Tag 85. Casinos – Tuéjar

Heute findet schonmal ein kleines Aufwärmen für die nächsten Etappen statt. Ich fahre um acht los und es ist tatsächlich noch erfrischend frisch. Der Wind pustet mir fröhlich ins Gesicht und ich spiele lustige Spiele mit meinem auf den grünen Fahrradweg fallenden Schatten. Dann zähle ich die spärlich an mir vorbei fahrenden Autos. Alles, um mich davon abzulenken, dass es mordsanstrengend ist, voran zu kommen. Nach der ersten Stunde tupfen mir die Fliegen den Schweiß von den Armen. Sehr freundlich, wenn sie nur nicht immer direkt vor meinem Gesicht vorbei fliegen würden. Sie treffen sich auf meiner Lenkertasche und besprechen, ob sie am Arm- oder Beinbuffet Platz nehmen wollen. Zeitweise sind es auf jeden Fall über zehn. Mir wird schnell klar, dass ich mich von jetzt an an diese Begleiter werde gewöhnen müssen. Sie haben keine Schwierigkeiten mit mir Schritt zu halten. Wobei “Schritt” das richtige Wort ist, denn in der zweiten Stunde bin ich mal wieder nicht schneller als ein Fußgänger.

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Ich mache im Schatten eines großen Baumes Pause, ich glaube die Fliegen freuen sich auch. Aufgeregt summen sie um mich und mein Brot herum. Ich stelle fest dass ich nur noch 7km zu fahren habe und frage mich unwillkürlich, ob ich das letzt drittel der Strecke vielleicht geschlafen habe. Ansonsten weiß ich auch nicht, wie ich das so schnell hinbekommen habe. Ich dachte, ich hätte noch mindestens das doppelte vor mir. Naja, froh und dankbar esse ich mein Brot.

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Im Schatten ist es so kühl, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Was für ein Luxus. Die letzen 5km geht es nur noch bergauf. Meine Fliegen und ich quälen uns bis zum Campingplatz hoch.
Jetzt habe ich geduscht und denke über die letzten Tage nach. Insgesamt fällt es mir jetzt sehr schwer, alleine zu sein und mich voranzutreiben. Natürlich fehlt mir mein Fahrrad irgendwie, es hat ja nun doch auch Charakter bekommen. Aber was hilft es, sich an materielle Dinge zu binden. Viel wichtiger war für mich in Valencia die Unterstützung und Hilfe meiner Mutter und von Alida und Marc-Oliver. Auch meine spanische Familie hat mir sehr geholfen. Letzten Endes ist es ja “nur” Geld, aber auch Geld muss irgendwo herkommen (in diesem Fall sehr schnell und unkompliziert von meiner Mutter!). Und die vielen Unterstützungsangebote (und auch sehr konkret, danke Michael!) von euch allen haben mich sehr gefreut. Ich kann euch das gar nicht zurückgeben, außer vielleicht mit tollen Tipps für eure nächste 3-Monats-Fahrradtour, die ihr ja sicher jetzt auch alle machen werdet. Kleiner Tipp schonmal vorab: einfach das Auto zur Sicherheit mit hinten dran hängen… Bis morgen!

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2 Gedanken zu „Tag 85. Casinos – Tuéjar

  1. ups, da hast du aber einen extrem gemütlichen stellplatz erwischt…
    ich drücke dir fest die daumen, dass die restliche strecke mit deinem neuen rad keine allzu große tortur wird.

  2. Kaum hat man mal ein paar Tage nicht miterlebt, wird geklaut! Unglaublich! Tut mir sehr leid, Menina. Aber Dein “neues” Rad wird Dich sicher sicher an Dein Ziel bringen. Weiterhin gute Fahrt, langsamere Fliegen und immer dann eine kühle Brise wenn Du sie brauchst.

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