen Paar, dass sie die Lautstärke aufdrehen sollen, dann ginge das schon. Er versucht höflich zu antworten, dass er das schon mehrfach probiert hat – ich kann aber trotz meines englischen Kanals im Ohr hören, dass er leicht frustriert ist über diese Unterstellung technischer Unzulänglichkeit. Er winkt nach vorne, während die Franzosen immer wieder „Volume“ rufen. Immerhin ein englisches Wort, das ihnen da über die Lippen kommt. Die Bahn rödelt ungerührt weiter. Todesmutig springt er raus und läuft nach vorne. Die Bahn hält, er redet auf deutsch auf den Zugführer ein, der seinerseits auf französisch antwortet. Das Wunder wird gewirkt, der deutsche Kanal funktioniert. So ruckeln wir dann 45 min. ab und ich schalte ungerührt auf Kanal 4.

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Mein nächster Halt ist McDonald’s. Ich weiß, Menina ist in Frankreich und geht, statt ein schönes französisches Restaurant zu genießen, lieber zu McDonald’s. Aber, ich fühle mich hier wohl und habe WLAN. Ich nehme die französische Variante des Royal TS, der haargenauso aussieht wie in Deutschland. Beim ersten Bissen wird mir aber klar, dass ich in ein Klischee beiße. Die Soße ist eine Senfsoße. Natürlich. Ansonsten hab ich mit niemandem gesprochen und alles mögliche eingekauft was natürlich nicht mehr in meine Taschen passt.
Eine Sache verstehe ich aber nicht so. Warum heißen „die Schlümpfe“ hier „die Strümpfe“? Ein fataler Übersetzungsfehler? Bösartige Absicht? Ich weiß noch nicht mal, wie ich das aussprechen soll…

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Morgen geht es weiter 🙂

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Tag 20. Metz – Nancy

Tja, mir ist eigentlich noch nichts weiter widerfahren, außer dass ich wieder fahre (haha, kleines Wortspiel).
Allerdings weiß ich jetzt, dass die Bezeichnung „Weg“ oder „Feldweg“ in meinem Navi Grund zur Besorgnis gibt. Wie dem auch sei, heute morgen Tee gemacht:

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Und dann Zähne geputzt und meinen neuen Look bewundert …

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Packen. Losfahren und verstanden dass „Wege“ nicht immer toll sind. Als nächstes zeigt mein Navi „Single Trail“. Klingt cool, aber wo ist denn da jetzt noch der Unterschied zu „Wegen?“. Nach 10m wird mir dieser schlagartig klar:

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Wenigstens gibt es hier keine autogrossen Schlaglöcher, in denen man problemlos ertrinken könnte. Gott sei Dank ist es trocken. Ich ruckele den Single Trail entlang und nehme mir vor, bei der nächsten Gelegenheit auf eine Straße zu wechseln. Gedacht, getan – zack, nach 2 oder 3 km wieder Asphalt unter dem Reifen. Das Örtchen „Pompey“ erinnert mit einem Schildchen „Roule cool“. Stimmt ja, fast vergessen. Ich pule meine Sonnenbrille raus und rolle geradezu supercool in einem flotten Tempo in das Örtchen runter.
Jetzt Pause und Futter.

Am Ende meiner Pause (ich beschloss spontan dass es das Ende ist) kommt eine Madame mit Hund. Der Hund interessiert sich erstaunlicherweise überhaupt nicht für mich. Dafür aber Madame, die mich zunächst fröhlich mit „blablablamonsieur“. Und ich dachte meine berühmte Thermounterwäsche könnte eigentlich nichts verbergen. Nun ja, ältere Dame mit Sonnenbrille, Menina mit kurzen Haaren. Sie bemerkt ihren Fauxpas natürlich gleich, als ich mich aufsetze. Wir führen ein wirklich nettes Gespräch, wobei ich hauptsächlich „dangereux“ und „Courage“ verstehe. Aber ich mache mich und kriege auch zusammenhängende Sätze mit Sinn und Verstand heraus. Mein Lieblingssatz ist „je ne sais pas le môt“ – „ich kenne das Wort nicht“. Aber wie Franzosen so sind, redet sie fröhlich auf mich ein und unterstreicht mit überdeutlicher Mimik was sie sagt. Bei dem Wort „dangereux“ zieht sie die Augenbrauen fast bis zum ergrauten Haaransatz, nur um sie gleich darauf fast bis zur Nase wieder runterzuziehen. Fasziniert beobachte ich sie und verpasse so den nächsten Satz. „Äh“ sage ich mal wieder und fange an meine Sachen zu packen.
Beschwingt setze ich meinen Weg fort, nachdem ich die Dame einem Herrn, den sie offenbar kennt, übergeben habe. Mit halbem Ohr höre ich sie von der „petite allemande“ erzählen, die nach Madrid fährt. Gleich im ersten Satz fallen wieder die Worte „dangereux“ und „Courage“. Ich weiß nicht, ob sie das nun alles wunderbar findet oder mich für verrückt hält.
Ich komme am Platz an, kostenloses WLAN, richtige Toiletten (das ist nicht immer einfach in Frankreich!) und gratis Klopapier. Toll, dieses Frankreich!

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Tag 19. Metz

Ein Hotelzimmer. Was für ein Fest. Sofort breite ich alle meine Sachen überall aus. Inklusive des nassen Außenzeltes. Das kommt in die Dusche. Der kleine Tisch ist sofort mit allen möglichen Dingen belegt. Zuerst dusche ich. Danach gehe ich einkaufen – ein Fest. Danach kam wie schon gestern beschrieben, das Gelage.
Heute gucke ich mir Metz an. Es ist reichlich kalt draußen und ich im Pullover. Ich schließe mein Fahrrad mit allen Schlössern an, die ich habe. Vier immerhin. Ich beginne meine Wanderung. Ah, an der gigantischen Kathedrale ist ein Office du tourisme. Prima, rein da. Ich beginne meine Frage nach einem Stadtplan mit „äh“. Dann kneife ich den Schwanz ein und rede auf englisch weiter. Die Dame zaubert einen Plan hervor und ein Stakkato französischer Sätze prasselt auf mich ein. Sie zeigt mit dem Finger auf den Plan, da wo die Kathedrale ist. Von den Wörtern, die sie mir im Affentempo um die Ohren haut, verstehe ich eigentlich nur die Pausen. Aber als sie erneut vehement auf den Plan piekst, verstehe ich ein „ici“ – hier. Ich traue ihr zu dass sie mir verklickern will, dass dort die Kathedrale ist und wir auch. „Ah“ sage ich höflich. Ist ja auch so leicht zu übersehen, das piefige Ding.

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Wieder draußen, im kalten Schatten der Kathedrale, sehe ich einen Supermarkt, der mich magisch anzieht. Weil es da warm ist, natürlich nur. Ich bleibe abrupt vor den gebratenen Hähnchen stehen. Eine Dame neben mir spricht (wie ich hoffe) vor sich hin. Aber nein, nachdem sie ihren Satz beendet hat, guckt sie mich erwartungsvoll an. „Die sind noch warm“ sage ich zugegebenermaßen ziemlich lahm, aber immerhin auf französisch. Diese unumstößliche Wahrheit beeindruckt die Dame anscheinend dermaßen, dass sie ihren Wagen ein Stück von mir wegschiebt. Zufrieden gehe ich zu den Mangos. Ist doch gar nicht so schwer, das Französisch. Auch hier werde ich angesprochen, scheint hier im supermarché so Sitte zu sein. Irgendwas mit terrible sagt die Frau und deutet auf die Mangos, ich nicke, denn die Dinger sind steinhart. Ich kaufe ein paar Sachen und freue mich darüber. Wieder draußen scheint sie Sonne. Ich kaufe mir einen grünen Tee (ca. 200ml…), eine deutsche Zeitung und setze mich auf eine Bank. Wieso kann man deutsche bloß immer erkennen? Ist das eine Art Radar oder sehen wir einfach so deutsch aus? Ich natürlich nicht, ich bin bloß eine Französin, die eine deutsche Zeitung liest. Damit das auch klar ist, ziehe ich mein zuvor gekauftes Baguette etwas aus meinem Rucksack. Nachdem ich die Zeitung fertig gelesen habe, spreche ich eine deutsche Familie an. Schockiert über diese ungewollte Erinnerung an die Heimat, schweigen alle, als ich frage ob sie meine Zeitung haben wollen. Ja, muss ja nicht. Kann ich auch woanders loswerden. Sie hätten nun ausgerechnet heute morgen schon eine … nein, also (unsicheres Lachen). Nun denn. Ich wende mich ab und suche mein Glück woanders. Ein Waffelstand erscheint mir da deutlich vielversprechender. Wie gewohnt beginne ich den Satz mit „äh“. Eine wunderbare Einleitung. Macht sie doch deutlich dass ich nicht von hier stamme, unsicher bin und die Sprache nicht so gut spreche. Damit bilde ich mir ein, schonmal alles Wichtige gesagt zu haben. Ich bestelle eine Waffel mit Nutella. Ich zögere kurz bei dem Wort „Nutella“. Sage ich jetzt „Nütella“? Kommt mir wie eine Parodie vor. Dadurch wandelt sich meine Bestellung jetzt eher in eine Frage. Mein Gegenüber zuckt aber nicht und ich bekomme was ich bestellt habe. Lecker.

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Jetzt gucke ich seit einer Viertelstunde eine Gameshow. Es laufen auf fast allen Kanälen Gameshows. Außer natürlich auf Arte. Da läuft eine Doku über den Garten im allgemeinen. Die ganze Viertelstunde über versuche ich Regeln und Ziel dieser Show zu ergründen. Es gelingt mir nicht. Eben mussten zwei gehen und jetzt sind zwei neue Kandidaten da. Sie müssen Fragen beantworten. Das habe ich schonmal rausgefunden. Die beiden Kategorien, aus denen diese zwei jetzt wählen dürfen sind „Tissue“ (Stoffe) und „Fromage“. Natürlich. Ich bin schließlich in Frankreich. 🙂
Jetzt muss ich Schluss machen, sonst verpasse ich die Simpsons. En francais.

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Tag 18. Rettel – Metz

Kurzes Update (meine Finger sind so kalt, dass das tippen nervt). Gestern in la france angekommen. Ich hab es nicht mal gemerkt, bis ich französische Straßenschilder gesehen habe. Schengen sei Dank. Zurück, bis ich wenigstens das hier entdeckt habe:

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Und das hier:

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Hurra.
Der Platz zu dem ich wollte hat zu. Quoi faire? Denke ich schon ganz assimiliert von la france. Weiter Richtung Metz, meine nächste Station, ist der Platz auch geschlossen, was ich Dank Internet rausfinde. Was hab ich bei der Planung denn gemacht?! Jetzt wird es kritischer. Ich fahre trotzdem weiter, was auch sonst. In thionville soll es auch einen camping municipale geben. Eine Art öffentliches Gelände mit Camping Option. Nochmal 17km. Es ist kalt und ich muss auf Toilette. Ein Ort weiter ist ein Schild zu einem Campingplatz. Auch ein camping municipale. Ich versuche mein Glück, aber wieder mal hat Fortuna was besseres vor. Auch hier zu. Vive la france, denke ich. Auf dem Gelände ist ein Restaurant. Höflich aber innerlich verzweifelt, frage ich, ob ich vielleicht eine Nacht …? Noch bevor ich meinen bröckeligen Satz zuende bringen kann, unterbricht mich mein Gegenüber – als er noch dachte ich will was bestellen, hat er noch gelächelt. Eilig hat sich das Lächeln aber in eine Ecke seines Mundes verzogen und versucht sich zu verstecken. Non Madame, ce n’est pas possible. Er winkt eine Dame zu sich, die offenbar Deutsch kann. Sie erklärt, dass der Platz geschlossen ist (wär mir jetzt überhaupt nicht aufgefallen …) und ich nicht bleiben kann. Aber 30km weiter könnte vielleicht ein Platz offen sein. Am Ende gestattet sie mir hinter dem Restaurant auf der Wiese zu bleiben, nachdem sie mir ungefähr fünf mal gesagt hat, dass das aber dann auf meine eigene Verantwortung usw. Ich schiebe mein Rad auf die Wiese und verschwinde fast in dem gefühlt meterhohen Gras. Spinnen, Zecken, Schnecken und Mücken sind mir alle egal. Ich rufe Julia an und breche sofort in Tränen aus. Nach dem Gespräch bin ich ruhiger und baue das Zelt auf. Noch sind Menschen da, aber ganz geheuer ist mir das alles nicht. Ich sitze im Zelt und verbringe zwei Stunden damit, die französische SIM Karte zu aktivieren und alles einzustellen. Alida und Marc-Oliver organisieren mir ein Hotel für den nächsten Tag. Ich bin froh und dankbar über meine Familie. Langsam wird es dunkel und nach und nach verschwinden die Autos und die Menschen. Als ich ganz alleine bin, wird mir mulmig. Ich sammle eine Taschenlampe, mein Pfefferspray und ein Messer zusammen und lege es griffbereit zurecht.

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Letzten Endes schlafe ich zwar schlecht und male mir die wildesten Geschichten aus, aber ich stehe am morgen unversehrt auf und packe zusammen. Jetzt mache ich Pause und esse endlich was. Es ist reichlich kalt, aber die Sonne kommt ab und zu raus. Es könnte schlimmer sein …

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Im Hotel angekommen. Reichhaltiges Abendbrot zu mir genommen. Liege auf dem Doppelbett und grabbele lustlos in einer Chipstüte. Bin extrem voll, aber die Cola Zero und das Kitkat müssen noch rein. Sehe die Simpsons auf Französisch. Augen brennen und fallen wohl bald zu :-).

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Tag 17. Trier – Rettel

Immernoch der Moselradweg. Mal an einem Ufer, mal an dem anderen. Am anderen Ufer scheint eigentlich immer die Sonne. Ist ja klar 🙂
Ich fahre an Wiesen und Feldern vorbei. Eine willkommene Abwechslung zu den ewigen Weinbergen. Auf einem kleinen Fußballfeld vergnügt sich ein kleiner weisser Hund mit einem recht dicken Mann. Der Mann wirft einen Ball, den der Hund nach zwei Sekunden erlegt hat und jetzt die nächste halbe Stunde darauf wartet, dass der Mann zu ihm gewatschelt (anders kann ich den rudernden Schleich/Schongang nicht beschreiben) kommt. Währenddessen erleidet der kleine Hechelhund fast einen Herzinfarkt vor lauter Freude, Ungeduld und Aufregung. Was für ein Hundeleben. Ich habe mir viel Zeit mit meinen beiden Schlucken aus der Wasserflasche gelassen, sodass ich alles in Ruhe beobachten kann.
Weiter geht’s. Ich komme zu einem Örtchen namens „Oberbillig“. Hm.
Hier beginnt sich die Mosel zweisprachig zu teilen, auf der anderen Seite ist Luxemburg. Verrückt, aber am anderen Ufer sieht es ganz genauso aus, wie an meinem Ufer. Mir kommt eine große Gruppe Nordic Walking Wanderer entgegen. Als ich schon fast unbehelligt vorbei bin, ruft doch noch einer lautstark wo es denn hinginge. Nach Madrid rufe ich zurück und bekomme als Antwort ein hysterisches Lachen. Vielleicht lacht der Mann auch immer leicht an der Grenze zum Nervenzusammenbruch, aber mich irritiert es und ich gebe schnell mehr Gas. Ein, Marienkäfer, vermutlich berauscht von der Schnelligkeit, dockt an meinem Bein an und tritt kräftig mit. Gemeinsam Schrauben wir uns auf 27kmh hoch, und das mit leichtem Gegenwind. Marienkäferpower. Bedauerlicherweise verlässt mich mein Begleiter wieder und ich Fälle zurück auf 20kmh. Aber kurz haben wir beide den Rausch der Geschwindigkeit erlebt.
Jetzt Pause und Futter :-). Pappiges Brötchen und bitterer Tee. Ja, das Leben ist kein bunter Teller. Wie habe ich den Tee bloß so bitter hinbekommen? Mir drängt sich der Verdacht auf, dass da irgendwie Spiritus mit im Spiel ist. Wer sich schonmal nach dem Befüllen des Spiritusbrenners die Finger abgeleckt hat, weiß was bitter ist. Egal, ich kann und will nicht von meinen Gewohnheiten abweichen. Also runter damit. Bin ich wirklich erst zwei Wochen unterwegs? Kommt mir Ewigkeiten entfernt vor, dass ich in der Lüneburger Heide war.
Nach dem Essen lege ich mich auf die Bank. Zärtlich drückt das knallharte Eichenholz oder was auch immer in meinen Rücken und erinnert mich so, nicht zu lange liegen zu bleiben. Ich ignoriere den stummen Aufruf und gucke in den Himmel. Im Baum über mir zwitschern die kleinen Vögel. Vielleicht sind es auch luxemburgische „Vôgel“. Egal. Gedankenverloren schaue ich den Baum an. Die Vögel sind recht unerschrocken mittlerweile näher gekommen. Direkt über mir. Bevor sich der Gedanke in meinem Kopf zu einem ganzen Satz bilden kann, landet ein kleiner Klecks weißen Vogeldrecks auf meinem Bauch. Jetzt erinnere ich mich auch, dass die Bank recht üppig vollgekleckst war. Ach was soll’s. Passe ich besser zu meinem Fahrrad, denke ich. Schön, so eine Gelassenheit zu haben. Man könnte es auch Faulheit nennen.
Und just da, wo die einzige Möglichkeit besteht, sich ungesehen auf Klo zu begeben, ist eine Gänsefamilie mit drei kleinen Jungen. Ja, die Natur ist meine Freundin …

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