Tag 8. Meschede – Attendorn

Guten Morgen. Die nächsten drei Tage sind Angstgegner. Hab hier WLAN, das muss ich ausnutzen :-)

Kurzes Update. Heute morgen Nieselregen. Kein Thema, ich bin ganz entspannt. Oh. Knall. Hä? Na war wohl ein Ast. Mist, Hinterrad eiert. Ich bin nicht mehr ganz so entspannt. Reise zuende? Was jetzt? Kann ich noch fahren? Ich kann. Aber mit Sorge. Ende vom Lied: nach einigen Umwegen einen Fahrradladen im beschaulichen Städtchen Attendorn gefunden. Zwei sehr nette junge Männer, die kaum glauben können was ich so an Gewicht mitschleppe. Damit meine ich nicht mein eigenes. Diagnose: Speiche gebrochen. Oha. Richtige Speiche ist aber vorhanden. Ich kann mein Glück mit diesen beiden Mechanikern kaum fassen. Jetzt mache ich Pause und warte auf mein Rad.

Attendorn:

20140404-142657.jpg

Stille Zeugen des Karnevals…

20140404-142810.jpg

Menina, die irgendwie einen Glücksengel hat. Mal sehen, wann der kein Bock mehr hat…

20140404-142915.jpg

Ja, ich sehe ziemlich beknackt aus, aber die Attendorner gucken da großzügig drüber weg. Jaja, die sauerländische Zurückhaltung :-)

Camperfreuden

Der Morgen.
Der Morgen. Ahhh. Frisch ausgeruht öffnet der motivierte Camper sein geräumiges 8-10 Personen Zelt. Die Nacht war herrlich, die doppelt Kaltschaumfederkerntempur-hiermitschlafenSieinallenLebenslagen Isomatte hat den Camper in den Schlaf gesummt. Keine Rückenschmerzen oder Hüftschmerzen. Isomatten. Wunderbar.
Schnell Frühstück gemacht. Leckeres Früchtemüsli und dazu Vollkornbrot. Es gibt ja nichts besseres als Vollkornbrot. Das Schöne daran ist ja der Geschmack. Es ist egal was man als Belag wählt, er nimmt in Sekundenschnelle den Geschmack des Brotes an. Außerdem fühlt man regelrecht, wie die Bissen in den Magen fallen. Mit jedem Schlucken rutscht man tiefer in den SuperLuxusCampingSessel. Zu tief allerdings nicht, denn der Sitz hat vorausschauenderweise nur eine Sitzhöhe von 26cm, was bei manchen ja schon ein Drittel ihrer Gesamtlänge ausmacht – ich kann also prima drauf sitzen. Vollkornbrot also. Wuuunderbar.
Es beginnt zu tröpfeln, was den erprobten Camper natürlich nicht mal in milde Aufregung versetzt. Denn das Zelt baut sich ja quasi von alleine ab. Nur mal hier zuppeln und da zupfen, schon ist das Wunderwerk platzsparend im Zeltsack verschwunden. Zähne putzen, was ja wie von selbst geht. Und schon ist der Camper nach 2 Stunden bereit für den Aufbruch.

Das Ankommen.
In der Rezeption gibt der Camper seinen Namen ab und sucht sich sodann in der Anonymität der Dauercamperalleen ein lauschiges Plätzchen. Die Nachbarn schweigen höflich und gucken einfach nur. Blumen und Osterdekorationen säumen einen kleinen Kiesweg bis zum Wohnwagenvorzelt, vor dem eine Landschaft verschönernde Satellitenschüssel steht. Dauercamper. Wunderbar.
Ungerührt drückt der Camper den doityourself-Knopf seines Zeltes und zack! Schon steht das gute Stück. Das Mittagessen kocht sich von selbst und der Camper genießt den Blick auf die Dauercamperidylle. Eine kleine Spinne versucht verzweifelt und zum dritten Mal, das Bein hochzukommen. Der Camper fühlt mit und setzt sie oben ab. Orientierungslos krabbelt das kleine Tier am Schienbein wieder runter, nur um unten von vorne mit dem Hochkrabbeln zu beginnen. Sisyphos wäre ein armer Schlucker dagegen. Spinnen. Wunderbar.

Die Nacht.
Da es an der Zeit ist, bettet der Camper sich zur Ruhe. Der extrem geräumige Schlafsack hält tatsächlich warm. Leicht kann sich der Camper nach Herzenslust drehen und wenden, selbstverständlich ohne dass am nächsten Morgen der Reißverschluss an der anderen Seite zu finden ist. Schlafsäcke. Wunderbar.
Pünktlich zur Wegdämmerphase fängt ein nachtaktiver Vogel an, eine sehr entspannende, weil wunderbar eintönige Melodie, die eigentlich nur aus einem Ton besteht, mal drängender, mal klagender, zu piepsen. Für andere eine Folter, für den Camper ein wohltuendes Einschlaflied. Natur. Wunderbar.

Ach ja, mein Highlight des Tages:

20140404-181612.jpg
Köstlich.

Die Attendorner waren übrigens sehr nett. Ein Fernfahrer hat mich angesprochen, der mir gleich seine Lebensgeschichte erzählt hat. Er war schon älter, daher eine längere Lebensgeschichte – um alles unterzubringen hat er einfach schneller gesprochen.
Ein Pärchen vor der Sparkasse war auch hin und weg. Sie trug Armani Ohrringe – ich konnte das erkennen, weil die Ohrringe praktischerweise das Armani-Logo waren, natürlich in Gold. Sehr stilvoll. Ich glaube ich kaufe mir demnächst auch mal Apple Ohrringe. Sehr nette Leute. Was sagen denn ihre Eltern dazu? Ich war kurz davor zu sagen dass ich fast 40 bin, aber ich hatte den Helm auf und mein frisch jugendliches Aussehen trug wohl dazu bei, dass sie mich minderjährig einstufte. Es scheint so, als ob die Frauen immer fragen, ob ich denn keine Angst hätte. Und die Männer Fragen meist, wie lange ich denn so dafür eingeplant habe. Keine Ahnung was das über die Geschlechterrollen aussagt, ist mir aber jetzt schon häufiger passiert. So, jetzt duschen, morgen wird kein Spaziergang. Nighty Night.

Posted from here.

7 Gedanken zu „Tag 8. Meschede – Attendorn

  1. German Angst? Nah!! Das wird, und wenn es im Schrittempo ist! Nix von wegen Angstgegner! Schnuppi unsere Gedanken sind bei dir und fahren mit!
    Es sollte nicht leicht werden und nun ist es so, der Wind bläst von vorn! Hah! Dem Spucken und Lachen wir doch ins Gesicht !

  2. och, ich glaube dein Schutzengel hat sich auf “Arbeit” bis Madrid eingestellt …

    voller Bewunderung verabschiede ich mich ins Wochenende, du machst das super!

    Freue mich Montag weiterzulesen:-)

  3. Sauerland rules!:-) Da bist Du ja knapp vor meinen “alten Haustüren” vobeigeradelt – grüß mir den Biggesee, die Lenne und die grünen Wiesen – und bleib tapfer bei den vielen “kleinen Hügeln”;-)

  4. Magst du tauschen gegen die Fragen, die ich hier bekomme? Männer: “are you married? You want to go swimming with me?” Frauen: “how many children you have?” Ca. 20 mal täglich. Argh ;)

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>