Tag 25. Vesoul – Besançon

Heute keine Übersicht über die Tour. Mein Navi hat mich zwischendurch rausgeschmissen und ich musste die Tour neu planen.

In der Nacht hat es angefangen zu regnen und erst vor einer Stunde wieder aufgehört. Ich sitze im Zelt, habe aber abends schon einiges vorbereitet. Nur leider nicht, ob der Platz, zu dem ich wollte, offen ist. Ich rufe an, aber der Anruf kann nicht durchgestellt werden. Ich plane um. Es geht statt nach Émagny nach Besançon. Hier buche ich mir ein Zimmer im Ibis Budget Hotel. Es gibt laut Google keine Campingplätze in der Gegend und direkt zum nächsten Etappenziel zu fahren ist mir zu weit. Ich versuche so schnell wie möglich alles einzupacken, aber es wird natürlich trotzdem alles nass. Ist aber nicht so schlimm, ich freue mich auf das Hotel. Los geht’s im strömenden Regen. Heute mal wieder nicht so lustig, aber solche Tage gibt es eben auch. Irgendwann bin ich reichlich erledigt und brauche unbedingt eine Pause. Endlich finde ich eine Art Sitzgruppe in einem kleinen Dorf.

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Es ist zwar kalt, aber dafür trocken. Das ändere ich schnell, als ich mich hinsetze.

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Keine Ahnung, ob das jetzt Schweiss oder Regenwasser ist. Ich esse mein “Pausenbrot” und greife danach zu meinem momentanen Suchmittel:

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Schon wird die Welt bunt und klebrig und ich bin glücklich.

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Durch die Regentropfen auf meiner Brille starre ich in den Himmel und denke darüber nach, was ich in diesen fast vier Wochen alles schätzen gelernt habe. Heiß duschen, Klopapier, Asphalt, heißen Tee, meine Mütze, Menschen die freundlich zu mir sind, Küchenrolle, Lebewesen aller Art (außer Spinnen und Vögel, die erst Nachts anfangen zu zwitschern) – kurz, allerhand erstmal recht einfache Dinge. Ich bin begeistert von meinen Handtüchern – spezielle dünne supersaugfähige Dinger. Und natürlich von meiner Regenkleidung. Ich finde, ich sehe auch extrem cool darin aus.

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Irgendwann beginne ich meinen Po nicht mehr zu fühlen und nehme das als Anlass weiterzufahren. Nur noch schlappe 13km von den 66, die ich fahren muss. Nach so einer Pause kommen die Beine nur reichlich widerwillig wieder in die Gänge. Endlich komme ich im Hotel an und breite mich aus. Alles muss trocknen und ich nutze jeden Platz.

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Resümierend würde ich sagen, alle Kühe am Wegesrand haben mich genau beäugt, so wie ich sie auch. Mindestens vier Katzen sind in Todesangst vor mir geflohen. Eine andere hat sich so platt auf den Boden gelegt, dass sie den überfahrenen Fellhaufen auf der Straße alle Ehre gemacht hat, und noch eine ist mit einem Hechtsprung ins Feld gehüpft, wo ich ihre schwarzen Ohren noch gut sehen konnte. Ich habe sie aber in der Illusion gelassen, ich wüsste nun überhaupt nicht mehr, wo sie abgeblieben ist. Ich glaube ich habe einen Fuchs gesehen. Natürlich nur von hinten. Viele Pferde, die wohl auch nichts anderes machen, als sich zu bewegen, fressen und schlafen (mir werden hier Parallelen bewusst …). Menschen so gut wie gar nicht. Und zuletzt eine Welt, die durch die “Regentropfen auf Brille”-Perspektive manchmal ganz anders aussah. Sehr philosophisch. Und jetzt gucke ich Ironman 2 en francais.

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