Archiv für den Monat: Mai 2014

Tag 45. Argelès-sur-mer – Cerbère

Kurze Strecke heute, dafür ein wenig mehr hoch und runter als in den letzten Tagen. Nachts neue Freunde im sanitärhaus gefunden:

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Wirklich niedlich. Das Ding ist nur 10cm lang und lag platt auf dem Boden. Die großen waren an den Wänden. Naja, der muss sich wohl auch erstmal hocharbeiten. Nachdem ich also mit dem Handy Jagt auf die Geckos gemacht hatte, war ich so orientierungslos wie eine Motte am Licht. Das Sanitätshaus hatte überall Eingänge und sah auch überall gleich aus. Ich bin auf mysteriöseweise immer wieder an dem gleichen Ein- bzw. Ausgang gelandet. Das kann einen schonmal verrückt machen, vor allem Nachts um zwei. Endlich den richtigen Weg gefunden und wieder ab ins Zelt. Um fünf und halb sieben musste ich dann nochmal auf Klo. Ich weiß nicht ob aus Verwirrung oder weil mein Gehirn den Weg nochmal nachvollziehen wollte. Nun ja.
Morgens Regen. Halb so schlimm, es ist so warm und drückend, dass ich mich fast schon freue. Selbst die Ameisen torkeln träge dahin. Jedenfalls die, die aus meinen Schuhen krabbeln … Eine einzelne Mücke versucht sich an einer Perforation meiner Haut, wird das aber in Zukunft eher sein lassen. Für immer.
Los geht’s. Nach der ersten Steigung halte ich an der vielbefahrenen Strasse an und ziehe mein thermounterhemd aus. Das habe ich wohlgemerkt noch unter meinem T-Shirt (das hier übrigens Tee-Shirt genannt wird. Bloß keine Anglizismen hier. Nur Wochenende nennen sie dann “le Week-end” lö wiiikänt, gesprochen). Jetzt können die Pyrenäen kommen, denke ich, und zack! da sind sie auch schon, hinter der nächsten Kurve geht es hoch und höher. Bis ich endlich da ankomme:

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Der Wind ist so stark, dass ich nichtmal bergab sonderlich schnell vorankomme und dann auch kaum bremsen muss. Das trifft sich gut, meine Bremse vorne gibt nämlich schleifende Geräusche von sich. Die Strecke ist reichlich kurz, finde ich aber nicht ganz so schlimm. Der Platz, auf den ich wollte hat zu, daher Hotel. Eine super Entscheidung, denn ich bekomme das hier:

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Und das hier:

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Der Blick vom Balkon. Also ehrlich, besser geht’s doch gar nicht. Und morgen noch ein Petit dejeuner. Jetzt liege ich seit gefühlten Ewigkeiten auf dem Bett und kann mich mal wieder nicht von Fernseher weg bewegen. Dabei muss ich eigentlich schon seit Stunden was essen. Aber der Gedanke entfleucht mir irgendwie immer wieder, während ich auf die bunten Bilder starre. Immerhin hab ich es geschafft noch was zu schreiben. Und ab und zu drehe ich auch mal den Kopf und gucke raus :-)

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Tag 44. Argelès-sur-mer

Noch vor dem Frühstück fahre ich in den Ort, um mein Fahrrad zum Check vor den Pyrenäen abzugeben. Der Fahrradladentyp ist angemessen beeindruckt von meiner Tour und sagt, dass ich in zwei Stunden wiederkommen soll. Also erstmal frühstücken.

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Es zieht sich zu und soll nachher regnen. Egal, etwas weniger Sonne ist im Moment auch nicht verkehrt. Dann werde ich mir jetzt mal die Restaurant- und Barfassaden, die sich hier aneinander reihen, anschauen. Vielleicht in dem kleinen Supermarkt da vorne irgendwas sinnloses kaufen.

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Eigentlich bräuchte ich einen neuen Badeanzug, ich würde sogar einen Bikini in Betracht ziehen und bin selber etwas schockiert von mir. Die vielen kleinen Läden hier haben alle bunte Bademode, allerdings nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe. Außerdem viel zu teuer.

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Ich fahre wieder zurück zum Zelt. Das Fahrrad ist ok, aber sehr vertrauenserweckend fand ich ihn nicht. Nach dem losfahren hat die vorderbremse fürchterlich geschliffen. Also wieder hin. Aber jetzt ist gut. Vom Nichtstun bin ich total erledigt. Am
Strand erstmal schlafen. Da kommt ein Bademantelpärchen zum Wasser an mir vorbei geschlendert. 200 Meter weiter werfen beide wie auf Kommando ihre Bademäntel ab und stehen da, wie Adam und Eva. Nicht ganz, denn es fehlt das Blatt. Dann beugen sie lobpreisartig den Oberkörper an der Wasserkante nach unten. Nicht zu tief, sind nicht mehr die Jüngsten. Nochmal nach oben strecken, die Arme zum Himmel, jetzt nochmal den Hampelmann und das war’s. Bademäntel wieder an und runter von der Bühne. Applaus Applaus Applaus. Aber auch irgendwie verwirrend. Die Sonne zieht sich auch zurück und ich beschließe den kleinen Laden hier zu besuchen. Für meinen Einkauf zahle ich 2,91. Ich glaube die Franzosen machen es extra kompliziert mit den Zahlen. 80 zum Beispiel, ist nicht einfach nur Achtzig. Neiheihein. Achtzig ist hier 4 mal 20. So heißt die Zahl. Quatre(4)vingts(20). Und dann die 90. Das wäre dann 4 mal 20, 10. Quatrevingt-dix. Oder 92: 4 mal 20, 12. Ja, da muss man schon mal aufpassen. Graf Zahl hätte seine helle Freude.
So, ich glaube ich koche dann mal. Die Mücken kommen schon. Ja, ich habe mittlerweile meine eigenen Zeitmesser. Wenn die Mücken kommen, ist es zeit zu kochen. Wenn ich unterwegs bin und und langsam auf Klo muss, bin ich ca. 2,5 Stunden unterwegs. Wenn die nächste Speiche bricht, habe ich ungefähr 300 km hinter mir. Wenn sich unterwegs mein Magen meldet, ist es ungefähr halb zwölf. Das hat sich etwas verschoben, seitdem es nur noch Weißbrot gibt statt Vollkornbrot. Naja, all sowas.
Also, kochen jetzt und gute Nacht.

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Tag 43. Port-la-Nouvelle – Argelès-sur-mer

Heute gibt es nicht viel zu berichten. Ich bin total erledigt. Hatte viel Wind, nicht nur von hinten. Aber zu schaffen macht mir die Sonne. Ich weiß, ihr in Hamburg hättet gerne mehr davon, aber hier ist es etwas anstrengend. Kaum trinke ich was, ist mein Mund auch schon wieder ausgetrocknet und die heiße Luft brennt in den Augen. Ich möchte mal gar nicht wissen, wie sich der Käse und die Margarine in meiner Tasche fühlt. Naja, mir ist egal, welche Form oder Aggregatzustand beides hat. Wird trotzdem gegessen. Meine Fahrradtaschen sind zwar noch weiß (was wirklich etwas bringt, wärmemäßig), haben aber viele kleine rote Striche seit gestern. Diese winzigen roten Spinnchen wollen aber auch nicht weggewischt werden. Statt dessen werden sie immer gleich zermatscht. Da hilft auch die hohe Kunst des Schnippens nicht weiter.
Nun ja, die ersten dreißig km sind eine Quälerei, genauso wie die Folgenden. Immerhin hab ich auf dem Weg eine Schlange gesehen, bestimmt 50cm lang und grün. Und ich hätte aus Versehen beinahe eine Eidechse überfahren. Das muss man erstmal schaffen, die sind wirklich schnell. Für überfahrene Käfer oder Spinnen, die nichtsahnend die Straße überqueren, kann ich mir schon an die hundert Kerben ins Rad ritzen. Bei den Spinnen habe ich allerdings jedes mal Sorge, dass sie überleben, am Reifen festkleben und mir dann als zentrifugal beschleunigtes Geschoß im Gesicht landen.
Und dann sehe ich die Pyrenäen.

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Naja, da muss ich natürlich nicht rüber. Wär jetzt auch blöd, ich hab meinen dicken Pullover und die lange Unterhose jetzt weggeschmissen. Die Jeans auch gleich. Und ein paar Unterhosen. Meine Strecke geht irgendwo da an der Küste lang:

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Jetzt bin ich auf dem Campingplatz. Ein wirklich netter Platz. Auch der groß und furchtbar leer. Ich habe Schatten und gleich kaufe ich mir was kaltes zu trinken. Das Highlight des Tages :-) .

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Tag 42. Sérignan – Port-La-Nouvelle

Weiter geht es am Meer. Ich habe mich fast komplett mit Sonnencreme eingeschmiert, seit gestern sind mein Gesicht und meine Beine leicht gerötet. Es weht kein besonderer Wind, daher sind viele Tierchen in meinem Weg, die fast alle an meinen UV-geschützten Lippen kleben bleiben. Ein unvergessliches Erlebnis … Außerdem habe ich entweder diverse kleine Spinnen schon vom Campingplatz mitgenommen oder sie liegen einfach so in der Luft. Ständig ziehe ich mir dünne Fädchen aus dem Gesicht und von den Armen. Ich habe sicher schon fünf Spinnen von mir gesammelt. Heute morgen hatte ich hunderte kleiner Schnecken an meinem Zelt. Niedlich, aber irgendwie nervig.

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Ich habe außerdem beschlossen, nicht mehr ständig auf mein Hinterrad zu starren, in Erwartung des nächsten Speichenbruchs. Kommen wird er sowieso, da kann ich auch versuchen, die zeit bis dahin zu entspannen. Das scheint meine momentane Herausforderung zu sein. Entspannen und die Dinge auf mich zukommen lassen. Keine einfache Sache.
Ich mache Pause am Meer. Klingt doch irgendwie gut. Wer kann das schon mal einfach so behaupten (ich weiß, in Hamburg ist das Wetter mies).

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Es ist an der Strandpromenade einiges los. Ein Flohmarkt, ein Markt mit Lebensmitteln und überhaupt unheimlich viele Leute. Mittlerweile sehe oder höre ich nur noch selten Deutsche. Hauptsächlich Franzosen und Niederländer. Aber es ist nett, die Menschen hier zu beobachten. Eine Familie kommt vom Strand, die ist nun gerade mal deutsch, deswegen verstehe ich den kleinen Jungen als er zum Vater sagt: “Guck mal Papa, (er deutet auf die Fitnessgeräte, die hier ganz in californischer Manier öffentlich nutzbar sind), mach das doch mal. Dann wirst du dünner und kannst wieder mehr essen!” Charmant. Papa macht nur “hm” und geht weiter. Ich sitze auf einer kleinen Treppe neben dem Eingang zum Strand. Ein sehr kleiner Hund, der sich offenbar nicht zwischen Ratte und Fußabtreter entscheiden kann, hechelt mich aufgeregt an. Das Herrchen ruft ihn zurück. Ich verstehe nur “pupu”. Ja genau, denke ich, so siehst du auch aus. Wie ein pupu auf der Windschutzscheibe. Aber er scheint eine Frohnatur zu sein. Das freut mich.
Ich muss wohl mal weiter, obwohl ich eigentlich keine Lust habe. Aber das öffentliche Klo ist geschlossen und meine Blase ist überhaupt nicht d’accord damit.

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Und bedenke dies, geschätzter Radfahrer auf reisen: wenn du einen dringend benötigten Schluck aus deiner gut gefüllten Wasserflasche nimmst, indem du sie kräftig zusammendrückst, so dass ein dicker Strahl mittelkalten Wassers deinen Mund köstlich füllt, schließe denselbigen beizeiten, denn sonst besteht die Möglichkeit, dass du aussiehst, als ob du deinen Drang, dich zu erleichtern direkt und ohne Pause erledigt hast.

Na also da bin ich doch endlich angekommen. Zwischendurch Abenteuerpassagen wie diese hier:

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Jetzt bin ich auf einem Platz, der wohl eigentlich nicht so für Zelte und Camper gedacht ist. Ich habe mehr oder weniger einen Parkplatz zwischen zwei Mietwohncontainern. Egal, ist nur für eine Nacht. Dann mal duschen und essen. Dafür muss ich erstmal ein Baguette kaufen, ich gewöhne mich langsam ans Baguette mit Käse und Wurst essen, statt zu kochen. Ich kann da sehr konsequent sein, das wissen die Kollegen am besten :-) . Also bestelle ich ein Baguette nehme mir noch eine eiskalte Cola. Ich liebe eiskalte Cola. Als alter Hase, was das “BaguetteKäseWurst-Abendbrot” angeht, kann ich nur sagen, es gibt dazu nichts besseres als eine kalte Cola. Wie auch immer, ich wünsche der Verkäuferin einen “bonne soirée”, weil ich das mittlerweile so gelernt habe. Oh. Da ist sie erstaunt. Und antwortet strahlend “pour vous aussi” für Sie auch. Ach ist das schön, höflich zu sein. Also ab an den Strand. Ewig breiter Autostrand, bis endlich mal weicher Sand kommt und da ist dann auch schon das Meer. Ich packe meine Sachen aus und genieße den ersten Schluck Cola. Dann immer ein viertel Baguette mit Käse, eins mit Wurst. Käse, Wurst, Käse, Wurst. Baguette weg. Problem. Wie kann denn das so schnell … also wirklich, das war doch eben noch … ? Na gut, ich bin auch satt :-) . Irgendwie ist noch ein kleiner Rest Cola in der Dose. Ich kann ihn genau sehen. Aber egal wie ich sie Dose auch drehe und wende, der Rest kommt nicht raus. Und wie es immer so ist, entlässt die ängstlich fürsorgliche Dose ihren Rest erst in der gesicherten Umgebung einer Tüte oder gerne auch eines Rucksacks, in der oder dem sich noch andere Lebensmittel zur Aufbewahrung befinden. Wer in diesem Blog universelle Weisheiten sucht – das ist eine davon.

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Ich liege nun also am Strand auf der blauen Matte, ignoriere Den Wind und genieße die Abendsonne, träume entspannt vor mich hin, als mir jemand eine Zunge ins Ohr steckt. “Julie” ist eine reichlich große schwarze Hündin, die gerade von ihrer Besitzerin aufgeregt zurück gerufen wird. Tja, Julie ist ganz begeistert von mir. “Sie ist immer so schrecklich …” Mehr verstehe ich von dem Satz der Besitzerin nicht. Ich kann mir den Rest aber denken. ” … schrecklich …” Sabbernd? Grenzüberschreitend? Ohrenfixiert? “Pas de problème” sage ich großzügig und lege mich mit einem Sabbersand-Gemisch wieder zurück auf die Matte. Sauberkeit wird aber auch wirklich grenzenlos überbewertet. Gute Nacht

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Tag 41. Sérignan

Nach dem Aufstehen (ich konnte um halb sieben nicht mehr schlafen) gehe ich erstmal zum anderen Ende des Campingplatzes, um bei der Rezeption Bescheid zu sagen, dass ich noch eine Nacht bleibe. Dann zum Bäcker und ein Baguette kaufen. Ich weiß gar nicht so recht, ob ich es brauche, aber eins zu haben fühlt sich gut an. Auf dem Rückweg knabbere ich schonmal sehnsüchtig an einem Ende, denn die lange Wanderung macht mich hungrig. Zurück am Zelt erstmal Frühstück. Dann wieder Richtung Bäcker, um eine Zeitung zu kaufen. Dann wieder zurück und die Sachen für den Strand packen. Es ist mittlerweile kurz nach elf. Jetzt sitze ich im Wind am Strand und manchmal kommt sogar Sonne. Ich denke über gestern nach und mir kommt McDonald’s in den Sinn. Ich glaube langsam hab ich genug von dem Fraß.
Ich sitze draußen in der Kinderecke, die nicht zu überhören ist. Eine Mutter ruft ihren Sohn: “Noah. Noah! Je ne suis pas d’accord!” Noah, Noah, ich bin nicht einverstanden! “Qu’est-ce que j’ai dit?!” Was habe ich gesagt?! Noah ist herzlich wenig beeindruckt, obwohl sich auf der Stirn der Mutter eine steile Falte geradezu biblischen Ausmaßes bildet. Auf Noah wartet schließlich noch großes. Ganz großes.
Man sieht ihm an, dass er überlegt, ob auf der Arche tatsächlich noch genug Platz für seine Mutter ist.
Eine andere Mutter ruft ihre Tochter: “Jeanne!” Jeanne hört aber nicht. Oder will wohl eher nicht, denn maman beginnt zu zählen: “Un! Deux …!” Eins, zwei. Zwischen eins und zwei ist nichtmal eine Sekunde. Jeanne kommt missmutig herangetrottet und ein Wortwechsel in mir unverständlichen Zischlauten beginnt. Da stampft Jeanne krawallisch mit dem Fuß auf. Ja, da zeigt sich die Herkunft des Namens, fehlt nur die Rüstung und das Schwert. Vielleicht hätte die Mutter sie lieber Veronique nennen sollen…
Und so ist es wieder mal bestätigt, McDonald’s, die Wiege der Menschheit.

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Tag 40. Frontignan – Sérignan

Doof…. Doofdoofdoof (komisches Wort eigentlich). Ich hab schlechte Laune. Draußen grau. Viel Wind. Schlechte Straßen. Ich kann teilweise nur 15kmh fahren. Zuviele Menschen. Speichenbruch. Prima. Wie soll das denn weitergehen. Jede 100km eine Speiche?! Ich hab noch vier im Rucksack. Toll. Tolltolltoll. Viel zu teure Campingplätze mit knallhartem Boden, wo nie und nimmer ein Hering jemals tiefer als 1,5cm drin war. Ach nee, Zelte gibts hier ja gar nicht. Sowas primitives, wer macht denn sowas?! Ach ja, die Deutschen natürlich. Pffft. Oui Oui, les allemandes. Hoppel hoppel hoppel über die miesen Straßen. Ich bin bockig. Hab die Schnauze voll. Da hilft nicht mal McDonald’s. War auch doof. Riesenverpackung, mini Burger mit Riesenbrötchen. Dafür wenigstens an die 20 Servietten. Die bekommt man hier, darf man sich nicht selber nehmen. Man könnte ja aus Versehen gesittet essen, wo kommen wir denn da hin. Der Typ im Fahrradladen labert mich voll, ich versteh kein Wort, mach einfach das Ding heil, am liebsten heute noch, WENN’S DENN GEHT!! Mannmannmann. Ich komm dann endlich am Platz an. Ein Riesending. Wenn ich keinen Plan bekommen hätte, würde ich hier nie rausfinden. Beinahe wäre ich noch bei den “naturiste” Campern gelandet. Ich dachte zuerst das sei ein Campingplatz in der Natur. Bis mich ein Mann in einem Häuschen fragt, ob ich da hin will oder zu den “textil”. Na, textil, guter Mann, um Himmels Willen. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Also, mein Stellplatz kostet bloß 19 Euro. Ha, das ist ja ein Schnäppchen, geradezu. Ungefähr einen Kilometer fahre ich über den Platz, bis ich an meinem ankomme. Der ist größer als so mancher Garten. Ich dusche Ewigkeiten und mache mich dann mal auf die Wanderung zum Laden und den ganzen total tollen Dingen, die man hier machen kann. Ich bin schon ganz gespannt und aufgeregt. Das wird soo toll! Tolltolltoll! Hoffentlich finde ich zurück, bevor es dunkel wird. Ganz in blau, natürlich alles verschiede Abstufungen von blau – ich bin sicher, keiner passt zu dem anderen – gehe ich auf die Reise. Super, passt zu meiner Stimmung. Nur die Socken sind schreiend grün. Ach ja, für die, die es interessiert. Das ist ein Eurocamp Campingplatz…

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Und hier die berühmten Safarizelte von Eurocamp, dass ich das nochmal erleben durfte, so live und in Farbe:

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Also, ist das zu Glauben? Es gibt hier WLAN. Und, ich kann mein Glück kaum fassen, die ersten sage und schreibe 15 Minuten! sind KOSTENLOS! Nein, also wirklich. Wie wahnsinnig großzügig. Jetzt aber schnell die Bilder hochladen. Ich weiß gar nicht, was ich mit diesen endlos langen 15 Minuten noch machen soll. Wer länger will muss bloß 9 Euro bezahlen. Das ist ja nun wirklich nicht viel, oder?! Soo günstig. Super.
Hier noch schnell meine blaue Komposition:

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Ich mache damit eine Riesenmücke, Schnake oder wie auch immer die Dinger heißen, ganz wuschig. Immerhin ein Erfolg an diesem Tag. Ich bleibe wohl morgen noch hier, ich hab einfach keine Lust weiterzufahren.

Hier noch eine Nachricht an meine Oma: Oma, ich hab gehört, dass du meinen Blog auch immer der gespannt mitverfolgst. Das finde ich klasse :-) . Wir sehen und ja bald! Viele Grüße!

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Tag 39. Saintes Maries de la mer – Frontignan

Ein erneuter Spinnenzwischenfall, an meiner Eingangstür. Eher auf meiner Eingangstür. Aber ich werde darüber jetzt artig schweigen anstatt euch immer wieder mit diesen Monstern zu quälen. Nur soviel: sie werden immer größer…
Nachdem ich also aufgrund besagten Zwischenfalls bestimmt eine halbe Stunde verloren habe (so genau weiß ich das nicht, die Zeit fliegt ja, wenn man sich amüsiert), muss ich schneller essen. Blauer Himmel, kein Sturm. Von jetzt an ist es vorbei mit der Einsamkeit. Das stört mich etwas, ich hatte mich eigentlich ganz gut damit angefreundet. Von jetzt an kommen die Hotels an der Küste und volle Strände. Die Strecke heute nervt, ich kann selten schnell fahren, weil die Straßen und Wege sehr holperig sind. Und außerdem andere unwegbarkweiten …

Endlich hab ich aber einen Platz gefunden, wo ich Pause machen kann.
Vier weisse Pferde stehen auf ihrer Koppel, direkt am Zaun. Ich freue mich und gehe rüber, um Kontakt aufzunehmen. In dem Moment beugt sich eins der Pferde zu dem anderen und scheint ihm etwas zuzuflüstern. Daraufhin drehen sich alle Pferde um und gehen weg … Gut, denke ich, gehe ich eben zurück dahin, wo ich gewollt bin. Zurück am Tisch haben sich denn auch viele Ameisen gesammelt, freudig meine Rückkehr erwartend. Schön, hier bin ich unter Freunden. Vielleicht liegt es auch an dem Salamibaguette, dass ich auf dem Tisch liegen gelassen habe. Ich fange an zu essen, als eine Dame summend zu dem Tisch kommt. Ob sie sich auch an den Tisch setzen könne, sie sei lange gewandert und habe solchen Hunger. Ja klar, kein Thema. Wir kommen natürlich ins Gespräch, sehr courageux sei ich, in Frankreich machen das nicht viele. Ihr Mund sieht etwas aus wie der von Angelina jolie, ansonsten verdeckt eine tellergrosse Sonnenbrille ihr Gesicht. Sie heiße Veronique (natürlich), wie ich denn hieße. Daraufhin packt sie ihr essen aus, nicht ohne mir von jedem etwas anzubieten. Sie ist wirklich nett. Ganz besonders empfiehlt sie mir ihr “Mousse de morue” – Kabeljaumus. Klingt natürlich auf französisch um einiges exquisiter. Ich lehne höflich ab. Eigentlich bin ich satt, aber im Laufe der nun folgenden Unterhaltung esse ich die ganze Packung coleslaw auf, weil ich nicht weiß, was ich sonst machen soll. Sie könne auch etwas deutsch. Und dann sagt sie zum Beweis “wunderbar”. Das finde ich grandios. Ich überlege im Stillen, was ich wohl als erstes französisches Wort gesagt hätte und mir fällt nur ein schnödes “bagätt” ein. Aber sie sagt fröhlich “wunderbar” und findet mein Französisch trés bon. Das ist verwunderlich, da ich eigentlich kaum zu Wort komme. Trotzdem freue ich mich und nun probiere ich doch ihr Mousse de Kabeljau. Und damit verewigt sie sich sofort in meinem Gedächtnis. Jedenfalls für die nächsten zwei bis drei Stunden, denn das Kabeljaumus verbindet sich in meinem Magen mit dem Coleslaw zu einer nicht enden wollenden Party, die gerne und oft Lebenszeichen nach oben schickt. Es schmeckt fischig, die Konsistenz ist irgendwie schlabberig luftig schleimig. Naja, viel Omega 3, wie veronique bestimmt drei Mal hervorhebt. Alles in allem ein sehr nettes Gespräch. Ich breche aber bald wieder auf, begleitet von den besten Wünschen, von denen ich allerdings nur die Hälfte verstehe.
Es geht sieben Kilometer einen Schotterweg lang, den ich nur sehr langsam dahinrolle, wegen meiner empfindlichen Speichen. Daher falle ich fast vom Rad, als mich mein Navi viel zu laut anschreit, dass ich bei der nächsten Gelegenheit links fahren soll. Jetzt sind es noch 4 km. Ich komme bei einem 5 Sterne Campingplatz an und frage mich, ob es welche mit noch mehr Sternen gibt. Sagenhafte 29,50 muss ich für mein kleines Zelt hinlegen. Ich bin immernoch schockiert. Da ich keinen Supermarkt gesehen habe, wird heute nicht gekocht. Mein Spiritus reicht gerade noch, um morgen früh Tee zu machen. Macht aber nichts, mein Magen ist noch mit der Party beschäftigt. Es wird langsam kühl, aber ich setze mich trotzdem ans Meer. Heute Abend soll es hier Animation geben. Na mal sehen…20140505-171453.jpg
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Tag 38. Saintes Maries de la mer.

Ein wunderbarer morgen. Ich habe frei! Entspannt stehe ich auf und gehe zu den duschen, um meinen Kopf von der Wolverine-Frisur zu befreien, den er sich in der Nacht angeeignet hat. Vor dem Spiegel stelle ich nicht zum ersten mal fest, dass ich mittlerweile aussehe, als hätte ich meine Arme bis zum Ellenbogen in Sojasoße getaucht. Das Gesicht hat links einen helleren Streifen, vom Helm genauso unter den Augen und über der Nase, hier von der Brille. Naja, ich will ja auch nicht Miss “Hamburg nach Madrid mit dem Fahrrad 2014″ werden, obwohl ich natürlich gute Chancen hätte, als einzige Kandidatin. Erstmal kaufe ich schnell ein, damit ich das erledigt habe. Heute mal keine Nudeln, sondern wieder Hacksteak. Finde ich super. Danach geht es in die Stadt. Ein reiner Touristen- und Ferienort schätze ich.

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Es reiht sich Restaurant an Restaurant. Ich suche lange und finde endlich ein Tabak- Pressegeschäft. Ich kaufe eine Zeitung und nachdem ich alle Souvenirläden, Restaurants und auch die Roma, die mich ansprechen, ignoriert habe, gehe ich zurück zum Campingplatz, um am Strand die Zeitung zu lesen. Eine schöne Idee, aber es hapert an der Ausführung. Am Strand hat man zwei Optionen. Allerdings keine Auswahlmöglichkeit, man bekommt gleich beide umsonst: Ich werde in kürzester Zeit unter einer feinen Sandschicht dem Vergessen anheimfallen, nicht ohne vorher ordentlich gesandstrahlt zu werden. Auch mein gestern erworbener Sonnenschirm kann dem Wind erstaunlicherweise nicht widerstehen und fliegt, nachdem ich sicher war, ihn bis zum Erdmittelpunkt in den Sand gerammt zu haben, einfach so einfach weg. Ich springe sofort auf und erwische ihn noch, als ich meine Zeitung seltsamerweise in die andere Richtung fliegen sehe. Es ist “die Zeit” mit vielen interessanten Beilagen, die sich jetzt alle anfangen zu trennen, um ihrer Wege zu fliegen. Ja die Presse. Macht nie, was sie soll. Ich klaube alles auf und setze mich erstmal erschöpft hin. Eine schnell wachsende Gruppe Sandkörner spielt in meiner Ohrmuschel fangen und ich gebe entnervt auf. Statt dessen lege ich mich an meinem Zelt auf die Matte, hier ist es nicht so windig. Nach kurzer Zeit ist mein Gehirn nur noch Brei. Die Sonne knallt und ich werde schlapper und schlapper. So verdödele ich den Tag und kriege nichts auf die Reihe. Hoffentlich hat der nächste Platz etwas Schatten.

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Tag 37. Avignon – Saintes Maries de la mer

Ich kann nicht schlafen. Es stürmt 10m über mir in den Baumkronen dermaßen, dass einem Angst und Bange wird. Das eine oder andere mal zupft der Wind auch an meinem Schlafsack und spielt mit meinem Zelt. Ich will heute weiter nach Saintes Maries de la mer fahren. Mach ich auch, denke ich nachts um zwei, egal wie stark es stürmt. Also, aufstehen – eine Stunde früher als sonst, ich muss eh schon seit drei Stunden auf Klo. Ist ja gar nicht so schlimm mit dem Wind, denke ich, als ich endlich meine Sachen gepackt und mich auf den Weg gemacht habe. Alles ganz entspannt, bis ich über die Rhône soll. Auf der Brücke schubst mich der Wind mal in die eine, mal in die andere Richtung. Von da an wird es interessant. Auf jeden Fall strahlend blauer Himmel. Ich fahre mal wieder in die richtige Richtung und finde das ganz super. Ich kann mich quasi treiben lassen, den Tempomat locker auf 25kmh stellen und mir die Gegend anschauen. Nur eine kleine Kurskorrektur und ich fahre gegen eine Wand. Eine Windstärke 10 Wand. Naja, ich schaue lieber nach vorne und hoffe, dass ich heute nur nach Südwesten fahren muss. Es nervt etwas, dass der Wind ab und zu meinen Kopf unbedingt nach Links drehen will, so spannend ist der Ausblick da gar nicht. Obwohl ich jetzt in die Camargue komme, natürlich sofort überall die weißen Pferde sehe (nicht freilaufend) und natürlich auch die – jetzt sitze ich hier seit fünf Minuten und komme nicht auf den Namen. Die mit einem Fuß im Wasser stehen mit dem langen Hals, ihr wisst schon. Das liegt daran, dass mich eben was am Arm gekitzelt hat und als ich den Kopf drehe, sehe ich eine daumendicke haarige Raupe auf meinem Bein, die sich katzengleich an meinem Unterarm gerieben hat. Ehe sie noch “bonjour” sagen kann, kommt sie in hohem Bogen 5 Meter weiter südlich wieder auf der Erde auf, begleitet von guten Wünschen meinerseits (“oh Gott”). Das hatte nun zur Folge, dass sich alle nicht häufig benutzten Wörter schlagartig in die Abstellkammer meines Gehirns zurückgezogen haben, meinem sofortigen Zugriff erstmal verschreckt entzogen. Aber “Flamingo” wagt sich wieder hervor!

Jetzt tut es meiner Buddha-Natur doch etwas leid um die Raupe. Aber ich bin sicher ihre Haare haben sie gut abgefedert. Der Wind versucht jetzt permanent, mich in eine stabile Seitenlage zu drehen. Meine 60kg lassen das aber einfach nicht zu, so dass er frustriert mit meiner blauen Billig-Matte spielt. Die Flamingos sind mittlerweile weggestelzt. Ich denke, das werde ich jetzt auch mal tun, denn das Mittelmeer lockt.

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Und hier jetzt doch die wilden Pferde:

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Ich hab noch 14 km vor mir, 12 davon auf dieser Strecke:

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Ich hab schon das Gefühl dass die Geier über mir kreisen, aber als ich genauer hingucke, sind es nur Fliegen :-) . Es geht nur im Schneckentempo voran, weil ich Angst vor den Schlaglöchern habe. Na, irgendwann werde ich schon ankommen.
Und da ist es endlich. Da fährt man mal kurz 2000km und schon – bäm! Mittelmeer.
Ja, da bin ich nun. Wer hätte das gedacht.

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Tag 36. Avignon

Wow, es soll Sturm geben mit Windstärke 9. Na mal sehen…

Morgens jedenfalls noch nicht. Ich fühle mich allerdings wie im Dschungelcamp. Als ich einen Schluck aus meiner Wasserflasche nehmen will, kleben mindestens zehn Mini Ohrenkneifer dran. Dann will ich Tee kochen und sehe gerade noch wie eine Spinne in nicht akzeptabler Größe in den unteren Teil des Kochers krabbelt. Sie versucht sich in Panik in eins der Luftlöcher im Fuß des Kochers zu flüchten. Dumm nur dass ihr Körper dafür zu dick ist…

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Ich schüttele und klopfe, was mir schon viel zu unkontrolliert ist und auch viel zu nah. Es hilft nichts, ich muss einen Stock nehmen und sie rausdrücken. Mit Abstand das gruseligste was ich bis jetzt machen muss. Mir ist klar, dass ich häufig über die Tiere schreibe, die ich (oder die mich) hier so treffe. Vielleicht bin ich zu fixiert darauf, aber das hier war wirklich unschön. Na gut, Zelt einigermaßen wetterfest machen – ich vermute ich bekomme die Zeltheringe nie wieder aus dem steinharten Boden – und ab nach Avignon. Viele alte Steine und viele teure Läden. Ich mache mal wieder eine Tour mit einem kleinen Zug durch die Stadt. Ich bin ganz begeistert, als ich höre, dass in dem Zug ein Lied von Chris de burgh gespielt wird. Bis ich bemerke, dass es mein Handy ist, aus dem die Musik kommt. Die Italiener neben mir, haben aber nichts gesagt…
Vom 12. bis 18. und 19. Jahrhundert ist alles dabei, Stadthäuser, alte Stadtmauer, der Palast der Päpste usw. Auf der Straße vor dem Office du tourisme fragt mich ein vermutlich obdachloser nach einigen Cent. Ich gebe ihm, was ich an Kleingeld habe und er lächelt und sagt “vous ête une Dame” oder so ähnlich, was ich mir mit “Sie sind eine Dame” übersetze. Ich sage “Oui”, weil das ja auch irgendwie stimmt und mir nichts besseres einfällt. Ich weiß schließlich nicht ob das nun ein Satz des Dankes ist, eine Frage oder eine Feststellung. Das ist ein “Oui” nie verkehrt und passt auf alle drei. Denn, wie ich schon früh, ich glaube von Katrin, gelernt habe: jede Frau ist eine Dame, aber nicht jede Dame ist eine Frau.

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Mittlerweile ist es halb vier, viel zu spät esse ich etwas. Ich bin schlapp und erledigt. Aber ich muss noch zur Brücke. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich gerne mal Gleichgesinnte treffen würde. Naja, erstmal esse ich mit vielen Gleichgesinnten in einem weltumfassenden Rohstoffaufbereiter, wo es auch Internet gibt :-) . Das ist ja auch schonmal was.

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