Tag 27. Chaussin

Schon gestern Abend habe ich beschlossen, einen Tag Pause zu machen. Es gibt hier einen Fluss und der Platz ist günstig.
Als ich morgens aufstehe (ich habe wirklich versucht länger zu schlafen), fasse ich einen schleimigen Schlabberglibber und stelle fest, dass ich den Schlafsack mit einer kleinen Nacktschnecke geteilt habe, was der Schnecke allerdings eher nicht so gut bekommen ist. Wie die in den Schlafsack kommen konnte, ist mir ein Rätsel. Ich habe sie jedenfalls offensichtlich in der Nacht liebevoll zerdrückt, was sie sich sicher anders vorgestellt hat. Konzeptlos packe ich an meinen Sachen rum und kasteie mich, indem ich erst Wäsche wasche und danach frühstücke. Wow, denke ich, ich bin so vernünftig und fleißig! Ich schmiere mein Brot für mittags, nachher wird richtig gekocht. Der Gedanke “vielleicht fahre ich noch schnell bei dem Intermarché vorbei”, schleicht sich in mein Bewusstsein. Ich habe eigentlich alles und mehr kann ich eh nicht transportieren, aber mein Konsumverhalten ist dominant. Gummibänder brauche ich unbedingt noch …
Ich komme am Fluss an und suche mir ein Schattenplätzchen, was mal gar nicht so einfach ist. Aber ich finde etwas. Ich teile den Platz mit Ameisen und Spinnen, aber wir sind in trauter Vielsamkeit glücklich miteinander. Ich habe mir gestern im Intermarché eine blaue Isomatte gekauft, über dessen Platz in meinem Gepäck ich mir sinnvollerweise erstmal keine Gedanken gemacht habe. Aber leicht ist sie. Ich rolle sie aus und aufgrund ihrer wahnwitzigen Dicke von immerhin 0,5cm fühle ich jeden Stein unter mir. Ich creme mich artig ein und schon streben Millionen kleiner weißer Pollen in spontan entbrannter Liebe zu mir (hier müsste wohl nochmal “zu mir” stehen, ich bin aber sparsam und nutze das “zu mir” nur einmal) und kleben sich glücklich an mir fest. Das ist nicht so schlimm, wirft doch der Baum über mir in schöner Regelmäßigkeit dicke Wassertropfen ab, um mir die Pollen wieder abzuwaschen. Sehr zuvorkommend und erfrischend. Nun also, mein erster richtiger Sonnentag. Wunderbar entspannend … Nach fünf Minuten in der Sonne liegen wird mir langweilig und ich vermisse meinen Vater, der immer mit Steinchen nach uns geworfen hat. Ich schätze, ihm war genauso schnell langweilig, wenn man eigentlich nur in der Sonne liegen sollte. Ich werde also mir Steinchen nach Ameisen, aber nach kurzer Zeit denke ich darüber nach, wie es wohl umgekehrt wäre und lasse das Werfen wieder. Statt dessen schreibe ich mal den Blog weiter, denke ich. Fotos folgen, wenn das Internet mal wieder mitspielt…

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7 Gedanken zu „Tag 27. Chaussin

  1. seufz, das sieht so richtig nach Süden und Urlaub aus, hier ist es gerade trist und regnerisch

    genieße es, und viel Spaß weiterhin mit deinen tierischen Freunden, hast du manchmal auch andere Gesellschaft auf den Campingplätzen oder zelten um diese Jahreszeit nur allemand fou (oder so ähnlich)?

    1. Es gibt auch andere ;-) . Aber sehr wenig mit Zelt. Ich bin aber mit der Einsamkeit auch entspannt. Es gibt immer Menschen die einen anlächeln oder hallo sagen. Damit bin ich schon zufrieden :-)

  2. Uääh, Nacktschnecke im Schlafsack…nee! Das muss nicht!
    Die Steine sehen aber groß aus, da würde ich wohl auch jeden einzelnen fühlen!
    Wir warten noch auf Sonne, sehnsüchtig.
    Stimmt Papi hat immer Steinchen geworfen und gegrinst, während Mami gelesen hat. Irgendwie sind wir dann Krebse angeln oder Muscheln fangen gegangen oder?
    War schon toll, was wir alles erleben konnten mit Mami und Papi, gell?

  3. Hallo, wir haben kurzfristig überlegt in der Ferienwoche nach Beziers zu fliegen. Leider sind die Flüge nun nicht mehr zu bekommen und Du bist ja auch noch ein bisschen entfernt. Wie geht es so mit der Kraft? Du hast den schlimmen Teil hinter Dir oder? Schlaf schön ohne Schnecken;-)

    1. Also in der Gegend bin ich erst um den 6. Mai :-) , hab aber auch keine Ahnung wann Ferien sind … In ein paar Tagen kommt nochmal eine Gewalttour, aber dann bin ich ja bald an der Küste. Die Kraft ist noch da :-) . Mal sehen, wann die nächste Speiche hin ist. Das mit der Schnecke im Schlafsack war wirklich nicht so der Hit. Aber immernoch lieber als eine Vogelspinne am Mückennetz!

  4. ;0)) Dein Gewissen hat die restlichen Ameisen vom weiteren Bewerfen mit Steinen bewahrt ; sowas nennt man auch Buddha-Natur. SEHR gut gemacht! ;0))

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