Tag 50. Empuriabrava

Ich sitze beim Frühstück. Die Milch schmeckt irgendwie anders heute, vielleicht ist sie schon auf dem Weg, schlecht zu werden. Aber der Magen muss gefüllt werden und ich weiß nicht wohin sonst damit. Also einfach essen. Ich spüle den Geschmack mit einem
großen Schluck Chlorwasser aus dem Wasserhahn runter. Köstlich. Meine Margarine besteht fast gänzlich nur noch aus einem glasigen Flockengemisch. Ich frage mich, wie ich das Frühstück mit -2 bis +5 Grad morgens ausgehalten habe. Da hatte ich noch Probleme, die Nutella überhaupt aus dem Glas zu bekommen. Jetzt kommt sie mir von ganz alleine entgegen. Es weht noch nicht so viel Wind und ich bin guter Dinge. Vielleicht klappt es ja heute mit dem Strand. Noch beobachte ich die Vögel um mich herum. Die Spatzen fangen die herunterfallenden Samen der Kiefern im Flug auf. Ganz anders dagegen die Tauben. Wenn ich mich drei Minuten mal nicht bewege, denken sie offenbar schon, ich bin nicht mehr da.

20140516-161452.jpg
Jetzt kommt der Wind; ich bin eigentlich ganz froh darüber, denn die Sonne hat mir für heute gereicht. Die meisten Leute hier hängen den ganzen Tag vor ihren Wohnmobilen und Anhängern rum. Ist mir irgendwie schleierhaft. Andererseits hat man da natürlich den Kühlschrank mit dem kalten Bier. Ich glaube mittlerweile ist meine kleine Insel um mich herum der einzige freie Platz und er wird schon von verschiedenen Neuankömmlingen ausgelotet. Ich bin morgen ja eh weg. Heute sind die Boule Herren wohl nicht so gut drauf, ich höre ständig nur “nej”. Ich glaube es wird zeit für das Mittagessen. Tja, das macht man eben einen ganzen Tag auf einem Campingplatz. Gucken, duschen, essen, Strand. Das Einzige, was ich in den letzten zwei Tagen gesagt habe, war ein “Hallo”, ein “Morgen” und “na, du Hübscher?” (zu dem Papagei). Ich glaube, ich bin jetzt so weit, bei einer Animation mitzumachen. Leider war der Tanzabend im Restaurant gestern. Tja, wer zu spät kommt… Dafür habe ich leckere Kekse gefunden. Das ist der Nachtisch zum Baguette/Käse/Wurst Mittag. Ich denke an die Familie, Freunde und Kollegen zu Hause. Ich freue mich auch, wieder nach Hause zu kommen und auch darauf, wieder zu arbeiten. Ich vermisse meine Frau, meine Schwester und meine Mutter. Mein zu Hause und mein Auto :-) . Außerdem fühle ich mich wirklich wohl bei der Arbeit. Es fühlt sich insgesamt gut an, zu merken, wo ich hingehöre und sein möchte. Ich bin echt froh und dankbar. Das ist eins der Gefühle, die mich von Anfang an begleitet haben. Froh und dankbar zu sein. Das wurde im Laufe der Zeit tatsächlich eine Art Mantra :-) . Ich hatte bis jetzt viel Glück. Mit dem Wetter, mit den Menschen, die mir geholfen haben, zwar selten, aber alle waren immer nett, wenn ich zB. mit dem Rad Probleme hatte. Ich bin noch kein Mal auf die Schnauze gefallen und ich wurde nicht beklaut. Das Zelt hat gehalten und auch ich bin wider Erwarten noch nicht auseinandergefallen. Klar, es war anfangs reichlich kalt, die Speichenbrüche haben mir zu schaffen gemacht und der eine oder andere geschlossene Campingplatz haben mich gestresst. Aber alles in allem bin ich wirklich froh und dankbar. Ich weiß gar nicht, wie oft ich das auf dieser Reise schon gedacht habe.

So, spontan habe ich grade noch ein “hallihallo” zu meinem unermesslichen Wortschwall in der letzten Zeit hinzugefügt, als ein kleiner Spatz sich endlich mein hingeworfenes Brotstück schnappt.
Und jetzt gibt es Tee. Die beiden Kilo, die ich abgenommen habe, werde ich mir ja wohl wieder zurück holen. Wäre doch gelacht!

20140516-161552.jpg

20140516-161651.jpg

Posted from here.

Ein Gedanke zu „Tag 50. Empuriabrava

  1. Hasi wir pflegen das Auto für dich! Ich vermiss dich auch ganz schön! Ist schon toll, wenn man sagen kann man hat einen Job, bei dem man gut aufgehoben ist. Klingt gut! Und die Kekse kenn ich und find ich auch megalecker!

Hinterlasse einen Kommentar zu Schwesterherz und Streuner Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>