Tag 32. Condrieu – Beauchastel

Heute habe ich eine lange Strecke vor mir. Ich stehe daher etwas früher auf. Die Sonne will nicht so recht und ich eigentlich auch nicht. Beim Frühstück überlege ich mir, was ich kaufen muss.
Brot, Käse, Milch, Kekse. Mechanisch esse ich mein Müsli und die vier Worte werden zu einem Mantra, damit ich sie im Supermarkt nachher nicht vergesse. Brot-Käse-Milch-Kekse. Das ist wichtig, denn ich kaufe alles mögliche, nur nicht das, was ich wirklich brauche. Auf dem Weg zur Toilette: Brot-Käse-Milch-Kekse. Wieder am Zelt habe ich gedankliche Aussetzer. Ich starre auf meine kleine weiße Mülltüte. Aus dem Brot-Käse-Milch-Kekse-Mantra wird ein Brot-Käse-Müll-Kekse-Mantra. Ich raffe mich und den Rest der Sachen zusammen und fahre los.

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Ich mache Pause an der Rhône. Vor mir ist offenbar ein Ameisenbau. Sie haben eine Haferflocke von meinem Brot gefunden und schieben sie auf ihren Eingang zu, den ich bedenklich klein finde. Und richtig, die Haferflocke verstopft den Eingang komplett. Spannend ist das zu beobachten. Ich lege noch ein Stück Salami nach. Sofort rennen alle noch freien Ameisen hin da. Passt ja aber nun nicht mehr durch den Eingang. Tja, denke ich, die Tür ist zu, zu ist die Tür. Es sieht so aus, als würden alle Ameisen ratlos um die Salami herumstehen. Vielleicht fressen sie aber auch. Ich wende mich nun meinerseits dem Fressen zu und stelle fest, dass mein Brot wie eine Pizza schmeckt. Ist das nun schon bedenklich oder erfreulich? Ich entscheide mich für erfreulich. Die Ameisen haben tatsächlich die Haferflocke weggeschafft, sodass nun die Salami abtransportiert wird. Aus Nächstenliebe (man könnte es vielleicht auch Gehässigkeit nennen) lege ich ihnen noch ein ziemlich großes Stück Käse vor die Füße. Ich bin mir sicher das wird auch in kürzester Zeit verschwinden. Weiter geht es, nicht zu lange Pause machen.

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Endlich angekommen, dusche ich, finde den Platz hässlich und beginne zu kochen. Echte Spaghetti und eine Fertigsosse. Auf der Packung steht als Portionsangabe 70g pro Person. Hä?! Und was essen die Leute hier dazu?! Drei Baguettes und einen ganzen Fromage oder was? Beherzt nehme ich die ganzen 250g, natürlich nicht, ohne sie vorher in der Packung dreimal zu zerbrechen. Naja, ist vielleicht doch etwas zuviel, aber ich bin nicht gewillt etwas übrig zu lassen.

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Ach, ansonsten ist mir nicht viel passiert und mir fällt auch nichts ein, worüber ich noch schreiben könnte. Ich habe in den letzten Tagen mit kaum jemandem gesprochen, es hat viel geregnet und ich stumpfe gerade etwas ab. Also, jetzt essen und dann ins Zelt, der nächste Regen kündigt sich an. Es geht mir aber gut und jetzt werde ich höchstwahrscheinlich auch gleich ziemlich satt sein…

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Ha! Also ich fand es reichlich viel. Die letzten Hapse sind offenbar zu groß, ich fühle deutlich, wie sie sich sehr bemüht die Speiseröhre runterquälen. Jetzt noch abwaschen. Es fängt an zu regnen und ich bin sehr versucht, den Topf einfach im Regen stehen zu lassen. Aber ich laufe Gefahr, morgen dann einen Topf mit Ameisen da stehen zu haben und mit solchen Geschichten habe ich schon früher unliebsame Erfahrungen gemacht. Also los zum Sanitärblock. Auf dem Rückweg regnet es stärker und ich fange an zu laufen. Mit jedem Schritt sacken die Spaghetti tiefer in meine Beine und Füße. Ich eiere recht schwerfällig zum Zelt. Jetzt rein da, aber Platz für ein Mars ist nachher auf jeden Fall noch!

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3 Gedanken zu „Tag 32. Condrieu – Beauchastel

  1. …nein!!! Du stumpfst nicht ab!!! Du bist einfach irrsinnig komisch drauf!!! Sehr cool. Schlaf gut. Hoffentlich wird das Wetter morgen gut auf Deiner Tour.

  2. schöne Bilder:-)
    und bald bist du ja schon am Mittelmeer ….

    auch wenn es dich vermutlich gerade gar nicht interessiert: stell dir vor, MAN hat jetzt schon Sachen für den nächsten Bericht geschickt

    LG

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