Kategorie-Archiv: Tour

Tag 65. Tarragona – L’Hospitalet de L’Infant

Die Nacht war ruhig, kein Regen oder Gewitter und morgens scheint die Sonne. Ich mache mich auf den Weg. Ich plane die Route etwas um, sodass ich eher Hauptstraße fahre, statt Schotterwege und Rumpelstrassen. Am Wegesrand liegt so viel Müll, dass ich über die Ess-, Trink- und Rauchgewohnheiten der Menschen hier mehr sagen kann als google und die NSA zusammen. Aber ich habe einen breiten Seitenstreifen ganz für mich alleine und das macht mich glücklich. Naja, nicht ganz alleine. Auf dem Boden krabbelt ein Hornissen-großes Fliegetier, in schwarz mit gelben und weißen Streifen. Dazu rote Flügel. Vorsichtshalber halte ich nicht an, um es zu fotografieren, denn ich finde solche Signalfarben passen nicht gut mit einem “komm her, streichel mich, hab mich lieb”-Gedanken zusammen. Ich treffe später noch auf mehrere dieser Insekten und bin froh, dass es nicht umgekehrt ist.

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In der Ferne erhebt sich der Vergnügungspark “Port Aventura”, wo ich überlegt hatte hinzufahren, als ich Zivilisation, Menschen und Autos noch gut fand. Seit Barcelona komme ich nicht so recht zur Ruhe und bin froh über jede Einsamkeit die ich bekommen kann. Trotzdem freue ich mich über die Schreie und Rufe, die bis zu meiner Hauptstraße vordringen.

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Ich glaube, ich bin schon fast da, als ich endlich Pause mache. Die Strecke ist nicht lang, aber sie strengt mich trotzdem an. Irgendwie ist die Motivation gerade anderswo beschäftigt. Ich finde einen Platz mit Bank und Schatten in dem Ort “Miami Plaja”. Drei alte Männer sitzen auf einer Bank und unterhalten sich. Irgendwann gehen sie wieder ihrer Wege, alle nacheinander in unterschiedliche Richtungen. Irgendwie nett. Dann kommt ein Junge, spielt etwas Basketball und haut dann wieder ab. Ein kleines Kind rennt auf den Spielplatz und freut sich. Ich genieße das. Ich schaue zu und trinke Tee. Eine ältere Dame kommt mit einem jungen Hund um die Ecke. Jedes Geräusch, jedes Auto und jeder Mensch ist überaus interessant für den Kleinen. Die ganze Welt ist anscheinend voll von Abenteuern, Wundern und Begegnungen. Mein Fahrrad ist besonders anziehend und nur schwer bekommt die Dame ihn davon weg. Er tänzelt vor ihren Füßen und weiß gar nicht, wo er zuerst hingucken soll. Ich sitze auf der Bank während hinter mir ein Auto den Kantstein entlang schrammt. Und das recht ordentlich. Es gibt hier wenig Autos ohne Schrammen, Beulen oder Dellen. Selbst der schickste und neueste Mercedes hat welche. Gehört vielleicht zum guten Ton. Als der Kantsteinschrammer sich wieder aus demselbigen herausfräst, stelle ich fest dass es ein Franzose ist. Naja.
So, jetzt geht es mal erstmal weiter zum Campingplatz.

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Ich bin nun angekommen an dem Platz und finde ihn auch ganz schön. Mit mir ist ein kleines Gewitter mit ziemlich ambitionierten Regenfällen ebenfalls angekommen. Es lässt sich aber Zeit und droht erstmal nur spielerisch mit allerhand dunklen Wolken. Ich nehme das nicht ernst und fahre erstmal zu Lidl. Seltsamerweise habe ich Gegenwind, obwohl ich zurück fahre.
Nun gut, ich brauche unbedingt Milch und ich will gucken, ob es hier auch Hering in weißer Soße gibt. Gibt es. Ich bin begeistert und schnappe mir eine Packung. Außerdem noch allerhand andere Leckereien, bei denen ich natürlich einen langen und vernünftigen Entscheidungsprozess durchlebe, bevor ich sie kaufe. An der Kasse fragt mich ein kleiner Junge, soweit ich das verstehen kann, warum ich meinen Fahrradhelm aufhabe. Ich weiß nicht, wie ich antworten soll, deshalb sage ich freundlich dass ich kein spanisch spreche und aus Deutschland komme. “Alemania?” fragt der Junge mit einem prüfenden Blick. “Si”, antworte ich wortreich. Er dreht sich zu seiner Schwester um und redet mit ihr über mich. Ich verstehe nur ab und zu “Alemania” und vermute, dass er nun der Meinung ist, dass in Alemania alle Leute Fahrradhelme tragen und das seiner Schwester gerade haarklein erklärt. Ich merke gerade, dass ein kleiner Teil meinerHaare zwischen den Lücken meines Fahrradhelms krawallisch nach oben steht, wie ein kleines Pflänzchen, dass sich durch den Asphalt der Sonne entgegen streckt. Ich bin der Meinung dass das meiner Würde keinen Abbruch tut und lasse sie stehen. Auf dem Weg nach Hause, habe ich wieder Gegenwind. Hier stimmt doch irgendwas nicht! Ich packe schnell mein Fahrrad ein und gehe duschen. Draußen ist das Gewitter jetzt endlich zu dem Schluss gekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist um mal ein paar Tropfen loszuwerden. Scheinbar hat es nun gar keine Zeit mehr länger zu bleiben, schubst alles auf die Erde was an Regen da ist und zieht dann schnell weiter, um woanders Angst und Terror zu verbreiten. Das heißt im Klartext, viel viel Regen in ganz kurzer Zeit. Aber das Zelt hält. Mich kann auch nichts erschüttern, ich habe haribo tropifrutti bei Lidl gefunden und außerdem noch andere tolle Sachen. Das esse ich jetzt :-)

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Tag 64. Tarragona

Morgens Regen und tagsüber Regen. Ich bin matschig und müde. Ich bin in der Nacht aufgestanden um mein Fahrrad einzupacken, als der Regen anfing. Außerdem habe ich mein Ritual, nachts auf Klo zu gehen natürlich nicht vernachlässigt und jetzt fühle ich mich, als ob ein Güterzug durch meinen Kopf gefahren ist. Was daran liegen könnte, dass 30m von meinem Zelt entfernt tatsächlich Güterzüge und Bahnen die Nacht über durchfahren. Ich finde das eigentlich nicht so schlimm, aber wenn sie so ranrasen, bekomme ich jedes mal ein ungutes Gefühl, obwohl ich ja weiß, dass mein Zelt nicht mitten auf den Schienen steht. In der Nacht gucke ich auf meine Wetter app, ein Zwang der sich heimlich in meinen Gewohnheiten etabliert hat. Ich stelle fest, mal wieder, dass es ab elf Uhr vormittags sintflutartige Regenfälle geben soll. Davor finden zu diesem Zweck noch zahlreiche Übungen und ein Warmlaufen statt. Folgerichtig teilen sich fortan irrationale Angst vor den Güterzügen und Nervosität vor dem Regen die Nacht. Morgens esse ich Müsli im Zelt. Als um elf die Apokalypse losbrechen soll, schiebt sich statt dessen die Sonne vor die Wolken. Aus den überaus heftigen Regenfällen wird nur noch ein müdes geniesel hin und wieder, was meine App auch schnell korrigiert.

Ich lege mich an den Strand und schlafe etwas, bevor ich um zwei beschließe zu kochen. Hab ich länger nicht gemacht. Ein Springspinne springt auf mich und das Zelt zu. Ich schnipse sie weg, nur um sie wenige Minuten wieder da zu haben. Wir hatten gestern schon Bekanntschaft geschlossen und jetzt wird sie mir langsam zu aufdringlich. Energisch schubse ich sie nach und nach 5m weiter. Schon im weggehen sehe ich, dass sie sich wieder in meine Richtung dreht. Da jetzt aber die kartoffeln unerwartet schnell kochen, verliere ich sie aus den Augen. Ich vermute, sie hopst jetzt von hinten an mich ran. Oder von oben über das Zelt. Kartoffeln sind fertig und ich schnappe mir meinen Hackburger, als ich sie am Zelteingang rumfummeln sehe. Jetzt hab ich die Schnauze voll und sage ihr unverblümt dass sie ein nerviges Mistding ist. Beleidigt krabbelt sie jetzt Unters Zelt. Ich frage mich wo sie als nächstes auftaucht. Ah ja, sie hängt jetzt an meinem Nachtisch. Ich aber auch und so bringe ich sie jetzt Richtung Güterzüge und hoffe dass sie den Rückweg nicht wieder findet.

Es regnet noch den ganzen Tag über immer mal wieder und ich verdödel ihn abwechselnd im Zelt und am Strand. Ein recht ereignisloser Tag.

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Tag 63. Sitges – Tarragona


Regen. Beständig. Egal.
Ich habe endlich mein erstes längeres Gespräch mit einem
echten Spanier, der sich sehr für meine Fahrradtaschen interessiert. Er will sich nämlich auch welche kaufen. Ich lobe sie gewohnt wortgewand mit meinen 5-10 spanischen Wörtern, die restlichen Sätze sind mehr Lückensätze wie in einem spanisch Arbeitsbuch. Glücklicherweise ist das Thema nicht allzu kompliziert, sodass er die Lücken gut füllen kann, worauf ich immer “si” sage und hoffe, dass ich nicht zu eifrig klinge. Als er mich fragt wieviel Liter Volumen so eine Tasche hat, muss ich passen und sage statt dessen, dass viel reinpasst und sie dann sehr schwer sind. Ja, ich glaube soweit hat er sich das schon selber gedacht, wie ich an seinem Gesichtsausdruck erkenne. Schnell füge ich noch hinzu, dass es sie auch noch in kleiner gibt. “Siiiiii” sagt er gedehnt. Wir plaudern noch etwas in einer Art multiple Choice Gespräch in dem er mir Vorschläge für Wörter macht und ich mir ein passendes aussuche. Jedenfalls hoffe ich dass sie passen.
Dann geht es los und meine Beine sind müde. Wieso eigentlich, ich hatte frei und hab gestern fast nichts gemacht und die Beine eigentlich nur benutzt um auf Klo zu gehen. Egal. Ich fahre durch Orte die menschenleer sind. Alle Jalousien sind runtergezogen und kein Auto auf den Straßen. Fast schon unheimlich.

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Ich halte an einem Kiosk, weil ich mir da eine Frankfurter Allgemeine zugewunken hat (irgendwas haben die Spanier mit Frankfurt, fällt mir dazu gerade ein. Ich habe schon mindesten 5 Bars gesehen, die “Frankfurt” hießen). Nach dem Kauf der Zeitung gehe ich nochmal mutig zu der netten Verkäuferin und frage sie, warum die ganzen Wohnungen leer sind. Sie antwortet mir sehr langsam mit einer lehrbuchartigen Aufzählung. Schön deutlich und langsam. Ich verstehe jedes Wort und bin begeistert. Ich bin sicher, dass sie eigentlich Lehrerin ist, ihr Tonfall ist unverkennbar und ich sage am Ende ihrer Erklärung artig “ich verstehe” und “vielen Dank”. Es sind also hauptsächlich Ferienwohnungen (erstens) und es ist noch Nebensaison (zweitens) und viele haben die Wohnungen verkauft und es finden sich keine Käufer, weil keiner Geld hat (drittens). Tatsächlich sehe ich an vielen Wohnungen ein “se vende” Schild. Ich genieße aber die Ruhe und sie wenigen Menschen. Außerdem muss ich hier nicht die ganze Zeit Abgase einatmen. Ein Strand mit Promenade kommt in Sicht, an dem ich Pause mache.

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Ein älterer Herr sitzt auf einer Bank und liest Zeitung. Ich tue es ihm gleich und trinke dazu auch noch Tee. Wir gucken uns an und lächeln uns zu. Da fängt es an zu regnen. Andere Leute holen ihre Regenschirme raus oder flüchten. Wir bleiben einfach sitzen. In stillem Einvernehmen. Wir Zeitungsleser sind eben aus anderem Holz gemacht als solche Regenschirmträger. Da hört es auch schon wieder auf und die Sonne kommt sogar raus. Ich gucke auf und begegne dem Blick meines Bruders im Geiste. Ich nicke und er nickt zurück. Wir Zeitungsleser wissen eben, dass Warten sich immer lohnt. Irgendwann muss ich weiter und sage freundlich “Adios” zu dem Herren, was er mir ebenso freundlich zurück gibt. So eine einfache und stille Kommunikation. Wunderbar.
Jetzt sitze ich am Strand, nachdem ich mein Zelt mal wieder zwischen lauter Dauercampern aufgebaut habe, wovon die wenigsten anwesend sind. Ich freue mich nach wie vor sehr über meine McDonald’s Flipflops. Ja, was man nicht alles zu schätzen lernt und worüber man sich nicht alles freuen kann auf so einer Reise.

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Tag 62. Sitges

Ameisen. Langsam habe ich keine Geduld mehr mit ihnen. Ich schütte Müsli in meinen superleichten, superdünnen und daher super schnell verbeulten Blechnapf. Und Milch hinterher. Was schwimmt oben?! Ameisen. Ich öffne die Butterdose. Was klebt auf dem Weg nach innen tot und verbuttert am Rand?! Ameisen. Was liegt geplättet und vermutlich frustriert eingerollt in viele Lagen rosafarbenen Klopapiers? Ameisen. Was tummelt sich in Scharen in meiner Fahrradtasche?! AMEISEN! Ich versuche ein Ablenkungsmanöver, um sie möglichst alle wegzulocken. Von meinem Schokomüsli sammle ich einige Schokoladenstückchen und lege sie direkt vor den Eingang. Ich lag wohl falsch, denn die Ameisen interessieren sich mal so gar nicht dafür.

Gegen Mittag gehe ich an den Strand, solange die Sonne noch scheint, aber bald beginnt das Gewitter. Mittlerweile liege ich im Zelt, höre Hörbuch und füttere Spatzen. Und auch die Ameisen. Ich bin ganz zufrieden damit. Langsam füllt sich der Campingplatz. Morgen ist ja Feiertag. Tja, vielmehr ist auch nicht los hier. Ich habe hier weniger Kontakt zu Menschen, sicherlich weil ich die Sprache auch nicht so gut spreche, bzw. verstehe. Überhaupt beschäftige ich mich ja eigentlich auch eher mit Tieren. Vielleicht gehe ich aber auch noch in die Stadt.

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Tag 61. Barcelona – Sitges

Die Tour heute war eigentlich nicht der Rede wert, außer etwas hoch und runter, aber so bleibe ich in Übung. Ich verlasse also das Hotel und mache mich auf den Weg. Ich fahre noch durch barcelonesische Vororte und dann in ein paar Berge. Viele Rennradfahrer, die nicht wissen ob sie mich grüßen sollen oder nicht. Manche nicken, heben die Hand, manche machen beides zusammen. Ich nicke und winke eifrig zurück – soweit ich es riskieren kann, eine Hand vom Lenker zu nehmen. Es fahren ohne Pause Autos an mir vorbei, ich kann schon fast die Marke am Abgasgeruch erkennen. Nein, so schlimm ist es noch nicht – aber bald. Ich hatte mir die Strecke vorher angeguckt und die kleinen Hügel in der Höhenangabe gesehen. Ich fahre den Berg hoch und denke “waren das jetzt schon die 200m? Wow, ich werde immer besser”. Noch berauscht von meinem mühelosen Höhenflug sehe ich weiter vorne den richtigen Anstieg. Wieder drauf reingefallen, ich glaube das passiert mir jedes Mal. Aber so schlimm ist es nicht. Bei der Abfahrt klingt meine Bremse ein wenig wie ein aufgeregter Spatzenschwarm. “Also, bis Valencia muss jetzt alles halten” beschwöre ich mein Rad. Gibt es einen Heiligen für Fahrradfahrer?
Der Platz ist klein, aber nett. Ich teile meinen Stellplatz mit einem Ameisenvolk, die sicherlich den ganzen Platz untergraben haben. Ich gehe erstmal in den Ort. Hier herrscht ein sehen-und-gesehen-werden. Außerdem ein deutlicher Männerüberschuss (das finden die Männer aber nicht schlimm, glaube ich …!), dazwischen aber auch ein paar Familien und Rentner. Ich finde weiter weg einen ruhigen Strand und platziere mich da. Super, man kann hier Liegen mieten. Für fünf Euro. Und wenn man was Überdachtes will, nur vier Euro mehr. Ich merke, dass ich anscheinend kein Strandurlauber bin, denn sowas ist mir neu. Auch die unermüdlichen Getränkeverkäufer, die mit Umhängetaschen den Strand ablaufen. Oder die asiatisch aussehenden Frauen, die eine Massage anbieten. Wer macht denn sowas, denke ich und prompt lässt sich eine Amerikanerin neben mir darauf ein.

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Langsam wird es windiger und ich fröstele. Ich habe den Eindruck ich passe mich den Südeuropäern an, die noch bei 20 Grad mit Schal und ! Daunenjacke rumlaufen. Ich verweichliche… ausser natürlich an den Beinen. Ich mache mich zurück auf den Weg zum Platz. Ich muss noch alles vorbereiten für den Regen morgen :-)

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Tag 60. Barcelona

Nachdem ich gestern eine Mücke unfreiwillig in mein Zimmer eingeladen hatte, war meine Nacht eher durchwachsen. In unregelmäßigen Abständen wollte diese mir ständig etwas ins Ohr flüstern, was mich doch immer mal wieder geweckt hat. Um halb neun musste ich dann doch mal aufstehen, wollte das Frühstück unten ja nicht verpassen. Erstmal Fenster aufmachen. Dass die Sonne nicht scheint, war mir schon fast klar, aber dass nun unbedingt gleich alles verfügbare Wasser auf einmal runterkommen muss, war mir nicht so klar. Ich gehe nach dem Frühstück also erstmal wieder hoch in mein Zimmer und genieße den Fernseher und das Gefühl, die richtige Entscheidung mit dem Hotelzimmer getroffen zu haben.
Dann endlich, nachdem ich spongebob und Friends auf spanisch gesehen habe, mache ich mich auf den Weg zum Aquarium. Ich habe keine lange Hose mehr und versuche nicht zu frieren, denn es ist noch wolkig und nicht gerade warm. Ich bin sicher dass ich der einzige Mensch in Barcelona und Umgebung in kurzer Hose bin.
Auf zum Aquarium. Es gibt allerhand bunte Fische und ich wundere mich doch sehr, dass auf den Schautafeln nicht die richtigen Namen stehen, wie zB. “Dori-Fish” oder auch “nemo-Fish”. Das geht natürlich auch auf französisch, es ist dann ein pêche dori oder ähnliches. Eine überaus genervter englische Mutter neben mir fährt ihrer meeresbiologisch äußerst vorgebildeten Tochter genervt über den Mund und erklärt ihr, dass das da ja wohl ein triggerfish sei, was soll es denn sonst sein?!. Ein buntes Bild auf der Schautafel zeigt einen triggerfish, der tatsächlich auch in dem Aquarium ist, aber mit dem abgebrochenen Surfbrett-Fisch, auf den die Kleine zeigt, mal so gar nichts zu tun hat. Aber das Kind ist zufrieden und hält für einige Sekunden die Klappe, bis die Tigerhaie kommen. Jaja, da verhilft doch noch das kindliche Urvertrauen. Wahrscheinlich wird das Kind später ihre Dissertation über den triggerfish gründlich in den Sand setzen.

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Bald habe ich alles gesehen und mache mich auf den Weg zum parc Güell. Ein Park, entworfen von Gaudí. Endlich da, stelle ich fest dass es hier jetzt auch Eintritt kostet und man dazu noch eine eintrittszeit bekommt .beleidigt ziehe ich von dannen. Ich hab genug Geld ausgegeben. Hier also noch einige Bilder aus barcelona.

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Tag 59. Barcelona

Heute erstmal zum Hotel. Immerhin 42km. Geht ja schnell denke ich. Von wegen. Es geht mitten durch Barcelona, alle hundert Meter eine Ampel. Das bin ich nun echt nicht mehr gewohnt. Ich lasse es also recht ruhig angehen und rolle immer mal alle paar Minuten 100m weiter. Irgendwann bin ich dann da und würde am liebsten einfach schlafen. Also duschen und los. Heute ist schließlich die blaue Route dran. Ich frage beim erstbesten touri Bus am Plaza cataluya ob das die blaue Linie ist. Die Dame guckt mich zwar freundlich aber irgendwie zurückhaltend an. Nein, die blaue Linie ist (natürlich) da drüben. Ist mir gestern mit der roten Linie genau umgekehrt passiert. Wieso ist das eigentlich immer so?! Wie auch immer, ich wundere mich noch über den seltsamen Blick der roten-Linie-Dame, als mir klar wird, dass ich mal wieder komplett in Blau eingekleidet bin. Sogar das tshirt. Vielleicht hat sie das irritiert. Ich setze mich oben hin und freue mich über die Sonne. Vor mir sitzen zwei Amerikanerinnen. Ich höre nur mit halbem Ohr, wie kurze Sätze mit viel “like” und “yeah” im Mund herumgekaut werden, um dann als Brei ausgespuckt zu werden. Na gut, ich möchte gar nicht wissen wie unsere Sprache klingt. Als wir endlich an der Sagrada Familia ankommen, werden die “I was like blablabla and then he was like nuschelnuschel”-Sätze (nur unterbrochen von unmissverständlich zustimmenden “yeah” und “really?!” Antworten ihrer Nachbarin) unterbrochen von Ausrufen höchstem Erstaunens: “aamaaaaaaazing” und “aaaaaaawesome”. Ich bin froh dass die Damen mich akustisch so dezent darauf hinweisen, denn ich hätte es sonst fast gar nicht bemerkt, dieses gigantische Monstrum einer katholischen Kathedrale, dass sich still und heimlich direkt neben mir über hundert Meter in die Höhe erhebt. Als ich vor 20 Jahren (ach Gott ja, sowas kann ich jetzt schon sagen) hier war, gab es nur die beiden Portale und die vier Türme. Ich konnte mich in die Mitte der Baustelle auf den Rücken legen und die Spitzen aller vier Türme fotografieren. Jetzt ist dem quasi ein Ende in Form einer Decke, Kuppel, Ungeheuerlichkeit? – Ich weiß nicht wie ich es nennen soll – gesetzt. Früher hat der Eintritt auch nicht 20 Euro gekostet, denke ich knauserig. Aber eigentlich ist es egal, was es kostet, man muss sich das ansehen. Als ich reinkomme fehlen mir die Worte. Mir wird klar, dass diese Kathedrale es nicht nötig hat “hübsch” und “still” zu sein. Hundert verschiedene Bauweisen, gigantische Säulen, Zacken, Tropfen und Vorsprünge brüllen den Besucher aus jedem Blickwinkel an. Riesige bunte Fenster werfen farbige Flecken auf den Boden und die Säulen. Ich bin fasziniert, schockiert und erschlagen. Monströs und doch irgendwie leicht, modern und trotzdem auch klassisch, grässlich und zutiefst beeindruckend. Ich irre umher und versuche mit meinem kleinen iPhone die schiere Größe einzufangen. Nach einer Weile des schlichten Unglaubens komme ich etwas zur Ruhe. Fast alle Menschen strecken die Hände zur Decke. Religiöse Ergriffenheit könnte man meinen, es sind aber nur die Telefone und Kameras, die hier nach oben gestreckt werden. Ich habe mir auch einen Turmbesuch dazu gebucht, wir rauschen erstmal mit einem Fahrstuhl die 70 begehbaren Meter nach oben. Alles sehr eng aber ein toller Blick. Wieder runter nehme ich die Treppen. Hätte ich Schultern wie Hulk, wäre das jetzt ein Problem. Vor mir gehen zwei Chinesinnen die schmale, sehr schmale, Treppe nach unten. Da ich nun bei den Amerikanerinnen ja schon begonnen habe, Vorurteile zu untermauern, mache ich gleich mit China weiter. Beide haben also eine Kamera. Nun ja. Es ist ja nun so, dass sich der Blick zwischen der einen kleine Treppenstufe und der Folgenden nicht wahnwitzig stark verändert. Aber nicht so für meine beiden Chinesinnen. Jede Stufe verändert den Blickwinkel immerhin um ca. 15-20cm nach unten. Da kann man schonmal eine ganz neue Perspektive entdecken. Besonders wenn man selber nicht so groß ist … Das war böse, aber ich gehöre ja auch dazu. Immerhin schaffe ich es aber noch, aus dem Schrank in der Firmenküche selbständig einen Teller rauszuholen. Das soll mir erstmal einer nachmachen!! (was hier eigentlich alle ohne Schwierigkeiten schaffen, naja fast alle…) :-)
Also, zurück nach China. Der Abstieg ist, wie soll ich sagen, zögerlich? Nein, wir denken positiv und nennen es “entspannt”. Bis es in einer kleinen Wendeltreppe die letzten 30m runtergeht. Das ist nun nicht mehr so leicht, vor allem das geradeaus Gehen am Ende der Treppe.

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Bei Mcdonalds schubse mich wieder auf den weltlich-banalen Burger-Boden. Ich kann es kaum glauben, ich bekomme zu meinem Menu ein Geschenk. Es wurde aber auch Zeit, dass ich meine Liebe zu McDonald’s mit Füßen treten kann :-)

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Dann wieder in den Bus. Ich fahre die blaue Route bis zuende. Den Park mache ich morgen. Wieder am Hotel denke ich “noch schnell auf einen Tee zu McDonald’s?!” – Neeee!

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Tag 58. Barcelona

Wow, anstrengender Tag. Erstmal geduscht. Gruselig hier. Der sauberste Fleck in der Dusche war der, den ich gerade “beduscht” hatte. Überhaupt ist das wirklich ein gruseliger Platz. Nur 50m vom Strand entfernt. In der Tat. Die vierspurige Straße, die Mauer, den darauf folgenden Zaun, die Bahnschienen und die dahinter nochmal hochgezoge Mauer ignorieren wir dann mal gekonnt nach dem Motto “nur gucken, nicht anfassen”. Aber wer braucht schon Strand, wenn man Asphalt vor der Nase hat. Wie auch immer, ich haue hier morgen ab und gehe in ein Ibis Budget Hotel am Flughafen.

Nach dem duschen also Barcelona. Schlechter Einstieg. Ich irre 2 Stunden rum um die Touristeninformation zu finden. Deren Einstieg ist eine unscheinbare Treppe ins Unterirdische. Meine Nerven sind langsam aber sicher auf Hochglanz blank poliert, als ich endlich mit Infos und City Map wieder an die Oberfläche gelange. Meine Hose, eine kurze Hose, die ich extra für bessere Anlässe mitgenommen habe, scheint der Schwerkraft neuerdings viel mehr als früher ausgesetzt zu sein und strebt unaufhaltsam und unnachgiebig nach unten. Ich überlege ob ich mir einen Gürtel kaufen soll. Bei h&m gucke ich mal. Ich will keine 10 Euro für einen hässlichen Gürtel ausgeben, also müssen die Hüftknochen und der Bauch als Stopper reichen. Ach, aber guck mal da, die Hose da, die helle, die sieht doch ganz gut aus – und kostet nur 20 Euro … Bevor ich wieder klar denken kann, stehe ich in der Umkleide und probiere die Hose an. Wie, denke ich, keine 10 Euro für nen neuen Gürtel ausgeben wollen, aber die 20 für eine neue Hose sind ok?! Ich hänge die Hose an den nächsten Haken, froh dem Hosendschungel entkommen zu sein. Als nächstes muss ich was essen. Dann gönne ich mir ein Ticket für einen “Hop on, Hop off” Bus, der mich erstmal zwei Stunden auf der roten Route durch die Gegend kutschiert. Ich sitze, gucke und steige in der Altstadt aus. Viele Menschen, alles ist laut und viel zuviel zum gucken. Hamburg ist ein Kaff dagegen. Nichts mit Tor zu Welt oder so. Ich bin reichlich überfordert und gehe erstmal in einen Supermarkt. Da kenne ich mich aus …
Für morgen habe ich etwas mehr Ideen von dem, was ich noch sehen will. Und zu sehen gibt es hier viel. Jedes noch so kleine Kunstwerk, Haus oder Museum ist von bestimmt namhaften Architekten entworfen. Die Stadt ist eigentlich aufgeteilt zwischen Gaudí, Miró und etwas Picasso. Es gibt zahlreiche Museen, Kirchen und sehenswerte Gebäude. Jugendstil und Gotik reiht sich aneinander. Ich weiß noch nicht so recht wo ich beginnen soll. Mal sehen ob ich morgen etwas Ruhe da reinbringen kann.

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Tag 57. Tossa de Mar – Barcelona

Quälerei. Nach vier Stunden ununterbrochen fahren ist der Akku leer. Die Berge und der Wind haben mich unter sich aufgeteilt. Seit über einer Stunde kann ich nicht mehr. Muss aber noch was schaffen, sonst ist der zweite Teil zu lang. Irgendwann lässt mich die Straße nicht mehr los. Es gibt keine Möglichkeit an den Strand zu kommen. Mir tut alles weh. Linker Fuß (ok, hab ich umgeknickt, gestern, peinlich), rechtes Knie, Rücken und der Kopf platzt bestimmt bald, solche Kopfschmerzen hab ich. Jedes mal wenn ich runter auf mein Navi gucke, knackt mein Nacken. Ich werde marode. Irgendwann sehe ich einen Parkplatz und dahinter eine Bank vor einem Wohngebiet. Ist mir egal wie es da aussieht, den Anspruch eines schönen Rastplatzes hab ich längst aufgegeben. Auf dem Weg noch in den Bergen merke ich den Wind nicht so, dafür aber die Berge. Ich fahre so langsam, dass die Eidechse, an der ich vorbei fahre, nur den Kopf dreht und sich nicht die Mühe macht wegzuhuschen. Ich versuche vergeblich einen Schmetterling zu überholen. Dafür überholen mich diverse schicke Rennradfahrer, die alle solche eng anliegenden Bodies tragen und ganz offensichtlich keine Unterhosen, wie man von hinte(r)n gut sehen kann. Von vorne kommen auch viele Radfahrer, die mich entweder mit Kopfnicken oder einer lässigen Winkbewegung grüßen. Mein Winken wirkt noch etwas ungelenk, also übe ich heimlich auf dem Weg, bis ich einen coolen Radfahrergruß aus dem Arm schütteln kann, während die an mir vorbei rauschen. Allerdings vergleiche ich hier auch Äpfel mit Birnen. Die mit ihren leichten Rennrädern, und ich mit meinen 30kg Gepäck etc. Ich fühle mich eher wie eine Pampelmuse zu einer schlanken Banane. Würde man so eine reife Pampelmuse aus 10m Höhe nach unten fallen lassen, so wäre das Ergebnis auf der Straße eine schöne Umschreibung dafür wie ich mich gerade fühle. Nach dem Essen geht es mir schon besser, allerdings muss ich so dringend auf Klo, dass ich den Tee nur halb genießen kann. Noch 22km …

Die zweite Strecke ist noch gruseliger. Total Platt jetzt. Wut, Verzweiflung und schließlich Resignation über den nochmal stärker gewordenen Wind. Augen brennen. Der Platz ist naja, eher suboptimal. Aber ich will hier ja auch keine Wurzeln schlagen. Vielleicht suche ich mir für Sonntag ein Hotel in Barcelona. Morgen ist Sightseeing dran!

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Tag 56. Tossa de mar

Am Morgen mache ich Inventur. Von den ganzen Krümeln hier im Zelt könnte ich sicher gut eine Woche leben. Und gestern habe ich Tee auf meine Isomatte gegossen. Die kann ich dann also bei Bedarf auch noch aussaugen…

A propos Aussaugen. Es ist zwar ein sehr schöner Platz, aber es gibt tatsächlich viele Mücken. Nun endlich entdecke ich also eine weitere Eigenschaft meines multifunktions-T-Shirts. Es ist nicht nur super schnell trocknend, super atmungsaktiv und super leicht, es lässt auch super gut Mückenrüssel durch. Ich kann die kleinen Löcher bei denen “bitte hier einstechen” steht, fast erkennen. Also benutze ich mal dieses tolle Spray, dass ich mir gekauft habe. Fortan habe ich das Gefühl, leicht nach Pipi zu riechen. Also das hätte ich auch billiger haben können. Na gut, wenn’s hilft …

Ich dusche mal wieder ganz alleine. Dieses mal nehme ich die erste Dusche in der Reihe und siehe da, sie wird gleich warm. Eine kleine Spinne fängt bei den ersten Tropfen hektisch an der Wand entlang zu krabbeln. Ich flüstere ihr telepathisch zu, dass sie sich lieber vom Acker machen sollte, denn gleich wird es hier muy caliente. Sie krallt sich fest und ignoriert meine Warnung. Ich versuche sie so gut wie möglich vor Spritzern zu schützen. So weit ist es nun schon gekommen, ich werde zur Spinnenschützerin. Trotzdem behalte ich sie im Auge – alte Gewohnheit. Ich freue mich über das heiße Wasser, aber aus Rücksicht trockne ich mich bald ab. “Hast es überstanden” sage ich zu ihr, woraufhin sie eilig anfängt in Richtung meiner aufgehängten Kleidung zu krabbeln. Das kleine Pflänzlein der jungen, aufkeimenden Liebe in mir verwelkt schlagartig und ich schnipse sie die Wand entlang.
Ich stolziere elegant auf Hacken und großen Zehen zu den Waschbecken, um dort meine Füße zu trocknen und die Socken anzuziehen.
Eigentlich sollte heute die Sonne scheinen. Dem ist nicht so, also dödel ich etwas rum. es regnet immer mal wieder. Ich beschäftige mich damit ein Rotkehlchen zu füttern. Mal sehen, was der Tag noch so bringt.
Nicht viel, wie ich um kurz vor sechs feststelle, außer endlich etwas Sonne, in die ich mich noch etwas lege. Der Wind ist kalt und hoffentlich kommt er morgen aus der richtigen Richtung…

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