Tag 63. Sitges – Tarragona


Regen. Beständig. Egal.
Ich habe endlich mein erstes längeres Gespräch mit einem
echten Spanier, der sich sehr für meine Fahrradtaschen interessiert. Er will sich nämlich auch welche kaufen. Ich lobe sie gewohnt wortgewand mit meinen 5-10 spanischen Wörtern, die restlichen Sätze sind mehr Lückensätze wie in einem spanisch Arbeitsbuch. Glücklicherweise ist das Thema nicht allzu kompliziert, sodass er die Lücken gut füllen kann, worauf ich immer “si” sage und hoffe, dass ich nicht zu eifrig klinge. Als er mich fragt wieviel Liter Volumen so eine Tasche hat, muss ich passen und sage statt dessen, dass viel reinpasst und sie dann sehr schwer sind. Ja, ich glaube soweit hat er sich das schon selber gedacht, wie ich an seinem Gesichtsausdruck erkenne. Schnell füge ich noch hinzu, dass es sie auch noch in kleiner gibt. “Siiiiii” sagt er gedehnt. Wir plaudern noch etwas in einer Art multiple Choice Gespräch in dem er mir Vorschläge für Wörter macht und ich mir ein passendes aussuche. Jedenfalls hoffe ich dass sie passen.
Dann geht es los und meine Beine sind müde. Wieso eigentlich, ich hatte frei und hab gestern fast nichts gemacht und die Beine eigentlich nur benutzt um auf Klo zu gehen. Egal. Ich fahre durch Orte die menschenleer sind. Alle Jalousien sind runtergezogen und kein Auto auf den Straßen. Fast schon unheimlich.

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Ich halte an einem Kiosk, weil ich mir da eine Frankfurter Allgemeine zugewunken hat (irgendwas haben die Spanier mit Frankfurt, fällt mir dazu gerade ein. Ich habe schon mindesten 5 Bars gesehen, die “Frankfurt” hießen). Nach dem Kauf der Zeitung gehe ich nochmal mutig zu der netten Verkäuferin und frage sie, warum die ganzen Wohnungen leer sind. Sie antwortet mir sehr langsam mit einer lehrbuchartigen Aufzählung. Schön deutlich und langsam. Ich verstehe jedes Wort und bin begeistert. Ich bin sicher, dass sie eigentlich Lehrerin ist, ihr Tonfall ist unverkennbar und ich sage am Ende ihrer Erklärung artig “ich verstehe” und “vielen Dank”. Es sind also hauptsächlich Ferienwohnungen (erstens) und es ist noch Nebensaison (zweitens) und viele haben die Wohnungen verkauft und es finden sich keine Käufer, weil keiner Geld hat (drittens). Tatsächlich sehe ich an vielen Wohnungen ein “se vende” Schild. Ich genieße aber die Ruhe und sie wenigen Menschen. Außerdem muss ich hier nicht die ganze Zeit Abgase einatmen. Ein Strand mit Promenade kommt in Sicht, an dem ich Pause mache.

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Ein älterer Herr sitzt auf einer Bank und liest Zeitung. Ich tue es ihm gleich und trinke dazu auch noch Tee. Wir gucken uns an und lächeln uns zu. Da fängt es an zu regnen. Andere Leute holen ihre Regenschirme raus oder flüchten. Wir bleiben einfach sitzen. In stillem Einvernehmen. Wir Zeitungsleser sind eben aus anderem Holz gemacht als solche Regenschirmträger. Da hört es auch schon wieder auf und die Sonne kommt sogar raus. Ich gucke auf und begegne dem Blick meines Bruders im Geiste. Ich nicke und er nickt zurück. Wir Zeitungsleser wissen eben, dass Warten sich immer lohnt. Irgendwann muss ich weiter und sage freundlich “Adios” zu dem Herren, was er mir ebenso freundlich zurück gibt. So eine einfache und stille Kommunikation. Wunderbar.
Jetzt sitze ich am Strand, nachdem ich mein Zelt mal wieder zwischen lauter Dauercampern aufgebaut habe, wovon die wenigsten anwesend sind. Ich freue mich nach wie vor sehr über meine McDonald’s Flipflops. Ja, was man nicht alles zu schätzen lernt und worüber man sich nicht alles freuen kann auf so einer Reise.

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