Tag 65. Tarragona – L’Hospitalet de L’Infant

Die Nacht war ruhig, kein Regen oder Gewitter und morgens scheint die Sonne. Ich mache mich auf den Weg. Ich plane die Route etwas um, sodass ich eher Hauptstraße fahre, statt Schotterwege und Rumpelstrassen. Am Wegesrand liegt so viel Müll, dass ich über die Ess-, Trink- und Rauchgewohnheiten der Menschen hier mehr sagen kann als google und die NSA zusammen. Aber ich habe einen breiten Seitenstreifen ganz für mich alleine und das macht mich glücklich. Naja, nicht ganz alleine. Auf dem Boden krabbelt ein Hornissen-großes Fliegetier, in schwarz mit gelben und weißen Streifen. Dazu rote Flügel. Vorsichtshalber halte ich nicht an, um es zu fotografieren, denn ich finde solche Signalfarben passen nicht gut mit einem “komm her, streichel mich, hab mich lieb”-Gedanken zusammen. Ich treffe später noch auf mehrere dieser Insekten und bin froh, dass es nicht umgekehrt ist.

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In der Ferne erhebt sich der Vergnügungspark “Port Aventura”, wo ich überlegt hatte hinzufahren, als ich Zivilisation, Menschen und Autos noch gut fand. Seit Barcelona komme ich nicht so recht zur Ruhe und bin froh über jede Einsamkeit die ich bekommen kann. Trotzdem freue ich mich über die Schreie und Rufe, die bis zu meiner Hauptstraße vordringen.

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Ich glaube, ich bin schon fast da, als ich endlich Pause mache. Die Strecke ist nicht lang, aber sie strengt mich trotzdem an. Irgendwie ist die Motivation gerade anderswo beschäftigt. Ich finde einen Platz mit Bank und Schatten in dem Ort “Miami Plaja”. Drei alte Männer sitzen auf einer Bank und unterhalten sich. Irgendwann gehen sie wieder ihrer Wege, alle nacheinander in unterschiedliche Richtungen. Irgendwie nett. Dann kommt ein Junge, spielt etwas Basketball und haut dann wieder ab. Ein kleines Kind rennt auf den Spielplatz und freut sich. Ich genieße das. Ich schaue zu und trinke Tee. Eine ältere Dame kommt mit einem jungen Hund um die Ecke. Jedes Geräusch, jedes Auto und jeder Mensch ist überaus interessant für den Kleinen. Die ganze Welt ist anscheinend voll von Abenteuern, Wundern und Begegnungen. Mein Fahrrad ist besonders anziehend und nur schwer bekommt die Dame ihn davon weg. Er tänzelt vor ihren Füßen und weiß gar nicht, wo er zuerst hingucken soll. Ich sitze auf der Bank während hinter mir ein Auto den Kantstein entlang schrammt. Und das recht ordentlich. Es gibt hier wenig Autos ohne Schrammen, Beulen oder Dellen. Selbst der schickste und neueste Mercedes hat welche. Gehört vielleicht zum guten Ton. Als der Kantsteinschrammer sich wieder aus demselbigen herausfräst, stelle ich fest dass es ein Franzose ist. Naja.
So, jetzt geht es mal erstmal weiter zum Campingplatz.

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Ich bin nun angekommen an dem Platz und finde ihn auch ganz schön. Mit mir ist ein kleines Gewitter mit ziemlich ambitionierten Regenfällen ebenfalls angekommen. Es lässt sich aber Zeit und droht erstmal nur spielerisch mit allerhand dunklen Wolken. Ich nehme das nicht ernst und fahre erstmal zu Lidl. Seltsamerweise habe ich Gegenwind, obwohl ich zurück fahre.
Nun gut, ich brauche unbedingt Milch und ich will gucken, ob es hier auch Hering in weißer Soße gibt. Gibt es. Ich bin begeistert und schnappe mir eine Packung. Außerdem noch allerhand andere Leckereien, bei denen ich natürlich einen langen und vernünftigen Entscheidungsprozess durchlebe, bevor ich sie kaufe. An der Kasse fragt mich ein kleiner Junge, soweit ich das verstehen kann, warum ich meinen Fahrradhelm aufhabe. Ich weiß nicht, wie ich antworten soll, deshalb sage ich freundlich dass ich kein spanisch spreche und aus Deutschland komme. “Alemania?” fragt der Junge mit einem prüfenden Blick. “Si”, antworte ich wortreich. Er dreht sich zu seiner Schwester um und redet mit ihr über mich. Ich verstehe nur ab und zu “Alemania” und vermute, dass er nun der Meinung ist, dass in Alemania alle Leute Fahrradhelme tragen und das seiner Schwester gerade haarklein erklärt. Ich merke gerade, dass ein kleiner Teil meinerHaare zwischen den Lücken meines Fahrradhelms krawallisch nach oben steht, wie ein kleines Pflänzchen, dass sich durch den Asphalt der Sonne entgegen streckt. Ich bin der Meinung dass das meiner Würde keinen Abbruch tut und lasse sie stehen. Auf dem Weg nach Hause, habe ich wieder Gegenwind. Hier stimmt doch irgendwas nicht! Ich packe schnell mein Fahrrad ein und gehe duschen. Draußen ist das Gewitter jetzt endlich zu dem Schluss gekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist um mal ein paar Tropfen loszuwerden. Scheinbar hat es nun gar keine Zeit mehr länger zu bleiben, schubst alles auf die Erde was an Regen da ist und zieht dann schnell weiter, um woanders Angst und Terror zu verbreiten. Das heißt im Klartext, viel viel Regen in ganz kurzer Zeit. Aber das Zelt hält. Mich kann auch nichts erschüttern, ich habe haribo tropifrutti bei Lidl gefunden und außerdem noch andere tolle Sachen. Das esse ich jetzt :-)

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