Tag 57. Tossa de Mar – Barcelona

Quälerei. Nach vier Stunden ununterbrochen fahren ist der Akku leer. Die Berge und der Wind haben mich unter sich aufgeteilt. Seit über einer Stunde kann ich nicht mehr. Muss aber noch was schaffen, sonst ist der zweite Teil zu lang. Irgendwann lässt mich die Straße nicht mehr los. Es gibt keine Möglichkeit an den Strand zu kommen. Mir tut alles weh. Linker Fuß (ok, hab ich umgeknickt, gestern, peinlich), rechtes Knie, Rücken und der Kopf platzt bestimmt bald, solche Kopfschmerzen hab ich. Jedes mal wenn ich runter auf mein Navi gucke, knackt mein Nacken. Ich werde marode. Irgendwann sehe ich einen Parkplatz und dahinter eine Bank vor einem Wohngebiet. Ist mir egal wie es da aussieht, den Anspruch eines schönen Rastplatzes hab ich längst aufgegeben. Auf dem Weg noch in den Bergen merke ich den Wind nicht so, dafür aber die Berge. Ich fahre so langsam, dass die Eidechse, an der ich vorbei fahre, nur den Kopf dreht und sich nicht die Mühe macht wegzuhuschen. Ich versuche vergeblich einen Schmetterling zu überholen. Dafür überholen mich diverse schicke Rennradfahrer, die alle solche eng anliegenden Bodies tragen und ganz offensichtlich keine Unterhosen, wie man von hinte(r)n gut sehen kann. Von vorne kommen auch viele Radfahrer, die mich entweder mit Kopfnicken oder einer lässigen Winkbewegung grüßen. Mein Winken wirkt noch etwas ungelenk, also übe ich heimlich auf dem Weg, bis ich einen coolen Radfahrergruß aus dem Arm schütteln kann, während die an mir vorbei rauschen. Allerdings vergleiche ich hier auch Äpfel mit Birnen. Die mit ihren leichten Rennrädern, und ich mit meinen 30kg Gepäck etc. Ich fühle mich eher wie eine Pampelmuse zu einer schlanken Banane. Würde man so eine reife Pampelmuse aus 10m Höhe nach unten fallen lassen, so wäre das Ergebnis auf der Straße eine schöne Umschreibung dafür wie ich mich gerade fühle. Nach dem Essen geht es mir schon besser, allerdings muss ich so dringend auf Klo, dass ich den Tee nur halb genießen kann. Noch 22km …

Die zweite Strecke ist noch gruseliger. Total Platt jetzt. Wut, Verzweiflung und schließlich Resignation über den nochmal stärker gewordenen Wind. Augen brennen. Der Platz ist naja, eher suboptimal. Aber ich will hier ja auch keine Wurzeln schlagen. Vielleicht suche ich mir für Sonntag ein Hotel in Barcelona. Morgen ist Sightseeing dran!

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5 Gedanken zu „Tag 57. Tossa de Mar – Barcelona

  1. Rennradfahrer mit ohne Schlüpfer werden ja total überbewertet.
    Jan Ullrich hat in der Schweiz einen schweren Autounfall verursacht mit 2 Verletzten.
    Alkoholisiert!
    Man munkelt er sei Alkoholiker.
    So endet so manch eine Schlüpferfreie – Rennrad – Karriere.
    Über Lance Armstrong, die olle Dopingbacke, gar nicht erst zu sprechen.
    Ich finde du siehst hervorragend aus!
    Eher wie eine Blaubeere und nicht wie ne Pampelmuse.
    Das sollen dir diese Eddy Merckx für Arme erst mal nachmachen.

    So halte durch Schätzelein!

  2. Hallo,meine Suesse,
    endlich bekomme ich das Ding hier in Gang. Bitte, ueberanstrenge Dich nicht. Der Garten ist geschmueckt fuer die Kommunion morgen und Olli hat heute morgen seinen Sohn bekommen. Alles in Ordnung. Nun mach Du nicht schlapp. Es ist ziemlich kalt hier. Nix mit baden. Schade. Iss ordentlich und lass die unterhosenlosen Jungs a la porra oder al charco. Bis zum naechstenmal.
    Mami

  3. Ich muss mal googlen, was Mami da geschrieben hat! Ich glaub ja sie lästert charmant auf spanisch!
    Also es ist so: die Runde bittere Pampelmuse hat wenig Kalorien, die Bitterstoffe schützen und unterstützen unsere Verdauung, senkt den Cholesterinspiegel und hat viele sattmachende Ballaststoffe.
    Die Bananne hat viel Kalorien, viel Kalium, was gut oder schlecht für’s Herz sein kann, und steht im Ballaststoffranking eher weit hinten! Also meine süß-bittere kleine Pampelmuse, du hast die beste Wahl getroffen, denn der äußere Schein trügt und auf die inneren Werte kommt es an!
    Und du hast es trotz Quälerei Schweiß und Wut geschafft! Du bist klasse!

  4. Habe heute bestimmt 500 Menschen erzählen müssen, warum ich mit einer Krücke laufe. Und dann wollen sie trinkeld oder eine spende dafür, dass sie sich für meine Krüppeligkeit interessiert haben. Möchte einen krankenpfleger, der jeden haut, der mich doof anquatscht!

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