Tag 75. Benicàssim – Nules

Erstmal Brot kaufen. Ich bestelle mit wissendem Lächeln zwei “Kaiser”. Ebenfalls lächelnd packt sie mir zwei Baguettes in die Tüte. Das hatte ich mir eigentlich anders erhofft. Entweder die Kaiser Brötchen haben heute eine andere Form oder das mit der Verständigung war ein Pustekuchen. Egal. Heute also weiter. Es ist ziemlich warm und es weht kein Lüftchen. Aber es ist keine lange Strecke und ich fahre ein Stück auf einer der umgebauten alten Bahnstrecken, einer “via verde”. Hübsch.
Ich gondele also so vor mich hin. Vor mir ein Paar Holländer mit Elektrorädern. Die überhole ich mal locker. Ich gondele weiter. Anscheinend kann der Holländer es nicht auf sich sitzen lassen, von mir überholt worden zu sein, denn er setzt zum Überflug an. Seine Frau müht sich trotz Trittverstärkung ab, hinter ihm herzukommen. Ich bremse unbemerkt etwas ab, damit sein Ego nicht leidet. Als sie an mir vorbei sind, halte ich kurz an, bis ich seinen pfeifenden Atem nicht mehr hören kann. Also weiter. Jetzt überholt mich ein oberflächlich sportlich aussehender Mountainbike Fahrer. Aber nur mit Mühe. Am nächsten Berg hab ich ihn schnell wieder direkt vor mir. Hektisch blickt er sich um. Ja, denke ich, hättest du nicht gedacht was?! Na gut, ich schnaufe etwas und lasse mich zurückfallen. Ich bin einfach zu nett. Er tritt ordentlich los und ich hoffe, dass er das etwas durchhält.
Ich mache kurz Pause an der Hauptstraße, fahre aber schnell weiter als ich merke, dass die Hecke, an die ich mich angelehnt habe, voller Spinnennetze ist. Ich bin erstaunlich lange verschont geblieben, merke ich. Eigentlich warte ich angstvoll auf eine Riesenspinne, so wie die blaugraue, die wir als Kinder mal im Landhaus meiner Tante an der Wand entdeckt haben. Noch sind es aber nach wie vor nur Ameisen, die es auf dem Campingplatz, an dem ich nun ankomme, ebenfalls reichlich gibt. Diese hier sind irgendwie schneller als die anderen. Eine läuft über mein Bein und während ich sie noch versonnen beobachte, beißt sie einfach in meinen Oberschenkel. Kann man ja mal probieren, so ein lecker Stück Fleisch, aber als die nächste in meinen Fuß beißt wird mir klar, dass hier ein anderer Wind weht. Das, oder die Sonnencreme auf meinen Beinen ist für die Ameisen das, was eine kalte Cola für mich ist. Naja, Ameisenbisse sollen ja wohl gesund sein. Ich flüchte an den Strand und ins Wasser. Kein Mensch da. Auch auf dem Platz ist fast niemand. Genauso wie in den umliegenden Ortschaften, von denen die meisten Ferienorte sind. Fühlt sich an wie Sonntags in der City Nord. Gespenstisch.
Ich werde mir jetzt einen Supermarkt suchen. Dann dusch ich, dann schlaf ich, morgen verbrenn ich, und übermorgen stehle ich der Königin ihr Kind.
Äh, ach nee, da treffe ich Julia

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