Tag 14. Cochem – Mülheim

Es ist 6:30. Ich liege noch in voller Montur im Schlafsack. Draußen zwitschern die unterschiedlichsten Vögel. Direkt neben mir muss ein R2D2-Vogel sein. Weiter hinten klingt einer wie ein altes Modem. Und dann noch einer, der klingt wie ein kaputter Schreib-Lesekopf einer Festplatte. Der R2D2 spult jetzt sein No.1-Hit Medley ab, ohne Pause in Endlosschleife. Das alte Modem steigert sich zu einer realistischen Imitation eines startendes Motorrades. Und ich könnte schwören dass der schreib-Lesekopf jetzt ein Helene Fischer Song piepst.

Ich krieche aus dem Zelt und stelle am Klo fest, dass ich mein Klopapier vergessen habe. Was man nicht im Kopf hat… denke ich. Allerdings ist mit meinen Beinen auch nicht viel los, was die berechtigte Frage aufwirft, wo sich meine gigantische Intelligenz zur Zeit versteckt.

Egal, Frühstück gemacht. Ich werde immer besser was die Wärmenutzung angeht… Alles zusammen packen und ab zum Bezahlen. Hier kommt mal wieder die beliebte und berechtigte Frage, ob es denn nicht zu kalt sei zum Zelten. Ich seufze innerlich und denke ja, es ist kalt. SAU. KALT! Schon mal draußen gewesen und selber gefühlt?! Ich ermahne mich zur Ruhe. Nein nein, es ist gemütlich warm, die Vögelein singen mir ein gute Nacht Lied und in meinen Träumen gibt es täglich Pfannkuchen und der Sommer endet nie – antworte ich natürlich nicht. Statt dessen sage ich schlicht “ja.” Damit ist der lahme Versuch nach einer Konversation erfolgreich im keim erstickt und ich freue mich über die erste gute Tat des Tages. Schnell bezahlt und los geht es am Moselufer. Nach einigen Kilometern komme ich auf die Idee Musik anzumachen. Julia sagt, meinen Humor habe ich von meiner Mutter (danke, Mami :-) !), genauso wie ich ABBA von meinen Eltern mit auf den Weg bekommen habe. Bei den ersten Klängen von “Dancing Queen” kommt die Lebensfreude. Ich nicke im Takt zur Musik. Auf breiter Moselradweg Front kommt mir eine Gruppe Damen und Herren entgegen geschunkelt. Entweder man ist schon (oder etwa noch?!) angetrunken von den diversen Besuchen der diversen Weinlokalen, oder die Gruppe hat Hüftprobleme. Nichtsdestotrotz nicken die Herrschaften mir ebenfalls enthusiastisch zu und freuen sich.
Zweite gute Tat des Tages.

Jetzt mache ich Pause und hab fast alles ausgezogen und aufgehängt was geht. Es ist so warm, dass ich nur in meiner eng anliegenden und daher natürliche extrem formschönen Thermounterwäsche da sitze. Mir fällt auf, dass der Weg hier doch recht befahren ist. Wie schnell man sich für nichts zu schade ist.

Ich habe ein Foto dazu gemacht, was ich jetzt nicht hochladen kann, weil das Internet hier nur so tut, als wäre es tatsächlich vorhanden. Trotzdem sehe ich mir das Foto an und stelle fest, dass es doch besser wäre ein Tshirt anzuziehen. Ich lasse mir viel Zeit und beobachte mal wieder Insekten. Eine Wespe krabbelt zum dritten Mal in meinen Schuh, ich bilde mir ein, dass sie leicht taumelnd wieder rauskrabbelt. Ein kleiner Schmetterling (ich habe hier schon vier Arten gezählt) will einfach nicht begreifen, dass meine blaue Jacke nicht die XXL-Blüte ist, für die er sie hält. Ein neuer Vogel Sound taucht auf. Klingt wie wenn man zwei glatte Steine aneinander schlägt. Sehr melodisch, wie man sich vorstellen kann. Ungewollterweise wird mir ein kleiner Sonnenbrand aufgedrängt. Naja, immer noch besser als ein Wein-Brand. Haha. Nichtmal ich selber kann über diesen feinsinnigen Wortwitz lächeln. Nun gut. Ich denke an die Herrschaften von vorhin.
Weiter geht es an der Mosel entlang. Weindorf an Weindorf reiht sich aneinander. Ich freue mich über so kreative Gaststättenamen wie “zur Traube” oder “zum Weinkeller”. Endlich komme ich an meinem Platz an. Die Sonne scheint immernoch. Ich esse eine Tütensuppe. Dass die aber auch immer so gut schmecken. Könnte ich glatt jeden Tag essen. Ach, mach ich ja. Na, ich Glückspilz!
Auf einmal macht mir ein Vogel quasi kackfrech im Vorbeifliegen auf mein Zelt und meckert dann auch noch lautstark. Wenn ich es mir recht überlege reicht mir die Knorr Tüte heute nicht so recht. Geflügel wäre gut, denke ich und gucke nach oben …

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10 Gedanken zu „Tag 14. Cochem – Mülheim

  1. Hallo Menina,
    Ich weiss nicht, ob mein Kommentar ankommt, denn ich weiss leider nicht, wie es gemacht wird Dir zu antworten. Ich will es einfach mal versuchen. Ich lese jeden Tag Deine Mail, meine Kínder uebrigens auch, und nachmittags muss ich dann Mutti berichten.
    Du schreibst urkomisch, wusste gar nicht (und dass nach ueber 30 Jahren!) dass ich so eine humorvolle Nichte habe!!! Ja, man lernt nie aus……
    Obwohl noch so viel fehlt, erwarten wir Dich schon sehnlichst in Madrid.
    Wie kann ich nun erfahren, ob Du diese Antwort erhalten hast? Schick mir ubers haendy eine Antwort und wenn sie angekommen ist, werde ich Dich nun jeden Tag, oder zumindest jeden 2. Tag belaestigen. jajajaja
    Weiterhin alles Gute und toi, toi, toi
    Deine Patentante aus Spanien

  2. Das ist ne lange Strecke heute! Halt dich tapfer!
    Ich bin drauf und dran mit manischem Lachen die Platane vor unserem Haus zu fällen, damit die Vögel irgendwo anders hinziehen, wo sie ahnungsloses Volk belästigen können! Tiefstes Verständnis und Mitfühlen!

  3. Oh, traben-trarbach. Da waren Julia und ich vor vielen Jahren mal auf klassenreise :) sehr hübsche Gegend. Und man kann Bootsfahrten machen – aber Mütze aufsetzen, sonst Sonnenstich. Und beim Fußballspielen nicht die Beine verknoten, sonst armbruch. Und vorsichtig sein, wenn du Weinberge runter rennst. Ach ja, klassenreisen :) )

    1. Da hab ich auch gleich dran gedacht, dass wir da auf Klassenreise waren :-) Kann mich an die Einzelheiten allerdings überhaupt nicht mehr erinnern…

  4. Hallo menina!!!! Ich lese jeden tag deine nachrichten. Es ist ganzen toll was du erzählst.
    Obwohl es noch lange dauert bist du kommst können wir es la um erwarten bist du kommst und uns alles erzählst!!!!
    Ein diken kuss und bleib gesund!

    1. Na dann weis ich ja, wo mein Humor geblieben ist. Aber: als ich klein war und Omi mich gefragt hat, was ich denn essen wollte, habe ich immer gesagt
      ETO HÜHNERSUPPE (aus der Tüte) MIT NUDELN.
      D A S hast Du von mir geerbt!
      Creme Dich ein! Mami

      1. Hihi!! Jetzt will ich aber auch ganz genau wissen, was ich so geerbt hab!! Nachdem Humor und Tütensuppen schon weg sind….verdammt!
        Creme dich ein! Alida

  5. Menina, du bist ja einen Riesen-Schlenker gefahren? Auf der Karte sieht es aus, als wärst du nach dem Schlenker fast wieder an derselben Stelle gelandet…

    Kann gar nicht glauben, dass du erst knapp zwei Wochen weg bist, kommt mir schon viel länger vor…

    Kann es auch kaum erwarten, bis wir uns in Valencia sehen!

  6. Das Internet, das nur so tut als wäre es eins habe ich hier im Elbsandsteingebirge auch. Welch schöne innere Verbundenheit. Liebe Grüße aus Sachsen!:)

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