Tag 16. Trier

Endlich mal wieder Ausschlafen.

Noch vor sieben bin ich gezwungen auf Toilette zu gehen. Macht nichts, mich kann heute nichts aus der Ruhe bringen. Wieder rein in den Schlafsack und weiter gedöst. Es stürmt und die Sonne versucht die Oberhand zu gewinnen. Ich stehe auf, wasche mich und beginne planlos mit dem Frühstück machen. Kaum hab ich mal Zeit, scheint mein Gehirn alles durcheinander zu bringen. Keine Ordnung, kein Plan. Um mich herum verstreut liegen meine Frühstückssachen. Tee. Das mach ich mal zuerst. Teewasser aufsetzen. Direkt an meinem Zelt führt der Radweg lang. Zahlreiche Radler und Jogger beobachten meine Bemühungen. Ich tue so, als ob ich genau wüsste, was ich tue. Müsli machen. Ich gehe etwas zu großzügig mit der Milch um und sie schwappt über den Tellerrand. Macht nichts, mich bringt das nicht aus der Ruhe. Teewasser kocht, ich beginne mich langsam in bekannte Abläufe zu begeben. Tee aufgießen. Zwei winzig kleine Vöglein haben ihr winzig kleines Nest in direkter Nachbarschaft von mir gebastelt. Sie machen ganz leise kleine Geräusche. Super Nachbarn. Ich beobachte ein geschäftiges Flattern und Bauen und Biegen und Brechen. Bis einer der beiden mich verstört ansieht. Keine Angst kleiner Vogel, mir steht der Sinn heute nicht nach Nano-Omelette. In meinen ornithologischen Studien habe ich meinen Tee vergessen. Der dürfte mittlerweile recht bitter sein. Macht nichts, nur die Ruhe. Ich esse erstmal eine Kiwi. Spontan fühle ich mich äußerst gesund. Jetzt das Honigbrot. Verträumt schaue ich auf die Mosel, bis ein kräftiger Windstoß eine meiner zum Trocknen aufgehängten Unterhosen über den Zaun Richtung Radweg schubst. Ich lasse mich jetzt doch aus der Ruhe bringen und hechte hinterher. Glücklicherweise hat ein Ast den Unterhosen-Höhenflug gestoppt. Ich bin erleichtert und male mir auf dem Weg zum Zelt zurück die schlimmsten Geschichten aus. Wieder auf meinem Hocker stelle ich fest, dass das Honigbrot beleidigt ins Gras gebissen hat. Egal, meine Ruhe ist wieder hergestellt. Statt dessen probiere ich den Tee und entschließe mich wohlweislich, dass ich heute keinen Tee brauche. Er landet hinter mir im Grass. Ich glaube, ich bin jetzt bereit mein Fahrrad abzuholen und mir Trier anzusehen …

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So. Ein paar Eindrücke aus Trier. Und das hier wollte ich euch auch nicht vorenthalten:

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Das ist doch mal was. Wenn ich nur das Xena Kostüm hätte. Ich wär der Knaller!

Morgen geht es nach Frankreich!

Ach, eins noch. Eigentlich nicht mein Humor, aber was soll’s. Auf dem Weg zum Campingplatz gehe ich an einem „Eros-Center“ vorbei. Mit Garage. Tiefgarage. Mehr brauche ich ja wohl nicht dazu zu sagen. Na denn, gute Nacht…

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Tag 15. Mülheim – Trier

Heute morgen mit einem netten Holländer gesprochen. Das übliche Gespräch, zunächst. Von wo, wohin, ganz allein?! Ich erläutere alles geduldig. „Madrid“, sagt er. „Das ist…“ – er sucht nach dem richtigen Wort – „stur“. Ich frage mich insgeheim, ob er tatsächlich das richtige Wort gefunden hat. Ich nicke. Stur also. Das ist auch ok. Er würde auch gerne mal einen Monat alleine unterwegs sein, aber schon nach zwei Wochen würde er seine Freunde und Familie vermissen. Ja, Bruder um Geiste, denke ich und bin einmal mehr froh, dass ich mein Handy hab.

Auf dem Weg an der Mosel lang nach Trier suggeriert mir mein Navi, dass ich in der Mosel fahre. Rückwärts. Auch gut, denke ich, als es mich kurz danach in die Weinreben sendet. „I have many skills“, würde Xena sagen.

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Tja, ansonsten ist noch nicht viel passiert. Ich mache Pause, freue mich über einen heute morgen gekauften Amerikaner und hoffe, das auf dem Campingplatz in Trier Klopapier inklusive ist.

Angekommen, Fahrrad abgegeben und das Zelt aufgebaut. Wäsche gewaschen. Die trocknet bestimmt nur, aber egal. Ab zur Dusche. Ein super Chip System. 3 min 1 Euro. Nicht schlecht. Ich tanke den Chip mit sagenhaften 4 Euro auf. Bis das Wasser warm ist sind schon gefühlte 27 Euro weg… Ich hüpfe und springe – bloß schnell duschen. Fast schon außer Atem vom Beeilen checke ich mein Chip Guthaben. Wie, ich hab bloß für siebzig Cent geduscht?! Das soll mir mal einer nachmachen. Was mach ich jetzt mit den restlichen 3,30? Aber, welch Glückes Geschick, das nicht verduschte Guthaben wird bei der Gesamtabrechnung gegengerechnet. Wunderbares D(e)u(t)schland.

Ich beginne zu kochen. Diesmal mal was richtiges.

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Ich finde, das sieht ganz wunderbar aus. Ich weiß nur nicht, wer das alles essen soll. Zwischendurch füttere ich eine Amsel (oder ist es jedesmal eine andere? Man weiß das ja nicht so genau …) mit meiner letzten Vollkornbrotscheibe, während die Birke hinter mir Zielübungen direkt in meinen Topf macht. Mittlerweile kommt die Amsel nicht mehr. Vermutlich liegt sie irgendwo unbeweglich ob der Tonnenlast von (Bio) Hafer und Roggen Brot in ihrem Bauch. Ja, das mussten wir alle lernen. Ich esse derweil schonmal das Brötchen von heute morgen, was eigentlich nur eine Brötchenfassade ist, denn von innen ist es komplett hohl. Hohe Bäckerkunst, vermute ich.
Morgen schaue ich mir Trier an, hole mein Fahrrad wieder ab und schlafe endlich mal aus. In umgekehrter Reihenfolge natürlich.

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Tag 14. Cochem – Mülheim

Es ist 6:30. Ich liege noch in voller Montur im Schlafsack. Draußen zwitschern die unterschiedlichsten Vögel. Direkt neben mir muss ein R2D2-Vogel sein. Weiter hinten klingt einer wie ein altes Modem. Und dann noch einer, der klingt wie ein kaputter Schreib-Lesekopf einer Festplatte. Der R2D2 spult jetzt sein No.1-Hit Medley ab, ohne Pause in Endlosschleife. Das alte Modem steigert sich zu einer realistischen Imitation eines startendes Motorrades. Und ich könnte schwören dass der schreib-Lesekopf jetzt ein Helene Fischer Song piepst.

Ich krieche aus dem Zelt und stelle am Klo fest, dass ich mein Klopapier vergessen habe. Was man nicht im Kopf hat… denke ich. Allerdings ist mit meinen Beinen auch nicht viel los, was die berechtigte Frage aufwirft, wo sich meine gigantische Intelligenz zur Zeit versteckt.

Egal, Frühstück gemacht. Ich werde immer besser was die Wärmenutzung angeht… Alles zusammen packen und ab zum Bezahlen. Hier kommt mal wieder die beliebte und berechtigte Frage, ob es denn nicht zu kalt sei zum Zelten. Ich seufze innerlich und denke ja, es ist kalt. SAU. KALT! Schon mal draußen gewesen und selber gefühlt?! Ich ermahne mich zur Ruhe. Nein nein, es ist gemütlich warm, die Vögelein singen mir ein gute Nacht Lied und in meinen Träumen gibt es täglich Pfannkuchen und der Sommer endet nie – antworte ich natürlich nicht. Statt dessen sage ich schlicht „ja.“ Damit ist der lahme Versuch nach einer Konversation erfolgreich im keim erstickt und ich freue mich über die erste gute Tat des Tages. Schnell bezahlt und los geht es am Moselufer. Nach einigen Kilometern komme ich auf die Idee Musik anzumachen. Julia sagt, meinen Humor habe ich von meiner Mutter (danke, Mami :-)!), genauso wie ich ABBA von meinen Eltern mit auf den Weg bekommen habe. Bei den ersten Klängen von „Dancing Queen“ kommt die Lebensfreude. Ich nicke im Takt zur Musik. Auf breiter Moselradweg Front kommt mir eine Gruppe Damen und Herren entgegen geschunkelt. Entweder man ist schon (oder etwa noch?!) angetrunken von den diversen Besuchen der diversen Weinlokalen, oder die Gruppe hat Hüftprobleme. Nichtsdestotrotz nicken die Herrschaften mir ebenfalls enthusiastisch zu und freuen sich.
Zweite gute Tat des Tages.

Jetzt mache ich Pause und hab fast alles ausgezogen und aufgehängt was geht. Es ist so warm, dass ich nur in meiner eng anliegenden und daher natürliche extrem formschönen Thermounterwäsche da sitze. Mir fällt auf, dass der Weg hier doch recht befahren ist. Wie schnell man sich für nichts zu schade ist.

Ich habe ein Foto dazu gemacht, was ich jetzt nicht hochladen kann, weil das Internet hier nur so tut, als wäre es tatsächlich vorhanden. Trotzdem sehe ich mir das Foto an und stelle fest, dass es doch besser wäre ein Tshirt anzuziehen. Ich lasse mir viel Zeit und beobachte mal wieder Insekten. Eine Wespe krabbelt zum dritten Mal in meinen Schuh, ich bilde mir ein, dass sie leicht taumelnd wieder rauskrabbelt. Ein kleiner Schmetterling (ich habe hier schon vier Arten gezählt) will einfach nicht begreifen, dass meine blaue Jacke nicht die XXL-Blüte ist, für die er sie hält. Ein neuer Vogel Sound taucht auf. Klingt wie wenn man zwei glatte Steine aneinander schlägt. Sehr melodisch, wie man sich vorstellen kann. Ungewollterweise wird mir ein kleiner Sonnenbrand aufgedrängt. Naja, immer noch besser als ein Wein-Brand. Haha. Nichtmal ich selber kann über diesen feinsinnigen Wortwitz lächeln. Nun gut. Ich denke an die Herrschaften von vorhin.
Weiter geht es an der Mosel entlang. Weindorf an Weindorf reiht sich aneinander. Ich freue mich über so kreative Gaststättenamen wie „zur Traube“ oder „zum Weinkeller“. Endlich komme ich an meinem Platz an. Die Sonne scheint immernoch. Ich esse eine Tütensuppe. Dass die aber auch immer so gut schmecken. Könnte ich glatt jeden Tag essen. Ach, mach ich ja. Na, ich Glückspilz!
Auf einmal macht mir ein Vogel quasi kackfrech im Vorbeifliegen auf mein Zelt und meckert dann auch noch lautstark. Wenn ich es mir recht überlege reicht mir die Knorr Tüte heute nicht so recht. Geflügel wäre gut, denke ich und gucke nach oben …

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Tag 13. Koblenz – Cochem

Heute eher ein Fotoblog. Ich fahre heute an der Mosel – nach Südwesten und der Wind von gestern rächt sich heute. Viel Kraft, kein Vorankommen. Nicht mehr denken, nur noch treten…

Die Mosel:

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Viele kleine Dörfer, alles Weindörfer.

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Gasthof zum Schweisthal. Sehr passend…:

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„Alken“ – ein neues Verb?!

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Nein, ein Ortsname mit netter Burg. Die es hier im Übrigen allerhand gibt. Würde ich mir gerne ansehen. Wenn ich fliegen könnte…

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Hm… Auch passend:

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Jetzt mache ich Pause mit Tee und Schnitzelbrötchen. Zielsicher die Bank mit dem besten Blick ausgesucht:

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Es sieht zwar warm aus, ist es aber leider nicht. Aber es regnet nicht 🙂

So, angekommen. Jetzt will ich mir aber schnell was Schönes Cochem. Ahaha.ha.

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Tag 12. Villip – Koblenz

Ich will hier ja keine schlechten Nachrichten verbreiten, also sehe ich das mal positiv:

(Gestern Abend beim Zähneputzen)
Rödel Rödel mit der Zahnseide. Tirilö Tüdelüt. Ein glockenhelles „Pling“ ertönt. Irritation, Verunsicherung – reflexartiges Ignorieren der bitteren Wahrheit. Aber, ach. Wir wollten ja positiv sein. Nun denn. Also freudig erregt ob des melodiösen Dramas welches sich durch das dezente „Pling“ ankündigt, schaue ich ins Waschbecken. Und, tatsächlich. Da liegt sie, die Schneidezahnfüllung in Glanz und Glorie, gänzlich unwissend wie ihr geschieht, so brutal in die harte Keramik entlassen. Oh. Wie. Wunderbar, denke ich. Diese Füllung wollte ich immer schon los sein und was für ein passender Zeitpunkt. Es hätte ja auch schlimmer kommen können. Ich hätte zum Beispiel auf dem Weg nach Madrid sein können. Per Fahrrad. Pffft. Wer macht denn sowas. Naja. Ja. So sieht’s aus. Rausgeraspelt aus dem Schmelzverbund. Aber Dank Vivi und Dagmar ein schnelles Intermezzo mit der Villiper Zahnärztin gehabt und jetzt ist erstmal alles wieder ok. Also rauf aufs Rad. Windstärke 4 mit Böen 7. Villip kleckert man nicht, man klotzt. Also lassen wir die 4 Windstärken aus und bleiben konstant bei 7. Aber, HAHA! Ich habe Rückenwind! Der blöde Wind kann mir gar nichts! HA!

Bis mich Dagmar anruft, dass ich meine Trinkflasche vergessen habe. Oh. Ich rolle aus, was bei dem Wind gar nicht mal einfach ist, und drehe mich vorsichtig um. Wie schnell man doch kleinlaut werden kann. Hätte der Wind Augenbrauen – er würde jetzt eine davon heben. Ich habe aber tatsächlich hier mehr Glück als Verstand, denn Dagmar bringt mir die Flasche vorbei. Danke 🙂
Nun denn, so geht es dann endlich los, es ist mir fast schon peinlich, wie wenig anstrengend es mit dem Wind im Rücken ist. Damit es aber nun nicht allzu einfach wird, gesellt sich der Regen zu dem Wind und ich kann ihm nicht entkommen, egal wie ich strampele. Ich ergieße mich quasi in mein Schicksal und siehe da, schon bin ich am Rhein.

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Hier schifft es ganz schön. Und es regnet leider auch. Haha. Flachwitz.
Wie auch immer, die Strecke ist reichlich ebenerdig und ich komme gut voran. Jetzt habe ich noch 19km bis nach Koblenz, die sitze ich ja mit einer Backe ab. Was hier wörtlich zu nehmen ist, die andere tut nämlich weh 🙂

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Tag 11. Bonn

Heute den Tag in Bonn verbracht. Es war so warm, dass ich mich fast (nur fast!) schon wieder auf die nächste Woche freue, in der ich morgens wieder kaum die Finger bewegen kann vor Kälte.
Geburtshaus von Beethoven:

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Ich wurde sehr nett hier in Villip aufgenommen und habe mir ordentlich den Bauch vollgeschlagen. Außerdem kann ich alles aus meinen Taschen nehmen und alles neu packen. Ein Fest geradezu. Selbst in den paar Taschen kann ich Dinge nicht wiederfinden. Grundsätzlich sind die Sachen die ich suche natürlich auch immer gerade in der anderen Tasche. Und wenn man die wichtigen Dinge nicht braucht, drängen sie sich geradezu auf. Ach, guck mal. Ich hab ja doch noch Klopapier. Oder, wie kommt denn diese Schokorosine zu meinen Unterhosen?! Naja, so genau wolltet ihr das sicher nicht wissen. Wie auch immer, ich sortiere wie gesagt alles neu, damit mein Leben auch nicht langweilig wird. Aber Menschen mit dem klassischen „Siebgedächtnis“ wie ich, haben ja immer ein interessantes Leben. Solange ich noch wieder nach Hause finde, ist aber ja alles ok 🙂

Leider hat meine Schwester heute erfahren, dass sie nicht weiter angestellt wird, sodass sie zum 1.7. arbeitslos ist. Das heißt mal wieder, der ganze Stress mit Jobsuche geht für sie wieder von vorne los und das ist leider gar keine leichte Sache und stresst sie daher sehr. Falls jemand also etwas im Gesundheitswesen anzubieten hat …
Halt die Ohren steif, Hase.

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Tag 10. Bielstein – Villip

Begegnungen auf der Straße

Yeah, King of the road! Was ist denn das da vorne?! Nee nee nee, mach ma Platz da! Mann mann. Sonntagsfahrer, ne?! Geradeaus fahren ist wohl nicht so dein Ding, was? ALTER! Abdrängeln oder was?! Jetzt aber mal vorbei! Naja, von jemandem der nicht so aussieht als könne er nicht geradeaus Denken kann man wohl auch kein geradeaus Fahren erwarten. Weiter gehts. Ich überhole ALLE!. … Die über 70 sind.
Schade dass mein Fahrrad kein Schiebedach hat. Hey, du mieser kleiner Falter! Machst du mich an?! Setzt dich nicht dahin, sonst (äh, ja was droht man einem Schmetterling an?!). Jajaja, flatter mal schnell vorweg! Kannst mal deinem Kollegen der da neben mir den Berg hochkrabbelt verklickern, dass man nicht rechts überholt?! Wo kommt ihr denn her, vom Land oder was?! Wow! Was bist du denn?! Eine Riesenraupe?! Ja, guck nicht so, von Rechts vor Links hast du wohl auch noch nicht gehört, was?! Huch. Eine Nacktschnecke…oh. Naja, aus eins mach zwei würde ich sagen. Oh mann, ich hab noch nie soviele zermatschte Kröten und Frösche gesehen. Oder war das eine Banane?!

Ich komme heute bei meinen Verwandten in der Nähe von Köln an. Die Sonne scheint, ich mache pausest Blick auf einen kleinen Flughafen. Damit melde ich mich ab, ich habe Montag frei. Das ist auch nötig :-). Ich danke euch für die netten Kommentare zu meinem kleinen Ausfall. Ich bin echt froh dass ich diesen Blog schreiben kann. Und dass ihr auch die nicht so fröhlichen Texte lest. War sicher nicht der letze seiner Art…

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Heute morgen war es so neblig, dass ich fast mein Zelt nicht wiedergefunden habe. Und die Straße war auf dem Weg kaum zu erkennen. Bis ich die Brille mal geputzt habe 🙂

Noch nicht das Mittelmeer, aber immerhin 🙂

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Tag 9. Attendorn – Bielstein

Bin jetzt bei McDonald’s, Mittag essen. Schwierig in dieser Atmosphäre die Gedanken von heute morgen aufzuschreiben. Trotzdem wichtig.

Sitze beim Frühstück. Es ist kalt, nass und neblig. Ich packe meinen Schlafsack ein und die Tränen laufen mir das Gesicht runter. Ich weine um meinen Vater, dass er nicht mehr da ist und wie er sterben musste. Es ist unfassbar, einen Menschen zu verlieren. Mir wird klar, warum ich das hier eigentlich mache. Ich tue das, um die Angst niederzuringen. Ein täglicher Kampf eigentlich. Ich habe keine Angst vor der körperlichen Anstrengung oder vor dem alleine sein. Aber vor dem alleine sein, wenn ich nicht weiter weiß und vielen anderen Dingen ebenfalls.
Es gibt viele Menschen, die die Herausforderung lieben, neue Länder zu entdecken und in den Tag hineinzuleben, ohne zu wissen was kommt. Ich gehöre nicht dazu. Die Herausforderung ist nicht unbedingt mit dem Fahrrad nach Madrid zu fahren. Es ist vielmehr das Leben zu Hause gut, ruhig und erfüllend zu meistern. Vielleicht komme ich etwas ruhiger nach Hamburg zurück.

Ich weiß, das ist hier öffentlich und manche kennen mich vielleicht nicht. Aber das hier ist mein Medium und sowas gehört auch dazu. Heute ist ein nachdenklicher Tag und ich bin emotional.

Jetzt sitze ich wie gesagt bei McDonald’s und versuche nicht zu heulen während ich das schreibe. Naja, kennt mich ja keiner hier. Und ich sehe sowas von beknackt aus, dass die meisten sich vermutlich nicht wundern würden, wenn ich lauthals in Tränen ausbreche, wie ich das ja gern mal mache :-). In voller Regenmontur, mit platten Haaren, kaputten Lippen und knallroter Nase (ich glaube ich habe einen Sonnenbrand) freue ich mich über ein Royal TS Menü und muss erstmal abschließend feststellen, dass ich gar keine so coole Sau bin. Das wusste ich aber schon vorher. Und meine Sorge, ich könnte einfach nur fahren, ankommen und nichts ist mit mir passiert ist glücklicherweise unberechtigt :-).

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Ach ja, ich bin in Gummersbach. Und der Biggensee ist ganz hübsch, soweit ich das beurteilen konnte. Und ich vergaß zu schreiben, dass es in Attendorn eine Justizvollzugsanstalt gibt, die „Ewig“ heißt. Kein Scherz. Hab noch 13km vor mir und da gehts nochmal schön hoch. Das ist gut, denn mir ist saukalt.

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Ich entdecke gerade den ersten Aldi Süd. Ich bin offiziell raus aus dem Norden. Hier ist die Welt auch noch in Ordnung. Der türkische Grill heißt Ali Baba, der griechische Schneider heißt Nikos. Es gibt noch die gelben Telefonzellen und die Jungs haben noch normale Frisuren. Ich schaukele durch die Stadt und lasse mir zeit..,
Und ich zähle die Plakate für die Monster Truck Show. Ungelogen ein schon lange gehegter Wunschtraum zu sowas mal zu gehen. Fällt aber leider nicht in meine Zeit.

Liege im Zelt. Mein Blick in den Himmel:

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Habe zuviele Vitalkekse (von Aldi) gegessen. Fühle mich jetzt ganz unvital. Verrückt.
Gute Nacht.

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Tag 8. Meschede – Attendorn

Guten Morgen. Die nächsten drei Tage sind Angstgegner. Hab hier WLAN, das muss ich ausnutzen 🙂

Kurzes Update. Heute morgen Nieselregen. Kein Thema, ich bin ganz entspannt. Oh. Knall. Hä? Na war wohl ein Ast. Mist, Hinterrad eiert. Ich bin nicht mehr ganz so entspannt. Reise zuende? Was jetzt? Kann ich noch fahren? Ich kann. Aber mit Sorge. Ende vom Lied: nach einigen Umwegen einen Fahrradladen im beschaulichen Städtchen Attendorn gefunden. Zwei sehr nette junge Männer, die kaum glauben können was ich so an Gewicht mitschleppe. Damit meine ich nicht mein eigenes. Diagnose: Speiche gebrochen. Oha. Richtige Speiche ist aber vorhanden. Ich kann mein Glück mit diesen beiden Mechanikern kaum fassen. Jetzt mache ich Pause und warte auf mein Rad.

Attendorn:

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Stille Zeugen des Karnevals…

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Menina, die irgendwie einen Glücksengel hat. Mal sehen, wann der kein Bock mehr hat…

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Ja, ich sehe ziemlich beknackt aus, aber die Attendorner gucken da großzügig drüber weg. Jaja, die sauerländische Zurückhaltung 🙂

Camperfreuden

Der Morgen.
Der Morgen. Ahhh. Frisch ausgeruht öffnet der motivierte Camper sein geräumiges 8-10 Personen Zelt. Die Nacht war herrlich, die doppelt Kaltschaumfederkerntempur-hiermitschlafenSieinallenLebenslagen Isomatte hat den Camper in den Schlaf gesummt. Keine Rückenschmerzen oder Hüftschmerzen. Isomatten. Wunderbar.
Schnell Frühstück gemacht. Leckeres Früchtemüsli und dazu Vollkornbrot. Es gibt ja nichts besseres als Vollkornbrot. Das Schöne daran ist ja der Geschmack. Es ist egal was man als Belag wählt, er nimmt in Sekundenschnelle den Geschmack des Brotes an. Außerdem fühlt man regelrecht, wie die Bissen in den Magen fallen. Mit jedem Schlucken rutscht man tiefer in den SuperLuxusCampingSessel. Zu tief allerdings nicht, denn der Sitz hat vorausschauenderweise nur eine Sitzhöhe von 26cm, was bei manchen ja schon ein Drittel ihrer Gesamtlänge ausmacht – ich kann also prima drauf sitzen. Vollkornbrot also. Wuuunderbar.
Es beginnt zu tröpfeln, was den erprobten Camper natürlich nicht mal in milde Aufregung versetzt. Denn das Zelt baut sich ja quasi von alleine ab. Nur mal hier zuppeln und da zupfen, schon ist das Wunderwerk platzsparend im Zeltsack verschwunden. Zähne putzen, was ja wie von selbst geht. Und schon ist der Camper nach 2 Stunden bereit für den Aufbruch.

Das Ankommen.
In der Rezeption gibt der Camper seinen Namen ab und sucht sich sodann in der Anonymität der Dauercamperalleen ein lauschiges Plätzchen. Die Nachbarn schweigen höflich und gucken einfach nur. Blumen und Osterdekorationen säumen einen kleinen Kiesweg bis zum Wohnwagenvorzelt, vor dem eine Landschaft verschönernde Satellitenschüssel steht. Dauercamper. Wunderbar.
Ungerührt drückt der Camper den doityourself-Knopf seines Zeltes und zack! Schon steht das gute Stück. Das Mittagessen kocht sich von selbst und der Camper genießt den Blick auf die Dauercamperidylle. Eine kleine Spinne versucht verzweifelt und zum dritten Mal, das Bein hochzukommen. Der Camper fühlt mit und setzt sie oben ab. Orientierungslos krabbelt das kleine Tier am Schienbein wieder runter, nur um unten von vorne mit dem Hochkrabbeln zu beginnen. Sisyphos wäre ein armer Schlucker dagegen. Spinnen. Wunderbar.

Die Nacht.
Da es an der Zeit ist, bettet der Camper sich zur Ruhe. Der extrem geräumige Schlafsack hält tatsächlich warm. Leicht kann sich der Camper nach Herzenslust drehen und wenden, selbstverständlich ohne dass am nächsten Morgen der Reißverschluss an der anderen Seite zu finden ist. Schlafsäcke. Wunderbar.
Pünktlich zur Wegdämmerphase fängt ein nachtaktiver Vogel an, eine sehr entspannende, weil wunderbar eintönige Melodie, die eigentlich nur aus einem Ton besteht, mal drängender, mal klagender, zu piepsen. Für andere eine Folter, für den Camper ein wohltuendes Einschlaflied. Natur. Wunderbar.

Ach ja, mein Highlight des Tages:

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Köstlich.

Die Attendorner waren übrigens sehr nett. Ein Fernfahrer hat mich angesprochen, der mir gleich seine Lebensgeschichte erzählt hat. Er war schon älter, daher eine längere Lebensgeschichte – um alles unterzubringen hat er einfach schneller gesprochen.
Ein Pärchen vor der Sparkasse war auch hin und weg. Sie trug Armani Ohrringe – ich konnte das erkennen, weil die Ohrringe praktischerweise das Armani-Logo waren, natürlich in Gold. Sehr stilvoll. Ich glaube ich kaufe mir demnächst auch mal Apple Ohrringe. Sehr nette Leute. Was sagen denn ihre Eltern dazu? Ich war kurz davor zu sagen dass ich fast 40 bin, aber ich hatte den Helm auf und mein frisch jugendliches Aussehen trug wohl dazu bei, dass sie mich minderjährig einstufte. Es scheint so, als ob die Frauen immer fragen, ob ich denn keine Angst hätte. Und die Männer Fragen meist, wie lange ich denn so dafür eingeplant habe. Keine Ahnung was das über die Geschlechterrollen aussagt, ist mir aber jetzt schon häufiger passiert. So, jetzt duschen, morgen wird kein Spaziergang. Nighty Night.

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Tag 7. Warstein – Meschede

Mache gerade Pause. Bin total erledigt. Ein Abenteuer in jeder Hinsicht. Später mehr.

Angekommen.

Der Weg war interessant.

Bin am kochen. Und verhungern.

 

Aber von vorne:

Viel Zeit gelassen morgens. Blick aus dem Zelt:

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Frühstück und dann auf den Weg.

Diesen Berg:

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bin ich einmal hochgefahren und zweimal zu Fuß lang gegangen. Moooment! Denkt der aufmerksame Leser. Zu Fuß?!! Ja. Oben angekommen (und das war kein Spaß kann ich euch sagen) hab ich festgestellt, dass ich meine Kette nicht um habe. Also zu Fuß wieder runter. Kette hing geduldig am Duschhaken. Hab ich ein Glück. Danach wollte mein Navi mich hier lang lotsen:

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Misstrauisch (und das zu recht wie sich später rausstellte) also lang da. Geschoben natürlich. Ich hab jetzt bunte Flecke an der Hüfte, wo sich der Sattel reingebohrt hat, weil das Hinterrad seine Chance, mal schneller als das Vorderrad zu sein, gewittert hat. Trotzdem noch naiv frohen Mutes lande ich also da:

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Ich kann die Straße unten hören. Unbeirrt flötet mein Navi „bei der nächsten Möglichkeit links abbiegen“. Ach nee.

Die Natur freut sich über den sicher sehr seltenen Gast und will mich gar nicht wieder loslassen:

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Schließlich breche ich an der Straße aus dem Dickicht und tue so, als ob das total mein Plan gewesen wäre. Auf dem Weg zum Asphalt fast noch eine Blindschleiche oder was auch immer (Alida?) zu unfreiwilligen Zwillingen gemacht.

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Ich langweil euch mal nicht weiter mit den traurigen Details des weiteren Reiseverlaufs. Nur soviel: ich war sehr schweigsam.

Keine Begegnungen der dritten Art. Außer ab und zu ein Käfer, den ich doch tatsächlich überholt habe. Und ein Schmetterling der sich tonnenschwer auf meinen Arm gesetzt hat, was mich gleich mehrere km/h langsamer werden ließ. Ein Zitronenfalter. Natürlich.

Jetzt bin ich angekommen und habe gegessen. Außerdem mein Zelt mit Büroklammern regenfest gemacht. Kurz bin ich am Öffnen der Büroklammerdose fast verzweifelt, aber Vendetta hat’s gerichteT!

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Jetzt duschen. Und gute Nacht!

00:32 – müde müde müde. Beine jucken. Allergie. Wenn ich morgen aussehe wie ein Alien erfahrt ihr es als erste. Wer auch immer ihr ist. Bin selber von mir erstaunt, wie öffentlich ich mich so mache. Da ist wohl doch ein Mitteilungsdrang. Und das obwohl ich gar nicht betrunken bin. Wer hätte das gedacht.

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