Mein Ostersonntag
Ach, schlafen bis acht. Das ging sogar mal, weil ich in der Nacht auf Klo war, statt bis zum Morgen zu warten. Ich lasse mir zeit, es ist kalt und wolkig. Ich habe ja nur eine Strecke von 35km. Während das Teewasser kocht, fange ich an, das Zelt aufzuräumen. Huch, eine kleine Spinne. Macht ja nichs, denke ich äußerst großzügig. Als ich zum Fahrrad gehe, ist auch hier eine kleine Spinne. Etwas größer, als die davor, aber ich bleibe cool. So ist das eben beim campen. Eine weitere Spinne krabbelt auf meinen Klopapierrollen lang. Kann ich verstehen, auf rosa farbenem Klopapier würde ich auch krabbeln wollen. Weiter machen mit Schlafsack einpacken. Nichtsahnend und vor allem noch ganz entspannt (obwohl mir die Spinnenfrequenz nicht ganz so gut gefällt) stopfe ich das Ding in seinen Beutel. Da sehe ich aus dem Augenwinkel das hier:
Urgh.
Ich erstarre in Panik. Tarantula bewegt sich überaus schnell auf dem Innenzelt entlang Richtung Zelteingang. Lustig, dass einem zu so einem Zeitpunkt die dümmsten Visionen plagen. Tarantula wird für mich schnell zu Gigantula und bringt noch eine Menge Geschwister mit. Ich verlasse fluchtartig das Zelt und weiß nun erstmal nicht, was ich als nächstes machen soll. Teewasser kocht schon lange und so setzte ich mich erstmal hin. Auf einmal ist mein kleiner supertoller Hocker gar nicht mehr so toll, hebt er mich doch nur lächerliche 26cm vom Boden und damit von dem Monster. Ich fange mit den üblichen verfolgungswahnartigen Routinen an. Jede Plastiktüte wird genau beäugt. Jede Bewegung auf dem Boden wird lokalisiert. Jedes Kribbeln auf der Haut genauestens untersucht. Irgendwann fange ich an, das Außenzelt abzunehmen. Muss ich ja. Ich will es gerade ausschütteln, als es mir der Wind mitten ins Gesicht weht. Prima. Alles loslassen, drei Schritte zurückspringen und übers Gesicht wischen. Hoffentlich sieht mich keiner. Wieder angepirscht, Ecken hochheben. Das Vieh ist längst weg. Mann mann mann. Als ich das Innenzelt einpacken will, sehe ich sie mit einer Beute, die mindestens so groß ist wie sie. Netterweise zieht sie sich zurück. Uff.
So, die Sonne kommt raus und ich fahre endlich los. Ich fahre durch kleine Dörfer mit hübschen Kirchen:
Werde beäugt und bin sicher danach das Weide- und Stadtgespräch:
Und freue mich im allgemeinen über den Tag und die Landschaft:
Ich freue mich über die Sonne und über ein Kölner Wohnmobil, dass mir entgegen kommt. „Köln!“ rufe ich sinnigerweise und lache. Keine Ahnung, was die von mir gedacht haben. Verrückte Franzosen, vermutlich.
Als ich nach Vesoul komme, sehe ich ein McDonald’s Schild und kann natürlich nicht widerstehen, zumal ich sowieso viel zu früh bin. Ich bleibe stehen und dödel mit meinem Handy rum, um rauszufinden ob es da wohl ein Mccafé gibt, als ich hinter mir eine Stimme höre. Keine Ahnung, was der nette junge Mann sagt, aber instinktiv verstehe ich dass er mir helfen will. Nett, aber unnötig. Macht nichts, ich sage „ich suche McDonald’s“. Unverständliches highspeed französisch folgt. Er gestikuliert wild hinter sich. Da ist wohl das Ziel meiner Träume, seiner Begeisterung nach zu urteilen. Ich frage nach einem McCafé und er bietet mir sofort an, dass er mir einen Kaffee machen kann. Süß. Irgendwie nett, aber auch unheimlich. Zumal ich gar keinen Kaffee mag. Ich lehne dankend ab und er deutet wieder hinter sich. Da runter und a droite blablabla. Er leitet mich noch sicher über die vierspurige Straße und freut sich ganz allgemein des Lebens, würde ich sagen. Also echt, ich bin baff. Ich komme sicher bei McDonalds an und bestellen einen grünen Tee und einen müffin au chocolat. Also echt, bei solchen Wörtern weiss ich einfach nicht, was ich machen
soll. Ich sage aber stur „müffin“ und versuche nicht zu grinsen.