Tag 17. Trier – Rettel

Immernoch der Moselradweg. Mal an einem Ufer, mal an dem anderen. Am anderen Ufer scheint eigentlich immer die Sonne. Ist ja klar :-)
Ich fahre an Wiesen und Feldern vorbei. Eine willkommene Abwechslung zu den ewigen Weinbergen. Auf einem kleinen Fußballfeld vergnügt sich ein kleiner weisser Hund mit einem recht dicken Mann. Der Mann wirft einen Ball, den der Hund nach zwei Sekunden erlegt hat und jetzt die nächste halbe Stunde darauf wartet, dass der Mann zu ihm gewatschelt (anders kann ich den rudernden Schleich/Schongang nicht beschreiben) kommt. Währenddessen erleidet der kleine Hechelhund fast einen Herzinfarkt vor lauter Freude, Ungeduld und Aufregung. Was für ein Hundeleben. Ich habe mir viel Zeit mit meinen beiden Schlucken aus der Wasserflasche gelassen, sodass ich alles in Ruhe beobachten kann.
Weiter geht’s. Ich komme zu einem Örtchen namens “Oberbillig”. Hm.
Hier beginnt sich die Mosel zweisprachig zu teilen, auf der anderen Seite ist Luxemburg. Verrückt, aber am anderen Ufer sieht es ganz genauso aus, wie an meinem Ufer. Mir kommt eine große Gruppe Nordic Walking Wanderer entgegen. Als ich schon fast unbehelligt vorbei bin, ruft doch noch einer lautstark wo es denn hinginge. Nach Madrid rufe ich zurück und bekomme als Antwort ein hysterisches Lachen. Vielleicht lacht der Mann auch immer leicht an der Grenze zum Nervenzusammenbruch, aber mich irritiert es und ich gebe schnell mehr Gas. Ein, Marienkäfer, vermutlich berauscht von der Schnelligkeit, dockt an meinem Bein an und tritt kräftig mit. Gemeinsam Schrauben wir uns auf 27kmh hoch, und das mit leichtem Gegenwind. Marienkäferpower. Bedauerlicherweise verlässt mich mein Begleiter wieder und ich Fälle zurück auf 20kmh. Aber kurz haben wir beide den Rausch der Geschwindigkeit erlebt.
Jetzt Pause und Futter :-) . Pappiges Brötchen und bitterer Tee. Ja, das Leben ist kein bunter Teller. Wie habe ich den Tee bloß so bitter hinbekommen? Mir drängt sich der Verdacht auf, dass da irgendwie Spiritus mit im Spiel ist. Wer sich schonmal nach dem Befüllen des Spiritusbrenners die Finger abgeleckt hat, weiß was bitter ist. Egal, ich kann und will nicht von meinen Gewohnheiten abweichen. Also runter damit. Bin ich wirklich erst zwei Wochen unterwegs? Kommt mir Ewigkeiten entfernt vor, dass ich in der Lüneburger Heide war.
Nach dem Essen lege ich mich auf die Bank. Zärtlich drückt das knallharte Eichenholz oder was auch immer in meinen Rücken und erinnert mich so, nicht zu lange liegen zu bleiben. Ich ignoriere den stummen Aufruf und gucke in den Himmel. Im Baum über mir zwitschern die kleinen Vögel. Vielleicht sind es auch luxemburgische “Vôgel”. Egal. Gedankenverloren schaue ich den Baum an. Die Vögel sind recht unerschrocken mittlerweile näher gekommen. Direkt über mir. Bevor sich der Gedanke in meinem Kopf zu einem ganzen Satz bilden kann, landet ein kleiner Klecks weißen Vogeldrecks auf meinem Bauch. Jetzt erinnere ich mich auch, dass die Bank recht üppig vollgekleckst war. Ach was soll’s. Passe ich besser zu meinem Fahrrad, denke ich. Schön, so eine Gelassenheit zu haben. Man könnte es auch Faulheit nennen.
Und just da, wo die einzige Möglichkeit besteht, sich ungesehen auf Klo zu begeben, ist eine Gänsefamilie mit drei kleinen Jungen. Ja, die Natur ist meine Freundin …

Posted from here.

2 Gedanken zu „Tag 17. Trier – Rettel

  1. Hier ein paar wertvolle Tips:
    Ou on peut d’acheter quelque chose (par example ver de mer)
    Sabe vous le chemin a Madrid? (Ich kann leider nur die höfliche Sie Form)
    Have vous tissue de toilette?
    Ou est le prochain Supermarché?
    Mon biciclette est malade!
    Damit habe ich wohl alles Wichtige abgedeckt. Ist doch erstaunlich, was man alles auf französisch kann, ohne die Sprache zu kennen.
    Arrete les oreilles rigide! Mami

Hinterlasse einen Kommentar zu snapfish2000 Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>