Tag 28. Chaussin – Condal

Heute bin ich einen Monat unterwegs. Fühlt sich Ewigkeiten her an, dass ich über die Elbbrücken gefahren bin.

Als ich das Zelt zusammenpacke, muss ich sicherlich 10 Schnecken aller Art vom Außenzelt sammeln. Endlich bin ich damit fertig, drehe mich um und da ist schon wieder eine oben drauf. Wie ist die so schnell dahin gekommen?! Ich weiß jetzt auch, warum in Frankreich Schnecken und Frösche gegessen werden. Ist eben auch eine Möglichkeit, sich dieser Dinger zu entledigen. Frösche höre ich an dem nahe gelegenen Teich auch zu Hauf. Schade, dass sie das nicht auch mit Ameisen machen, denke ich. Die haben nämlich über Nacht die Herrschaft über mein Zelt übernommen. Naja, auch die Ameisen abgeschüttelt und los geht es.

Ich bin auf einem Campingplatz mit Bauernhof. Ganz alleine, mit ein paar Hühnern und mindestens drei Hähnen. Der Oberboss-Hahn jagt gerade seinen schwächlicheren Kollegen erfolgreich in der Gegend herum. Dieser meckert danach die ganze Zeit vor sich hin. Der Oberboss steht stolz da und kräht alle paar Minuten. Sein Kopf ruckt von einer Richtung in die andere und sein Hals wird auf einmal extrem lang. Man hat den Eindruck dass er seinen Kollegen schon wieder vergessen hat und jetzt sowas denkt wie “wo ist hier noch ein Hahn?! Wo? Den mach ich fertig! Den mach ich fertig! Der soll mal kommen!”. Derweil klingt der Unterlegene wie eine Magenverstimmung und zieht sich zurück. Auf einmal kräht der dritte Hahn, ganz in weiß. Sein krähen klingt allerdings so, als würde ihm jemand im letzten Drittel den Hals zudrücken. Der Oberboss reckt den Hals und kräht ebenfalls siegessicher. Sein kräftiger Hahnenbariton ist auf jeden fall durchdringend und in seiner Stimme ist kein Zittern zu hören. Er läuft über den Platz rüber zum weißen Hahn. Es kann hier nichts passieren denn der Weiße ist umzäunt. Aufgeregt laufen beide auf und ab und krähen sich an. Die Hühner vom Oberboss sind in Bewegungslosigkeit erstarrt und wissen offensichtlich nicht mehr, wie man pickt. Als der Oberboss gerade nicht guckt, rennt der Unterlegene wieder ins Bild bis zu einem Busch, hinter dem er ruckartig stehen bleibt. Es sieht eigentlich so aus, als würde er sich verstecken. Von da aus ruft er sicherlich unflätige Dinge zum Oberboss, der sich aber unbeeindruckt zeigt und statt dessen an meinem erste-Reihe Platz entlang läuft. Im vorbeistolzieren gurrt er etwas vor sich hin, was verdächtig nach “bonjour” klingt. Ich zeige mich aber nun ebenfalls unbeeindruckt und starre statt dessen in die andere Richtung, auf die Hühnerherde mir dem weißen Hahn. Hier sehe ich eine der Hennen gerade Vollgas geben, mitten im Lauf eine Vollbremsung machen und den Kopf von einer Seite zur anderen wiegen. Versteh einer die Hühner. Der Oberboss wird permanent von einigen Hennen belagert, von denen eine ihn immer wieder pickt. Entweder sie will sich einschmeicheln, ihn ärgern oder sie ist strohdoof. Er dankt es ihr, indem er ihr immer wieder auf den Kopf pickt. Aus dem Hintergrund, verdeckt hinter einem Steinhaufen, hat der Unterlegene offenbar sein Glück bei einer Henne probiert, man hört wildes geflatter und gegackere. Der Oberboss rennt sofort mit fliegenden Flügeln die ganzen hundert Meter bis hinter den Steinhaufen und ärgert sich sicherlich ordentlich, dass er nicht fliegen kann. Er versucht es aber trotzdem. Erfolglos. Ein Krähen, Flattern, Rennen und Hauen folgt, was ich aber nur hören kann. Die drei Oberboss-Hühner können sich ohne ihren Macho mal entspannen und lassen sich sofort einfach dahin plumpsen, wo sie gerade standen. Das Picken wird eingestellt und es wird, wie ich es auch tue, nur noch geglotzt. Ich bin mittlerweile eine Stunde hier und genieße das Hühner-Kino, aber keiner kommt, bei dem ich bezahlen könnte. Ich träume vor mich hin, als es mich unterm Shirt kribbelt. Nichtsahnend gucke ich mal rein da und sehe eine Spinne, die gerade meine Schulter hoch will. Hektisch schubse ich sie zielsicher in meinen BH. Dort kann ich sie nicht mehr finden, obwohl da eigentlich gar nicht mal viel Platz ist. Was soll’s denke ich und trinke weiter Tee. Hoffentlich gehen Hähne auch mal irgendwann ins Bett …
Fotos folgen, wenn das Internet mal wieder mitspielt…

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7 Gedanken zu „Tag 28. Chaussin – Condal

  1. Hi Menina, herrlich dein Hühner-Kino, aber eigentlich stehst Du doch mehr auf Action- als auf Tierfilme, oder? Manchmal hat man keine Wahl … :-) Was machen die Beinmuskeln? Hat sich deine Trainingsvorbereitung gelohnt? Hast Du viel Muskelkater? Oder bist du über den Punkt hinaus, wo man noch Muskelkater bekommt? Lieben Gruß Tina

    1. Hallo Menina,
      so schwierig kann das stottern auf französich doch nicht sein. Fang doch mal ein Gespräch an, vielleicht mit der Bäuerin oder so. Tiererfahrung -wenn auch mit den eher kleinen- hast Du ja genug. Du wirst doch nicht zum Einsiedler? Bedenke auch, dass die Tiere in der Camarque viel grösser sind und eine Unterhaltung oder auch nur Beobachtung schmerzhaft sein kann.
      Gestern um 12:00 h bin ich mit der Swiss nördlich von Lyon entlanggeflogen. Hast Du mich gesehen? Ich dachte an Telepathie oder so, aber Du guckst ja nur auf den Boden. Ich hatte das starke Bedürfnis, meinem jungen spanischen Nebenmann zu erzählen “da unten ist mein Tochter auf dem Fahrrad …”. Habe ich aber nicht getan. Der hätte vielleicht ‘blöde Anmache’ gedacht.
      Ich denke an Dich! Bis morgen.
      Mami

      1. Hallo Mami! Schön von dir zu hören :-) . Ich fürchte ich habe dich nicht gesehen, obwohl ich natürlich ständig Ausschau gehalten habe! Und ich fürchte zum Einsiedler bin ich schon längst geworden, aber ich sehe noch ganz passabel aus!

  2. Hallo Menina,
    Wir haben lange nicht miteinander gesprochen. Gianni und ich sind aus >Istanbul zurueck und Deine Mutter ist wieder gut in Hamburg angekommen. Aber, das weisst Du sicherlich schon alles.Wir denken viel an Dich und bewundern Deinen Mute und Deinen Humor. Hoffentlich wird das Wetter nun langsam besser. In Madrid ist es im Augenblick auch durchwachsen. Ich wuerde Dir gerne ein paar Fotos schickenm, weiss abert leider nicht, wie es gemacht wird. Muss warten bis eines meiner Kinder kommt. Sonst wenig neues.
    Viele Gruesse und weiterhin alles Gut und bloss kein Regen, Heike

  3. Hallo Menina,
    Wir haben lange nicht miteinander gesprochen. Gianni und ich sind aus >Istanbul zurueck und Deine Mutter ist wieder gut in Hamburg angekommen. Aber, das weisst Du sicherlich schon alles.Wir denken viel an Dich und bewundern Deinen Mute und Deinen Humor. Hoffentlich wird das Wetter nun langsam besser. In Madrid ist es im Augenblick auch durchwachsen. Ich wuerde Dir gerne ein paar Fotos schickenm, weiss abert leider nicht, wie es gemacht wird. Muss warten bis eines meiner Kinder kommt. Sonst wenig neues.
    Viele Gruesse und weiterhin alles Gut und bloss kein Regen, Heike

    1. Hallo Tante Heike! Ach, Regen ist nicht so schlimm. Heute war es schon so heiß, dass ich mich über Schatten gefreut habe :-) ich denke Fotos musst du mir wohl über WhatsApp schicken. Geht hier glaube ich nicht.

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