Tag 23. Épinal – keine Ahnung wie das hier heißt

Ich habe die Etappe nach Vesoul zweigeteilt und bin reichlich froh darüber. Als ich heute hier ankam hätte ich nicht noch 35km fahren wollen. Heute morgen waren -2 Grad. Ich habe kurzerhand mein Frühstück in die Sanitäranlagen verlegt:

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Wow, glücklicherweise hatte ich keine Ahnung, wieviel Höhenmeter zwischen mir und meinem Ziel lagen. Mit 60km/h den Berg runter und den nächsten mit 4 wieder hoch. Abwechselnd eiskalt und brüllend heiß. Irgendwann habe ich meinen Puls in der Nase gefühlt. Äußerst merkwürdiges Gefühl. Die Pause war kurz, weil kalt und windig.

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Nach dem Zelt aufbauen gehe ich einkaufen. Schlechte Idee, denn ich habe nicht wenig Hunger. Ich gehe in einen gigantischen “Auchan” Supermarkt und vergesse beim Betreten desselben sofort alles was ich kaufen wollte. Das Tier in mir möchte in alle Schinken, Würste und Brote beißen die ich sehe. Ich finde mich in der Technikabteilung wieder und habe tatsächlich das Gefühl, dass ich hier irgendwas bestimmtes kaufen wollte. Mein Kopf ist aber leer und ich starre den Gang entlang. Die Leute starren mich an, wahrscheinlich weil ich meinen Helm noch aufhabe. Würde ich ihn aber abnehmen, würden sie noch mehr starren. Bilde ich mir ein. Unversehens stehe ich vor den ca. 50m Klopapier. Ja, das brauche ich. Gibt’s hier selten auf Campingplätzen. Ich kaufe 8 Rollen und frage mich hier tatsächlich noch, wo ich die lassen soll. Dieser Gedanke verlässt mich jedoch eilig, als ich in die Süßigkeiten-Abteilung komme … Mein Gehirn hat sich längst hauptsächlich abgeschaltet und versucht nur noch hektisch die Vernunft wiederzufinden. Unbeeindruckt von dem Kampf in meinem Inneren, packe ich viel zu viele Dinge in meinen Korb. Ich gehe vorbei an Fertigpizzen, geräucherten Würsten, Fisch und Fleisch. Ich glaube ich muss mal wieder was richtiges Essen. Und viel. Ein Typ spricht mich in gewohnt französischer Supermarkt-Konversation an. Ich sage ihm, dass ich Deutsche bin kein französisch spreche (alles ist runtergefahren, ich bin dazu wirklich nicht mehr in der Lage) und er wiederholt einfach nochmal das gleiche, was er zuvor gesagt hat. “Oui”, sage ich und er ist zufrieden. Als ich auf dem Parkplatz quasi wieder zu mir komme, habe ich schon das halbe Brioche mit Schokostückchen aufgegessen. Meine Hände und vermutlich auch mein Gesicht, sind voll mit Schokolade und ich stopfe mir gerade noch den letzten Bissen in den Mund. Ich liebe stopfen. Ich glaube ich gehe nicht wieder hungrig einkaufen.

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Ein Gedanke zu „Tag 23. Épinal – keine Ahnung wie das hier heißt

  1. Schätzelein, wie tapfer du doch bist!
    Und vielen Dank für die ganzen Orte die du uns vorstellst.
    Trotz einer ganz leichten Verzweiflung, – deinerseits, ist es eine wahre Wonne, –unsererseits, deine Reiseberichte zu lesen.

    Mach mal über Ostern eine Pause und pflege dein Knie.

    Frohe Ostern und liebe Grüße
    Kerstin

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