Tag 33. Beauchastel – Bourg Saint Andéol

Aufstehen. Frühstücken. Zelt zusammenpacken. Ameisen und Spinnen loswerden. Vor allem aber die Schnecken. In allen Größen kleben sie am Zelt, an der Außenseite, Innenseite, am Kocher, auf der Zeltunterlage. Ich kann mittlerweile ziemlich gut Tiere wegschnipsen. So auch die Schnecken, die ich mit einem Schnipser gute 10cm weiter weg schnipse. Es tut mir ein wenig leid, dass ich sie damit quasi entwurzele und in Welten schicke, in der nie eine Schnecke vorher war. Vielleicht finden sie aber auch nach ein oder zwei Wochen wieder nach Hause… Nach gefühlten 100 Schnecken-Schnipsern bin ich guten Mutes, dass ich alle erwischt habe und es kann losgehen.
Der Wind bläst aus Nord-Ost, und ich fahre locker entspannt mit 30kmh nach Süd-West. Es geht auf der “Via rhôna” an der Rhône entlang. Eine wirklich schöne Strecke. Ich schaffe die ersten 50km in knappen zweieinhalb Stunden und entschließe mich zu einer ausgiebigen Pause.

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Vier ältere Herren auf Rennrädern in schicken Trikots kommen vorbei, von denen der eine fröhlich “bon appetit” ruft. Mein Bissen Brot und das zurechtgelegte “bonnschuur” streiten sich, wer zuerst gewollter- oder ungewollterweise meinen Mund verlässt, so dass ich mich verschlucke und nun auch noch ein gequältes “Merci” an den beiden ersteren vorbeiquetsche. Ist das überhaupt die richtige Antwort? Immerhin bin ich in Frankreich, wo man ja bekanntlich wie Gott isst. Sollte ich also “halleluja” antworten oder sogar “amen”? Ich habe keinen Schimmer, verstanden hat er mich im Vorbeifahren sowieso nicht. Der Bissen Brot, zugegebenermaßen ein zu großer, ich neige ja wie schonmal erwähnt zum Schlingen, ist mittlerweile, zwar verspätet, aber triumphaler Sieger des Streits und fällt mir fast aus dem Mund. Glücklicherweise bin ich jetzt wieder alleine…
Ich hab noch 20km vor mir, der Wind ist mein Freund.

Im Supermarkt:
Ich gucke mir alles ganz genau an und durchstreife jeden Gang, auch den Tierfuttergang. Ich überlege bei allen Sachen, ob ich sie nicht brauchen könnte. Fatalerweise habe ich mich hierher begeben, bevor ich etwas gegessen habe. Das hat jetzt nichts mit dem Tierfuttergang zu tun, nur so allgemein. Eine Frau neben mir im Reis-und-Nudeln-Gang summt leise vor sich hin. Beim zweiten Hinhören erkenne ich, dass sie die Supermarkt-Musik mitdudelt, und nicht, wie ich zuerst gedacht habe, ihre persönliche Glücksmelodie. Zielsicher liegt sie immer einen Ton zurück und daneben. Ich sollte hier aber nicht so tönen, schließlich hab ich heute auf dem Fahrrad auch laut ABBA mitgesungen, während ich davon geträumt habe, dass es ein ABBA Konzert gibt, mit mir in der ersten Reihe. Oder überhaupt in irgendeiner Reihe. Ich packe meinen Korb weiter voll. Der scheint einfach keinen Boden zu haben. Versteh ich gar nicht… Aber ich kaufe und kaufe. Viele tolle Sachen, schließlich bleibe ich morgen hier. Die Logik ist mir zugegebenermaßen selber nicht ganz klar, aber im Supermarkt fand ich das überaus sinnvoll. Jetzt ist meine Fahrradtasche übervoll, so dass ich wohl oder übel morgen richtig viel essen muss :-) .

Später am Abend:
Ich hab mir ein richtiges Essen gemacht! Ich bin so toll!

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Und noch:

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3 Gedanken zu „Tag 33. Beauchastel – Bourg Saint Andéol

  1. Wow, das sieht alles echt schön aus! Genieß die Sonne und die Freiheit. Meine letzten Freiheitstage sind ja nun gezählt…:) Dicke Umarmung aus Hannover!

  2. ooohhhh, das sieht gut aus, morgens 09:14h bei der Arbeit und ich krieg Hunger!!
    Rückenwind ist ein wahrer Grund zum Enthusiasmus und laut ABBA mitsingen ein Produkt dessen!
    Und da ABBA ja internationale Gefühle wachrüttelt, werden alle Franzosen verstehend “oui oui” genickt haben!
    fremdländische Supermärkte sind doch ein Entdeckerparadies! Da ja sonst fast alle weissen Flecken auf der Erdkarte bereits gefüllt sind, was bleibt uns anderes übrig?

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